Morbus Parkinson – Einleitung

Morbus Parkinson, umgangssprachlich Parkinson-Krankheit genannt, ist ein extrapyramidales Syndrom infolge einer Degeneration von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra, was zu motorischen und nicht-motorischen Symptomen führt.

Synonyme und ICD-10: Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS); Lewy-Body-Parkinson-Krankheit; Lewy-Körperchen; Paralysis agitans; Parkinson-Krankheit; Parkinsonism; Parkinsonismus; Parkinsons disease; Parkinsonsyndrom; Parkinson’sche Krankheit; Schüttelparalyse; ICD-10-GM G20.-: Primäres Parkinson-Syndrom

Diese Erkrankung stellt die häufigste neurologische Alterserkrankung dar.

Fachgesellschaften empfehlen, die Begriffe „Parkinson-Krankheit“ und „Idiopathisches Parkinson-Syndrom“ nicht mehr als Synonym zu verwenden, sondern künftig den allgemeineren Begriff „Parkinson-Krankheit“ zu verwenden.

Formen der Erkrankung

Klassifikation

  • Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Die häufigste Form ohne bekannte Ursache.
  • Genetische Parkinson-Syndrome: Seltenere Formen mit nachweisbaren genetischen Mutationen.
  • Sekundäre Parkinson-Syndrome: Symptomatische Formen durch Medikamente, Toxine, Hirnerkrankungen oder Traumen.
  • Atypische Parkinson-Syndrome (Parkinson-Plus-Syndrome): Progressives supranukleäres Blickparese-Syndrom (PSP), Multisystematrophie (MSA), Kortikobasale Degeneration (CBD), Lewy-Körper-Demenz (DLB).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Zunahme der Erkrankung bei Männern beträgt 24 % pro Jahrzehnt (RR 1,24; 1,08-1,43), besonders bei Männern über 70 Jahren (RR 1,35; 1,10-1,65) [1].

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens liegt zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 0,3-0,5 % der Bevölkerung, bei über 60-Jährigen 1 % und bei über 80-Jährigen 1,5-2 %. In Deutschland etwa 250.000 Fälle.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): 11-19 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr, für die Gruppe der 40- bis 44-Jährigen etwa 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner pro Jahr. 

Verlauf und Prognose

Verlauf

Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die typischerweise einen stadienhaften Verlauf zeigt. Der Krankheitsbeginn ist meist schleichend, und die Symptome entwickeln sich über Jahre hinweg. Zu den charakteristischen motorischen Symptomen gehören:

  • Tremor: Zittern in Ruhe, vor allem in den Händen.
  • Rigor: Muskelsteifheit.
  • Bradykinese: Verlangsamung der Bewegungen.
  • Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen, die zu Stürzen führen können.

Im frühen Stadium der Erkrankung können die Symptome mild sein und die Alltagsaktivitäten kaum beeinträchtigen. Mit fortschreitender Erkrankung nehmen die motorischen Beeinträchtigungen zu, was zu einer zunehmenden Abhängigkeit von Hilfe und Unterstützung führt. Zusätzlich zu den motorischen Symptomen treten häufig nicht-motorische Symptome auf, wie:

  • Schlafstörungen
  • Depressionen
  • Angstzustände
  • Kognitive Beeinträchtigungen
  • Autonome Dysfunktionen (z. B. Obstipation (Verstopfung), Blasenentleerungsstörungen)

Prognose

Die Prognose von Morbus Parkinson variiert stark zwischen den Patienten und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Alter bei Krankheitsbeginn, die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Symptome und das Ansprechen auf die Therapie. Im Allgemeinen führt eine frühzeitige Diagnose und eine adäquate Therapie zu einer besseren Lebensqualität und kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

  • Lebensqualität und Funktionalität: Bei rechtzeitiger und angemessener Therapie kann die Lebensqualität der Betroffenen über viele Jahre hinweg erhalten bleiben. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu kontrollieren und die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu bewahren.
  • Therapieansprechen: Die medikamentöse Therapie, insbesondere mit Levodopa und Dopaminagonisten, zeigt in den frühen Stadien oft eine gute Wirkung auf die motorischen Symptome. Im fortgeschrittenen Stadium können jedoch motorische Komplikationen wie Wirkungsfluktuationen und Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) auftreten.
  • Lebenserwartung: In der Regel ist die Lebenserwartung bei gut eingestellter Therapie nicht signifikant eingeschränkt. Studien zeigen jedoch, dass Begleiterkrankungen und Komplikationen, wie Stürze oder Infektionen, die Lebensqualität und -erwartung beeinflussen können.
  • Nicht-motorische Symptome: Diese nehmen mit der Zeit an Bedeutung zu und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Eine umfassende Behandlung, die sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome berücksichtigt, ist daher essenziell.

Morbus Parkinson ist eine komplexe Erkrankung mit einer breiten Palette von Symptomen und Verläufen. Die kontinuierliche Anpassung der Therapie und eine multidisziplinäre Betreuung sind entscheidend für das Management der Erkrankung und die Erhaltung der Lebensqualität der Betroffenen.

Literatur

  1. Savica R et al.: Time Trends in the Incidence of Parkinson Disease. JAMA Neurol. Published online June 20, 2016. doi:10.1001/jamaneurol.2016.0947

Leitlinien

  1. Deuschl G. et al.: European Academy of Neurology/Movement Disorder Society - European Section guideline on the treatment of Parkinson's disease: I. Invasive therapies.Eur J Neurol. 2022 Sep;29(9):2580-2595. doi: 10.1111/ene.15386.
  2. S2k-Leitlinie: Parkinson-Krankheit. (AWMF-Registernummer: 030 - 010), Oktober 2023 Langfassung