Migräne – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Migräne hinweisen:

Migräne ohne Aura

Etwa 85 % der Patienten mit Migräne leiden unter dieser Form der Erkrankung.

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Migräne ohne Aura und werden oft zuerst bemerkt:

  • Einseitiger Schmerz: Der Kopfschmerz tritt bei etwa 60 % der Patienten auf einer Seite des Kopfes auf, kann aber während eines Anfalls oder von einem Anfall zum nächsten die Seite wechseln (Häufigkeit 60 %).
  • Pulsierender oder pochender Schmerz: Typisch für Migräne (Häufigkeit 80-90 %)
  • Schmerzen bei körperlicher Betätigung: Die Schmerzen verstärken sich bei körperlicher Aktivität, was häufig zur Einschränkung von Bewegung führt (Häufigkeit 70-80 %).
  • Attackendauer: Kopfschmerzattacken dauern typischerweise vier bis 72 Stunden an (Häufigkeit 80-90 %)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Migräne ohne Aura:

  • Übelkeit (Nausea): Geht oft mit den Kopfschmerzen einher (Häufigkeit 70-80 %)
  • Erbrechen: Bei vielen Patienten während einer Migräneattacke (Häufigkeit 30-50 %)
  • Photophobie (Lichtscheu): Tritt während einer Migräneattacke auf (Häufigkeit 70-80 %)
  • Phonophobie (Lärmscheu/Geräuschempfindlichkeit): Kann die Migränesymptome verschlimmern (Häufigkeit 60-70 %)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Nackenschmerzen: Oft mit den Kopfschmerzen assoziiert (Häufigkeit 50-60 %)
  • Visuelle Symptome: Unschärfen, Lichtblitze oder andere visuelle Störungen, die häufig auftreten, obwohl keine Aura vorhanden ist (Häufigkeit 20-30 %)
  • Neurologische Ausfälle: Temporäre neurologische Beeinträchtigungen wie Taubheitsgefühle oder Schwäche, die selten auftreten (Häufigkeit < 10 %)
  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Ein allgemeines Gefühl des Unwohlseins und der Erschöpfung, das oft mit einer Migräneattacke einhergeht (Häufigkeit 50-60 %).

Migräne mit Aura (Migräneaura)

Etwa 10-15 % der Patienten mit Migräne leiden unter dieser Form der Erkrankung. Sie tritt meistens, aber nicht immer, halbseitig auf.
Hinweis! Bei einer Basilarismigräne (s. u.) tritt eine Aura immer beidseitig auf.

Bei der Migräne mit Aura treten die nachfolgenden Symptome beziehungsweise Beschwerden (bis zu 30 Minuten) auf
:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Migräne mit Aura und werden oft zuerst bemerkt:

  • Sehstörungen: Dazu gehören Flimmerskotome (flimmernde oder blinkende Lichtzacken im Gesichtsfeld), Fortifikationen (zickzackförmige Linien), Verlust des räumlichen Sehens, Unschärfe oder Doppeltsehen (Diplopie). Diese Sehstörungen sind oft das erste Symptom einer Migräne mit Aura (Häufigkeit > 70 %).
  • Sensibilitätsstörungen: Empfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein Verlust der Berührungsempfindung, die in den Armen, Beinen oder im Gesicht auftreten können (Häufigkeit 30-50 %)
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen oder Finden der richtigen Worte, oft begleitet von einer verwaschenen oder unklaren Aussprache (Häufigkeit 20-30 %)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Migräne mit Aura:

  • Lähmungserscheinungen: Treten auf einer Körperseite auf (Häufigkeit 10-20 %)
  • Vertigo (Drehschwindel): Ein Gefühl des Schwindels, bei dem sich alles um einen herumzudrehen scheint; häufig in Verbindung mit der Aura (Häufigkeit 20-30 %)
  • Gleichgewichtsstörungen: Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, die während der Aura-Phase auftreten können (Häufigkeit 20-30 %)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Begleitet oft die Migräne (Häufigkeit 30-40 %)
  • Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können auch bei Migräne mit Aura auftreten, sind jedoch eher sekundär und begleiten die Kopfschmerzphase (Häufigkeit 30-50 %).

Basilarismigräne

Die Basilarismigräne wird auch als Migräne mit Hirnstamm-Auroasymptomen bezeichnet.

Dabei treten die nachfolgenden Symptome beziehungsweise Beschwerden auf:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Basilarismigräne und werden oft zuerst bemerkt:

  • Starker Schwindel: Oft begleitet von Unsicherheit beim Stehen oder Gehen (Häufigkeit > 70 %)
  • Bewegungskoordination und Gleichgewichtsstörungen (Ataxie): Häufigkeit 60-70 %
  • Beidseitige Lähmungen (Paresen): Können beide Körperseiten betreffen (Häufigkeit 50-60 %)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Basilarismigräne:

  • Missempfindungen (Parästhesien): Kribbeln, Taubheit oder andere unangenehme Empfindungen, die typischerweise in den Extremitäten oder im Gesicht auftreten (Häufigkeit 40-50 %)
  • Sprach-, Hör- und Sehstörungen: Können während der Migräneattacke auftreten (Häufigkeit 40-50 %)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Bewusstseinsstörungen: Verwirrtheit, Benommenheit oder kurzzeitiger Bewusstseinsverlust, die während der Migräneattacke auftreten können (Häufigkeit 30-40 %)

Migräne in der frühen Kindheit

  • Die Kopfschmerzattacken bei einer Migräne sind oftmals kürzer und weniger typisch als nach der Pubertät und im Erwachsenenalter. Migräneäquivalente stehen im Vordergrund. Dazu gehören:
    • abdominelle Migräne – episodisch auftretenden mittellinienbetonten Bauchschmerzen
    • episodische Syndrome wie Erbrechen (> 4-mal/h, > 1 h-10 d)
    • benigner (gutartiger) paroxysmaler Schwindel
    • benigner paroxysmaler Torticollis (Schiefhaltung des Kopfes)
    • Koliken im Säuglingsalter
  • Vorliegen spezieller Auraformen im Kindesalter:
    • Alice im Wunderland-Syndrom, dabei wird die Umgebung größer (Makropsie) wahrgenommen, eigene Körperteile aber erscheinen kleiner (Mikrosomatognopsie) 
    • Konfusionelle Migräne (Synonym: "Fußballer-Migräne"), diese beruht auf kleinen Schädel-Hirn-Traumen (SHT), wie sie beim Fußball auftreten können; Symptome: desorientiertes Verhalten

Migräne im Alter

Jenseits des 60. Lebensjahrs ist die Erstmanifestation einer Migräne eine Rarität. 
Die relative Anzahl der Patienten, die über eine Aura berichten, nimmt im Alter zu.

Eine Unterscheidung zwischen einer Migräne und einem Spannungskopfschmerz oder einem symptomatischen Kopfschmerz kann schwer sein.

Warnzeichen (red flags)

  • Siehe dazu unter Cephalgie (Kopfschmerzen)

Weitere Hinweise

  • Charakteristisch für Migräneauren ist die Dynamik des Prozesses (Entstehung der Symptome innerhalb weniger Minuten; Veränderungen in den folgenden 10-60 Minuten) – z. B. das „Wandern“ des Flimmerskotoms im Gesichtsfeld oder Wandern des Kribbelgefühls im Arm – sowie die Dynamik der Symptome – von Sehstörungen über Sensibilitätsstörungen bis hin zu Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen. Die Dynamik der Symptome sowie deren langsames Einsetzen und Abklingen ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen neurologischen Erkrankungen (hier insbesondere gegenüber dem Apoplex).
  • Als Flimmerskotom bezeichnet man ein meist peripher beginnendes Skotom (Gesichtsfeldausfall) mit visuellen Sensationen wie Flimmern (Szintillationen) oder Lichtblitze (Photopsie). Der Gesichtsfeldausfall tritt meist zickzackförmig umgrenzt (wie Fortifikationen bzw. Teichopsie: sternförmige oder Festungsmauer-ähnliche Erscheinungen/Formen) und kann sich rasch ausbreiten. Das Flimmerskotom tritt im Rahmen einer Migräne mit Aura auf und erscheint auf beiden Augen auf derselben Seite (homonym). Die Dauer des Skotoms liegt häufig zwischen 20 und 30 Minuten.
    Differentialdiagnose (Erkrankungen mit ähnlicher bzw. nahezu identischer Symptomatik): Bei der Augenmigräne (Synonyme: ophthalmische Migräne, Migraine ophtalmique, retinale Migräne) können ähnliche visuelle Sensationen auftreten, jedoch in der Regel einseitig und von kürzerer Dauer (oft 5-20 min, selten länger).