Morbus Parkinson – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Morbus Parkinson dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Personen mit einem Morbus Parkinson?
Soziale Anamnese
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie ein Zittern vor allem der Hände bemerkt?
- Fühlen Sie, dass ihre Muskeln angespannt sind?
- Bemerken Sie einen kleinschrittigen Gang?
- Sind Ihnen eine Verlangsamung Ihrer Bewegung aufgefallen?
- Ist Ihnen zusätzlich eine leise, monotone Sprache, eine verringerte Mimik oder ein seltener Lidschlag aufgefallen?
- Sind Ihnen weitere Symptome wie Schwindel, vermehrte Speichelproduktion oder Schluckstörungen aufgefallen?
- Fühlen Sie sich manchmal melancholisch?
- Leiden Sie unter Stimmungsschwankungen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Leiden Sie unter Verstopfung?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen (Stimulanzien vom Amphetamintyp (z. B. Methamphetamin; umgangssprachlich Crystal Meth, Meth oder Crystal)) und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (Herzkreislauferkrankungen; Fettstoffwechselstörungen; Hormonstörungen wie z. B. Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Osteoporose)
- Operationen
- Allergien
Medikamentenanamnese
- Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit)
- Antipsychotika (Neuroleptika/Nervendämpfungsmittel)
- Calciumantagonisten vom Flunarizin-Typ
Umweltanamnese
- Aluminium
- Blei
- Cadmium
- Cobalt
- Disulfiram
- Insektizide
- Rotenon (Pyranofurochromon-Derivat, dessen Grundstruktur sich von den Isoflavonen ableitet)
- Kohlendisulfid
- Kupfer – unter dem Einfluss von Kupferionen entstehen ringförmige Alpha-Synuclein-Proteinoligomere, die den Anfang des Krankheitsprozesses bei Morbus Parkinson markieren könnten [5].
- Luftschadstoffe
- Feinstaub (PM2,5) – 13 % erhöhte Erkrankungsrisiko pro 5 µg/m3 mehr Feinstaub am Wohnort (Hazard Ratio 1,13; 1,12 bis 1,14); Assoziation war bis zu einer PM2,5-Konzentration von 16 µg/m3 dosisabhängig [4].
- Kohlenmonoxid
- Mangan (manganhaltige Dämpfe beim Schweißen) → Entwicklung und Progression eines Mangan-Parkinsonismus [2]
- Methylalkohol (Methanol)
- Mikroplastik?
- MPTP (1-Methyl-1-4-Phenyl-1,2,3,6-Tetrahydropyridin)
- Pestizide/Insektizide
- Organo-Chlor-Pestizide – z. B. Beta-Hexachlorocyclohexane (beta-HCH) waren häufiger bei Patienten mit Morbus Parkinson (76 %) nachweisbar als im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (40 %) [1]
- Quecksilberamalgam (+58 %) [3]
- Trichlorethylen (TCE) [6] – Halogenkohlenwasserstoff, der hauptsächlich als Lösungsmittel eingesetzt wird
- Zyanid
Literatur
- Richardson JR, Shalat SL, Buckley B, Winnik B, O'Suilleabhain P, Diaz-Arrastia R, Reisch J, German DC: Elevated serum pesticide levels and risk of Parkinson disease. Arch Neurol. 2009 Jul;66(7):870-5.
- Racette BA et al.: Dose-dependent progression of parkinsonism in manganese-exposed welders. Published online before print December 28, 2016, doi: 10.1212/WNL.0000000000003533
- Hsu YC et al.: Association between History of Dental Amalgam Fillings and Risk of Parkinson’s Disease: A Population-Based Retrospective Cohort Study in Taiwan. PLoS One. 2016 Dec 1;11(12):e0166552. doi: 10.1371/journal.pone.0166552. eCollection 2016.
- Shi L et al.: Long-term effects of PM2·5 on neurological disorders in the American Medicare population: a longitudinal cohort study. Lancedt Planetary Health October 19, 2020 doi:https://doi.org/10.1016/S2542-5196(20)30227-8
- Synhaivska O et al.: Single-Particle Resolution of Copper-Associated Annular α-Synuclein Oligomers Reveals Potential Therapeutic Targets of Neurodegeneration ACS Chem. Neurosci. 2022, 13, 9, 1410-1421
- Goldman SM et al.: Risk of Parkinson Disease Among Service Members at Marine Corps Base Camp Lejeune. JAMA Neurol 2023; 80: 673-68