Morbus Alzheimer – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Magnetresonanztomographie des Schädels (Schädel-MRT, craniale MRT bzw. cMRT) zur Basisdiagnostik – zum Ausschluss von Raumforderungen und zur Beurteilung von Atrophiezeichen
    Beachte: Die Spezifität der strukturellen MRT ist zu gering, um alleine darauf die Differenzierung der Alzheimer-Demenz oder der frontotemporalen Demenz von anderen neurodegenerativen Demenzen zu begründen. Für die Feststellung einer vaskulären Demenz sollten neben der Bildgebung (Ausmaß und Lokalisation von vaskulären Läsionen) Anamnese, klinischer Befund und neuropsychologisches Profil herangezogen werden. Empfehlungsgrad B [1]
    • Breaking News: T1-gewichtete (T1w) Magnetresonanz(MRT)-Scans; T1w-MRT-Bilder wurden automatisch in 115 Regionen segmentiert und basierend auf einem statistischen Modell automatisiert gewichtet. Ein trainierter Algorithmus ist inzwischen in der Lage mit einer standardisierten Genauigkeit von 98 % vorhersagen zu können, ob und welche Alzheimer-Form vorliegt [3].
  • Computertomographie des Schädels (Schädel-CT, craniale CT bzw. cCT) zur Basisdiagnostik (wenn MRT nicht zur Verfügung steht) – zum Ausschluss von Raumforderungen und Beurteilung von Atrophiezeichen

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung bzw. zum Ausschluss von Komplikationen

  • Enzephalogramm (EEG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns) – bei der Verdacht auf Anfallsleiden, Delir, Creutfeldt-Jacob-Erkrankungen
  • Ein PET oder SPECT zur Festellung eines dopaminergen Defizits kann in klinisch unklaren Fällen für die Differentialdiagnose einer Lewy-Körperchen-Demenz vs. Nicht-LewyKörperchen-Demenz eingesetzt werden [1]:
    • Single-Photon-Emissions-Tomographie (SPECT) geeignet für die Diagnose der Alzheimer Demenz sowie von lobaren Demenzen; Cave: Verfügbarkeit, Fehlen von Studien
    • Positronenemissionstomographie (PET), gemessen durch Fluorodesoxyglukose (FDG)-PET; ggf. auch PET-MRT – In-vivo-Nachweis der Amyloid-Beta-Plaques bei Patienten mit Morbus Alzheimer per Amyloid-PET möglich [Hypometabolismus im Gehirn, gemessen durch Fluorodesoxyglukose, bzw. Darstellung von β-Amyloid-Plaques durch spezifische Radiopharmaka]
      Cave! Ein positiver Amyloid-Scan ist nicht gleichzusetzen mit der Diagnose einer Alzheimer-Demenz. Ein positiver Amyloid-Nachweis mittels PET muss im Gesamtkontext insbesondere unter Beachtung des klinischen Befundes und anderer Biomarker-Informationen interpretiert werden [1].
      Beachte:
      • Ein positiver Amyloid-PET-Befund kann auf eine zugrunde liegende Alzheimer-Krankheit hindeuten, während ein negativer Amyloid-PET-Befund gegen eine zugrunde liegende Alzheimer-Krankheit spricht [1].
      • Der Nachweis von Beta-Amyloiden war gemäß einer Studie mit einem langsamen Verlust der kognitiven Fähigkeiten verbunden. Er beschleunigte sich allerdings rapide, wenn zusätzlich Taufibrillen nachweisbar waren [4]. 
  • Dopplersonographie (Ultraschalluntersuchung, die Flüssigkeitsströme (vor allem den Blutfluss) dynamisch darstellen kann) der Carotiden (Halsschlagadern) – bei zusätzlichen vaskulären (gefäßbedingten) Problemen indiziert
  • Transkranielle Magnetstimulation (TMS): Verfahren mit dem mittels fluktuierender Magnetfelder schmerzfrei ein elektrischer Strom durch den intakten Schädel (transkraniell) im Gehirngewebe erzeugt wird und dadurch neuronale Aktionspotenziale auslöst – zur Differentialdiagnostik Frontotemporale Demenz (FTD)/Morbus Alzheimer; das Verfahren kann Morbus Alzheimer und FTD mit einer Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) von 91,8 % und einer Spezi­fität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) von 88,6 % voneinander unterscheiden [2]

Wahrscheinliche oder mögliche Demenz bei Alzheimer-Krankheit mit Hinweisen für den pathophysiologischen Prozess der Alzheimer-Krankheit [1]:

Amyloid-Marker Marker für neuronale Schädigung
Erniedrigung von Aβ42 im Liquor Erhöhung von Tau und/oder von phosphoryliertem Tau im Liquor
Amyloid-Nachweis mittels Positronenemissionstomographie (PET)  Atrophie des medialen Temporallappens – dargestellt mittels Magnetresonanztomographie (MRT)
Parietotemporaler Hypometabolismus – dargestellt mittels Fluorodeoxyglucose-Positronenemissionstomographie (FDG-PET)

Literatur

  1. McKhann GM, Knopman DS, Chertkow H et al.: The diagnosis of dementia due to Alzheimer's disease: recommendations from the National Institute on Aging-Alzheimer's Association workgroups on diagnostic guidelines for Alzheimer's disease. Alzheimers Dement 2011; 7: 263-269
  2. Benussi A et al.: Transcranial magnetic stimulation distinguishes Alzheimer disease from frontotemporal dementia. Neurology 10.1212/WNL.0000000000004232 Published online before print July 26, 2017, doi: http:/​/​dx.​doi.​org/​10.​1212/​WNL.​0000000000004232
  3. Inglese M et al.: A predictive model using the mesoscopic architecture of the living brain to detect Alzheimer’s disease Commun Med 2, 70 (2022). https://doi.org/10.1038/s43856-022-00133-4
  4. Ossenkoppele R et al.: Amyloid and tau PET-positive cognitively unimpaired individuals are at high risk for future cognitive decline Nat Med 28, 2381–2387 (2022). https://doi.org/10.1038/s41591-022-02049-x