Morbus Alzheimer – Symptome – Beschwerden

Die Erkrankung beginnt zumeist schleichend, mitunter stellen die Angehörige erst Jahre nach dem eigentlichen Beginn der Alzheimer-Erkrankung Symptome fest. Anfangs treten Veränderungen auf, die als typische Altersveränderungen angesehen werden, wie Vergesslichkeit. Im weiteren Verlauf werden die Symptome jedoch häufiger und auffälliger. Dazu zählen unter anderem Orientierungslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Zustände von Verwirrtheit. Die Fähigkeit, sich selbst zu pflegen und zu versorgen, geht mit Fortschreiten der Erkrankung zunehmend verloren, sodass die Betroffenen auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen sind.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Morbus Alzheimer hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Morbus Alzheimer und werden oft zuerst bemerkt:

  • Gedächtnisstörungen: Subjektiv empfundene Gedächtnisverschlechterung, die sich in Schwierigkeiten beim Erinnern und Speichern neuer Informationen äußert
  • Orientierungsstörungen: Probleme, sich in bekannten und unbekannten Umgebungen zurechtzufinden
  • Aphasie (zentrale Sprachstörung): Insbesondere Wortfindungsstörungen*, die sich durch Schwierigkeiten beim Benennen von Gegenständen zeigen
  • Agnosie: Schwierigkeiten beim Erkennen von Gegenständen oder Personen, die nicht durch andere kognitive Beeinträchtigungen verursacht sind
  • Apraxie: Probleme bei der Ausführung von Bewegungsabläufen und im Umgang mit Gegenständen trotz intakter Motorik und Wahrnehmung

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Morbus Alzheimer:

  • Störungen des zeitlichen Empfindens: Schwierigkeiten, Zeitabläufe zu erfassen oder zeitliche Abfolgen zu erkennen
  • Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus: Schlafstörungen, tagsüber Schläfrigkeit oder Tagesmüdigkeit [5]

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Unruhe: Rastlosigkeit und Nervosität, die sich vor allem in den Abendstunden verstärken können
  • Perseverationen: Sprachliches oder gedankliches Verharren bei denselben Themen oder Wörtern
  • Hyposmie*: Vermindertes Riechvermögen, in einigen Fällen auch Phantosmien (wahrgenommene Gerüche ohne reale Quelle)
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen: Schwankende emotionale Reaktionen und erhöhte Sensibilität gegenüber äußeren Einflüssen
  • Depression: Stimmungstiefs und Antriebslosigkeit, die häufig bei Alzheimer-Patienten auftreten
  • Persönlichkeitsveränderungen: Veränderungen in der Persönlichkeit und im Verhalten, die häufig mit sozialen Rückzügen und Desinteresse einhergehen
  • Wahn und Halluzinationen: Falsche Überzeugungen und Wahrnehmungen, die häufig visuell oder auditiv sind

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Anorexie (Appetitlosigkeit): Führt oft zu einem ungewollten Gewichtsverlust
  • Gewichtsverlust: Häufig beobachtet bei fortgeschrittener Alzheimer-Erkrankung [1]
  • Motorische Ausfälle: Störungen in der Bewegung und Koordination, die im Verlauf der Erkrankung auftreten können

*Frühsymptom [2, 3]; ist ein besserer Prädiktor von kognitivem Verfall als Defizite des verbalen episodischen Gedächtnisses [4].

Ein vom National Institute on Aging (NIA) und der Alzheimer's Association (AA) zusammengestelltes Komitee in "Alzheimer's and Dementia" wendet sich ab von der Symptomatik und will in der Forschung zukünftig Biomarker für die Diagnose Alzheimerkrankheit (AD) als entscheidende Kriterien verwenden (s. u. Labordiagnostik) [6].

Weitere Hinweise

  • Anscheinend können epileptische Anfälle einer Alzheimer-Erkrankung um mehrere Jahre vorausgehen: gemäß einer Studie war bei Patienten mit einem im Alter erstmals aufgetretenen und provozierten Anfall unklarer Genese (LOSU: late-onset seizure of unknown etiology) das Risiko für eine spätere Alzheimer-Erkrankung fast verdoppelt [7].
  • Bei Patienten mit einem genetischen Risiko für Morbus Alzheimer ließen sich vermehrt Probleme bei der räumlichen Navigation feststellen: z. B. wenn man nachts aufsteht und im Dunklen den Weg ins Badezimmer finden will [8].

Literatur

  1. Johnson DK, Wilkins CH, Morris JC: Accelerated weight loss may precede diagnosis in Alzheimer disease. Arch Neurol. 2006 Sep;63(9):1312-7.
  2. Aging-related cortical reorganization of verbal fluency processing: a functional near-infrared spectroscopy study. Ahead of print: 05.07.2012 in Neurobiology of Aging. doi:10.1016/j.neurobiolaging.2012.05.021
  3. Hüttenbrink KB, Hummel T, Berg D, Gasser T, Hähner A: Olfactory dysfunction common in later life and early warning of neurodegenerative disease. Dtsch Arztbl Int 2013; 110(1-2): 1-7, DO
  4. Sprecher KE et al.: Poor sleep is associated with CSF biomarkers of amyloid pathology in cognitively normal adults. Neurology July 5, 2017, doi: http:/​/​dx.​doi.​org/​10.​1212/​WNL.​0000000000004171 
  5. Sprecher KE et al.: Poor sleep is associated with CSF biomarkers of amyloid pathology in cognitively normal adults. Neurology July 5, 2017, doi: http:/​/​dx.​doi.​org/​10.​1212/​WNL.​0000000000004171 
  6. Jack CR et al.: NIA-AA Research Framework: Toward a biological definition of Alzheimer's disease. Send to Alzheimers Dement. 2018 Apr;14(4):535-562. doi: 10.1016/j.jalz.2018.02.018.
  7. Keret O et al.: Association of Late-Onset Unprovoked Seizures of Unknown Etiology With the Risk of Developing Dementia in Older Veterans. JAMA Neurol. Published online March 9, 2020. doi:10.1001/jamaneurol.2020.0187
  8. Bierbrauer A et al.: Unmasking selective path integration deficits in Alzheimer’s disease risk carriers, in: Science Advances, 2020, doi: 10.1126/sciadv.aba1394