Multiple Chemical Sensitivity (MCS) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ist eine komplexe und bislang nicht vollständig verstandene Erkrankung. Die genaue Pathophysiologie ist bislang nicht geklärt, und es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung dieser Störung. Mehrere Studien untersuchen derzeit die möglichen Mechanismen und Ursachen der MCS.
Konditionierungstheorien
Ein Erklärungsansatz für die Pathogenese der MCS ist die klassische Konditionierung. Hierbei wird vermutet, dass Betroffene eine erlernte Reaktion auf chemische Substanzen entwickeln, bei der harmlose Reize durch wiederholte Exposition mit einem negativen Ereignis (z. B. unangenehmen Symptomen) verknüpft werden. Diese Reaktion kann dazu führen, dass die Betroffenen überempfindlich auf kleinste Mengen chemischer Substanzen reagieren, obwohl keine objektive Schädigung oder Toxizität vorliegt [1, 2].
Neurologische Hypothesen
Eine weitere Hypothese vermutet eine Übererregbarkeit des zentralen Nervensystems. Ähnlich wie bei anderen sensitiven Syndromen, wie dem Fibromyalgiesyndrom oder der chronischen Erschöpfung, könnte das Gehirn bei MCS-Patienten eine übermäßige Reaktion auf Reize entwickeln, die bei nicht betroffenen Personen keine Probleme verursachen. Diese Hypersensibilität könnte zu den vielfältigen Symptomen der MCS führen, einschließlich Kopfschmerzen, Atembeschwerden und kognitiven Störungen.
Toxikologische Ansätze
Ein dritter Ansatz geht davon aus, dass MCS durch eine erhöhte Sensibilität gegenüber toxischen Substanzen verursacht wird. Diese Theorie besagt, dass Betroffene eine abnorme Reaktion auf Umweltschadstoffe oder niedrige chemische Belastungen zeigen, was zu einer Ansammlung von Schadstoffen im Körper führen könnte. Dies könnte möglicherweise Entzündungsreaktionen oder Immunstörungen auslösen, die die Symptomatik verstärken.
Zusammenfassung
Die Pathogenese der Multiple Chemical Sensitivity ist bislang nicht vollständig geklärt, aber es gibt verschiedene Erklärungsansätze. Neben konditionierten Reaktionen auf chemische Substanzen spielen möglicherweise eine Überempfindlichkeit des zentralen Nervensystems und eine abnorme Reaktion auf Umweltchemikalien eine Rolle. Aktuelle Forschung untersucht diese Mechanismen weiter, um die Ursachen besser zu verstehen und gezieltere Behandlungen zu ermöglichen [1, 2].
Ätiologie (Ursachen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Psycho-soziale Situation
- Seelische Belastungen – Emotionale und mentale Belastungen können die Sensibilität gegenüber chemischen Substanzen verstärken.
- Stress – Chronischer Stress kann die Immunfunktion beeinträchtigen und die Empfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren erhöhen.
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Duftstoffe – Parfümierte Produkte und Raumdüfte können Trigger für MCS-Symptome darstellen.
- Lösungsmittel – Verwendung in Farben, Lacken oder Reinigungsmitteln kann zu chemischen Belastungen führen.
- Formaldehyd – In Baumaterialien und Textilien enthalten, bekannt für seine toxische Wirkung.
- Pestizide – Belastung durch Nahrungsmittel oder berufliche Exposition.
- Polychlorierte Biphenyle (PCB) – Endokrine Disruptoren, die bereits in geringen Mengen die Gesundheit schädigen können.
- Schwermetalle – Exposition gegenüber Blei, Quecksilber oder Cadmium.
- Waschmittel – Inhaltsstoffe wie optische Aufheller oder Duftstoffe können die Symptome verschlimmern.
- Wohnraumgifte – Belastungen durch Schadstoffe aus Baumaterialien, Schimmel oder chemischen Reinigern.
Literatur
- Van den Bergh O et al.: Learning subjective health complaints. Scand J Psychol. 2002 Apr;43(2):147-52. doi: 10.1111/1467-9450.00280.
- Parma V et al.: Enhancement of Odor Sensitivity Following Repeated Odor and Visual Fear Conditioning. Chem Senses. 2015;40(7):497-506 https://doi.org/10.1093/chemse/bjv033