Morbus Alzheimer – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Morbus Alzheimer dar.
Im Regelfall handelt es sich um eine Fremdanamnese (Familienangehörige).
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Demenzen?
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf üben Sie aus/Haben Sie ausgeübt?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen auf Grund Ihrer familiären Situation?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Sind Ihnen Symptome wie Gedächtnisstörungen, Unruhe oder Reizbarkeit aufgefallen?
- Wie lange bestehen diese Symptome schon?
- Bestehen zusätzlich Stimmungsschwankungen, Wahn**, Halluzinationen** oder Schlafstörungen?
- Liegen eine Appetitlosigkeit und/oder ein Gewichtsverlust vor?
- Liegen zusätzlich neurologische Störungen wie Lähmungen vor?**
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie uns bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
- Aufnahme gesättigter oder trans-gesättigter Fette (die Fette kommen beispielsweise in Margarine vor)?
- Geringer Konsum von Früchten, Gemüse, Fisch und Omega-3-reichen Ölen führt bei Nicht-ApoE-Trägern zu einem erhöhten Risiko für Demenz und Morbus Alzheimer
- Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (neurologische, psychiatrische Erkrankungen)
- Operationen
- Allergien
Medikamentenanamnese
- Benzodiazepine – gehen bei Verschreibung von > 91 Tagesdosen mit einer um 51 % erhöhten Rate von Alzheimer-Erkrankungen einher [4].
In einer Kohortenstudie mit über 4700 Teilnehmern wurde der Medikamentenkonsum in den zehn Jahren vor Studienbeginn anhand der Verschreibungsdaten zuverlässig ermittelt und es wurden alle zwei Jahre die kognitiven Leistungen der Teilnehmer erfasst. Die Studienteilnehmer waren zu Beginn der Studie im Schnitt 74 Jahre alt. Der Studienverlauf deutet darauf hin, dass die Demenz den Benzodiazepinkonsum antreibt und nicht umgekehrt [5]. - ACE-Hemmer*
- Antiepileptika*
- Diuretika*
- Hormonablative Therapie (HAT; Synonyme: Hormonablation; engl. androgen deprivation therapy, ADT; Hormontherapie, die das männliche Geschlechtshormon Testosteron vorenthält); Multivariat-Analyse: Risiko um 66 % erhöht [3]
- Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) bei älteren Patienten [2]
Umweltanamnese
- Aluminium? [6]; contra [9]
- Luftschadstoffe: Feinstaub (PM2,5) – 13 % erhöhte Erkrankungsrisiko pro 5 µg/m3 mehr Feinstaub am Wohnort (Hazard Ratio 1,13; 1,12 bis 1,14); Assoziation war bis zu einer PM2,5-Konzentration von 16 µg/m3 dosisabhängig [10].
- Kupfer? [7]
- Mangan [8]
* Diese können zu einer Medikamenten-induzierte Hyponatriämie (Natriummangel) führen, mit der Folge einer sekundären Demenz. ** Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Literatur
- Billioti de Gage S et al.: Benzodiazepine use and risk of Alzheimer’s disease: case-control study BMJ 2014; 349 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g5205 (Published 09 September 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g5205
- Haenisch B: Risk of dementia in elderly patients with the use of proton pump inhibitors. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci. 2014 Oct 24.
- Nead KT et al.: Androgen Deprivation Therapy and Future Alzheimer’s Disease Risk. Published online before print December 7, 2015, doi: 10.1200/JCO.2015.63.6266
- Billioti de Gage S et al.: Benzodiazepine use and risk of Alzheimer’s disease: case-control study BMJ 2014; 349 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g5205 (Published 09 September 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g5205
- Gray SL et al.: Benzodiazepine use and risk of incident dementia or cognitive decline: prospective population based study. BMJ 2016; 352 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.i90
- De Sole P et al.: Possible relationship between Al/ferritin complex and Alzheimer's disease. Clinical Biochemestry 2013; 46: 89-93
- Singh I et al.: Low levels of copper disrupt brain amyloid-β homeostasis by altering its production and clearance. PNAS 2013, ePub 19. August 2013, doi: 10.1073/pnas.1302212110
- Tong Y et al.: A Risk for Alzheimer's Disease: High Manganese Induces Amyloid-β Related Cognitive Impairment. J Alzheimers Dis. 2014 Jun 24.
- Klotz K et al.: Gesundheitliche Auswirkungen einer Aluminiumexposition The health effects of aluminum exposure Dtsch Arztebl Int 2017; 114(39): 653-9; doi: 10.3238/arztebl.2017.0653
- Shi L et al.: Long-term effects of PM2·5 on neurological disorders in the American Medicare population: a longitudinal cohort study. Lancedt Planetary Health October 19, 2020 doi:https://doi.org/10.1016/S2542-5196(20)30227-8