Magersucht (Anorexia nervosa) – Prävention

Zur Prävention der Anorexia nervosa (Magersucht) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Strenger Verzicht auf bestimmte Lebensmittelgruppen (z. B. Kohlenhydrate oder Fette) als Einstieg in restriktive Essgewohnheiten.
    • Orthorexie (übermäßige Fixierung auf gesundes Essen), die sich zu einer Anorexia nervosa entwickeln kann.
  • Psycho-soziale Situation
    • Sozialer Druck durch Schönheitsideale in sozialen Medien oder der Gesellschaft.
    • Mobbing aufgrund von Gewicht oder Aussehen.
    • Perfektionismus in schulischen oder beruflichen Leistungen als zentraler Faktor.
  • Kulturelle Einflüsse
    • Einfluss westlicher Schönheitsideale, die Schlankheit übermäßig betonen.
    • Kulturelle Tabus rund um Gewichtszunahme und Ernährung.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Psychoedukation
    • Frühzeitige Aufklärung über gesunde Ernährungsgewohnheiten und die Risiken restriktiver Diäten.
    • Stärkung des Wissens über natürliche Gewichtsschwankungen während der Pubertät.
  • Selbstwertförderung
    • Programme zur Stärkung des Selbstwertgefühls, insbesondere in Schulen.
    • Förderung eines positiven Körperbildes durch psychologische Unterstützung und Vorbilder in Medien.
  • Familienorientierte Prävention
    • Schulung von Eltern im Umgang mit Diätverhalten und Körperselbstwahrnehmung ihrer Kinder.
    • Förderung einer offenen Kommunikation über Emotionen und Konflikte in der Familie.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühzeitig Symptome einer Anorexia nervosa zu erkennen und zu intervenieren.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Einsatz von Screenings in Schulen und Kliniken, um gefährdetes Verhalten frühzeitig zu identifizieren.
    • Regelmäßige Gewichtskontrollen bei Jugendlichen mit auffälligem Essverhalten.
    • Frühzeitige psychologische Abklärung bei Symptomen wie Diätverhalten, Angst vor Gewichtszunahme oder Körperunzufriedenheit.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Frühzeitige Beratung durch Ernährungsberater und Psychologen, bevor restriktive Verhaltensweisen chronisch werden.
    • Elternschulungen, um Anzeichen wie exzessives Sporttreiben oder geheime Essensverweigerung zu erkennen.
  • Individuelle Beratung
    • Unterstützung bei sozialen Herausforderungen, z. B. Umgang mit Schönheitsidealen und sozialem Druck.
    • Förderung eines gesunden Umgangs mit Medien und sozialen Netzwerken.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die langfristige Behandlung und Vermeidung von Rückfällen bei Patienten mit diagnostizierter Anorexia nervosa.

  • Langzeitbetreuung
    • Regelmäßige therapeutische Begleitung durch Psychologen und Ernährungsberater, um Rückfälle zu verhindern.
    • Aufbau eines interdisziplinären Teams zur langfristigen Unterstützung.
  • Rehabilitation
    • Spezialisierte Programme zur Wiederherstellung eines gesunden Essverhaltens.
    • Psychosoziale Unterstützung, z. B. durch Selbsthilfegruppen oder strukturierte Nachsorgeprogramme.
  • Nachsorge
    • Etablierung von spezialisierten Zentren für Essstörungen zur Koordinierung der Behandlung.
    • Förderung von Resilienz durch langfristige psychologische Begleitung und Achtsamkeitstrainings.