Magersucht (Anorexia nervosa) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Anorexia nervosa (Magersucht) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie psychische Erkrankungen (z. B. Essstörung, Depression), die häufig vorkommen?
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen auf Grund Ihrer familiären Situation?
- Wie kann man die Persönlichkeit der/des Betroffenen charakterisieren? (Frage an Familienangehörige)
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wie lässt sich Ihr Essverhalten beschreiben? [1]
- Lassen Sie manchmal Mahlzeiten bewusst aus?
- Essen Sie heimlich?
- Kommt es vor, dass Sie sich übergeben, wenn Sie sich unangenehm voll fühlen?
- Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Essverhalten?
- Leiden Sie unter Essattacken? Wenn ja, wie häufig treten diese auf?
- Beeinflusst Ihr Gewicht Ihr Selbstwertgefühl?
- Machen Sie sich Sorgen wegen Ihrer Figur?
- Sind Ihnen Wassereinlagerungen im Gewebe aufgefallen?
- Wurden Zahnschäden festgestellt?
- Leiden Sie unter Herzstolpern?
- Bemerken Sie Libidostörungen, Schlafstörungen?
- Wie nehmen Sie Ihren eigenen Körper wahr?
- Sind Sie zufrieden mit Ihrem Aussehen?
- Leiden Sie unter psychischen Veränderungen wie autoaggressivem Verhalten, Depressivität oder sozialer Isolation?
- Haben Sie in letzter Zeit an Selbstmord gedacht?*
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Wie hat sich Ihr Gewicht in der letzten Zeit entwickelt?
- Wie häufig wiegen Sie sich?
- Haben Sie Veränderungen von Stuhlgang und/oder Wasserlassen bemerkt?
- Bewegen Sie sich regelmäßig? Wie häufig und mit welcher Intensität pro Tag?
- Haben Sie regelmäßige Regelblutungen?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (psychische Störungen)
- Operationen
- Allergien
- Medikamentenanamnese (Medikamentenabhängigkeit?)
Medikamente, die Ursache einer Appetitlosigkeit sein können
- Anthelminthika (Diethylcarbamazin)
- Antidepressiva
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) – Fluoxetin
- Antiepileptika (Topiramat)
- Antibiotika
- Cotrimoxazol
- Makrolide (Spiramycin)
- Folsäureantagonist (Methotrexat)
- Fusionsinhibitoren (Enfuvirtid)
- Immunsuppressiva (Azathioprin, Ciclosporin (Cyclosporin A), Mercaptopurin)
- Immuntherapeutika (Mitoxantron)
- Levodopa (L-Dopa)
- Muskelrelaxantien (Baclofen)
- Neurokinin-Antagonisten (Aprepitant, Fosaprepitant)
- Nicht-Opioid-Analgetika (Flupirtin)
- Non-Benzodiazepine (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon, Zaleplon)
- Urikosurika (Probenecid, Benzbromaron)
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Literatur
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Essstörungen. (AWMF-Registernummer: 051 - 026), Mai 2018 Langfassung
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Essstörungen. (AWMF-Registernummer: 051 - 026), Mai 2018 Langfassung