Magersucht (Anorexia nervosa) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Gewichtszunahme
- Vermeidung von Komplikationen bzw. Folgeerkrankungen
Therapieempfehlungen
Indikationen zur stationären Behandlung (Gefahrenindikatoren) [1]:
- Untergewicht: BMI < 15 kg/m2 bzw. bei Kindern und Jugendlichen unterhalb der dritten Altersperzentile
- Bradykardie mit Herzfrequenz < 40/min
- Blutdruck < 90 zu 60 mmHg
- Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) < 60 mg/dl
- Kalium < 3,0 mmol/L oder andere schwere Elektrolytstörungen z.B. Hypophosphatämie,
- Hypothermie (Unterkühlung) < 36,0 C
- Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
- andere wesentliche Beeinträchtigungen der Funktion des Herzens, der Leber oder der Nieren
Weitere Indikationen sind: Suizidalität (Selbstmordgefährdung), zusätzliche (komorbide) pyschische Störungen, exzessiver Bewegungsdrang, schwere bulimische Symptomatik, geringe Veränderungsmotivation, geringe Selbstkontrollfähigkeiten, belastende Faktoren in der Umwelt (z. B. Familie, Arbeitsplatz) sowie fehlende ambulante Behandlungsmöglichkeit oder unbefriedigende ambulante Behandlungsversuche in der Anamnese (Krankengeschichte).
Therapieempfehlungen
- Die Anorexia nervosa kann grundsätzlich nicht medikamentös behandelt werden. Verbesserung von Symptomen, die mit der Anorexia nervosa einhergehen sind jedoch möglich.
- Im Rahmen einer stationären Behandlung sollte eine Gewichtszunahme von 500 g bis maximal 1.000 g pro Woche angestrebt werden; bei ambulanter Behandlung ist das Ziel 200 bis 500 g pro Woche. Details dazu siehe unter Ernährungsmedizin.
- ggf. Antidepressiva: Citalopram, Fluoxetin (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI); Kontraindikation (Gegenanzeige): < 18. Lebensjahr
- Bei starker Hyperaktivität und/oder wahnhafter Gewichtsphobie: ggf. Olanzapin (Antipsychotika (Neuroleptika)); Kontraindikation: < 18. Lebensjahr
- Osteoporose-Prophylaxe (800 - 1.000 I.E Vitamin D; 1.000 mg Calcium)
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete diätetische Lebensmittel zur Versorgung mit Energie sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, K, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Mineralstoffe (Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphor)
- Spurenelemente (Chrom, Eisen, Fluorid, Jod, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Alpha-Linolensäure (ALA), Omega-6-Fettsäuren: Linolsäure)
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Sipos & Schweiger: Psychologische Therapie von Essstörungen. Pabst Verlag, 2003
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Essstörungen. (AWMF-Registernummer: 051 - 026), Mai 2018 Langfassung