Leichte kognitive Beeinträchtigung – Symptome – Beschwerden

Die leichte kognitive Beeinträchtigung wird wie folgt definiert:

  • Hinweise auf kognitiven Abbau (Eigen- oder Fremdanamnese)
  • Nachweis einer kognitiven Beeinträchtigung, z. B.:
    • Schwierigkeiten bei der Erledigung komplexer Aufgaben
    • Probleme des episodischen Gedächtnisses: Fakten und Ereignisse, die entweder zur eigenen Biographie gehören oder das sogenannte Weltwissen eines Menschen ausmachen
    • Probleme bei Terminabsprachen
    • Wortfindungsstörungen
  • Alltagsfunktionen nicht oder nur minimal (bei komplexen Handlungen) beeinträchtigt
  • Fehlen einer Demenz (d. h. eine Demenz muss ausgeschlossen sein!)

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine "leichte kognitive Beeinträchtigung" hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine leichte kognitive Beeinträchtigung und werden oft zuerst bemerkt:

  • Gedächtnisprobleme: Manchmal haben Betroffene Schwierigkeiten, sich an neu erlernte Informationen oder kürzlich Geschehenes zu erinnern. Dies tritt bei fast allen Betroffenen auf (ca. 80-90 %).
  • Wortfindungsprobleme: Es fällt schwer, das richtige Wort zu finden oder Gegenstände korrekt zu benennen. Etwa 50-60 % der Betroffenen zeigen solche Schwierigkeiten.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der leichten kognitiven Beeinträchtigung:

  • Konzentrationsschwierigkeiten: Die Betroffenen können sich oft nicht gut konzentrieren und lassen sich leicht ablenken. Dies kommt bei etwa 40-50 % der Betroffenen vor.
  • Probleme im Alltag: Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben wie das Organisieren von Terminen oder das Merken von Aufgaben zu bewältigen. Dies betrifft ca. 30-40 % der Patienten.
  • Langsameres Denken: Manchmal fällt es schwer, neue Informationen schnell aufzunehmen oder Entscheidungen zu treffen. Dieses Problem tritt bei etwa 40-50 % der Betroffenen auf.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Stimmungsschwankungen: Viele Betroffene sind oft traurig, gereizt oder besorgt. Diese Stimmungsschwankungen treten bei etwa 30-40 % der Betroffenen auf.
  • Probleme mit der Orientierung: Es kann vorkommen, dass man sich an vertrauten Orten oder auf dem Weg nach Hause verirrt. Dies betrifft etwa 10-20 % der Betroffenen.
  • Sozialer Rückzug: Manche Menschen vermeiden Treffen mit Freunden oder Familie, weil sie merken, dass etwas nicht stimmt. Dies tritt bei etwa 20-30 % der Patienten auf.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit
  • Schlafprobleme
  • Konzentrationsschwierigkeiten 

Weitere Hinweise

  • Bei einem Riechtest bei älteren kognitiv noch gesunden Teilnehmern mit schlechten Werten (Hyposmie; vermindertes Riechvermögen) war die Rate der Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung im Quartil mit den schlechtesten Testwerten mehr als doppelt so hoch wie im Quartil mit den besten Werten [2].

Abgrenzung der Demenz zur leichten kognitiven Störung ("mild cognitive impairment", MCI)

  • Die Abgrenzung der Demenz zur leichten kognitiven Störung ("mild cognitive impairment", MCI) ist durch die Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen durch die kognitive oder Verhaltensstörung definiert. Die Bewertung der Alltagsbeeinträchtigungen ist eine klinische Bewertung, die sich an der individuellen Patientenkonstellation ausrichtet und auf den Angaben des Patienten und eines Informanten fußt [3].

Warnzeichen (red flags)

  • Kognitive Probleme → denken an: Apoplexrisiko (Schlaganfallrisiko)
    Kognitive Probleme gehen häufig einem Apoplex (Schlaganfall) voraus. In diesem Fall ist das Apoplexrisiko um etwa 40 % erhöht. Die Risikoerhöhung ist weitestgehend unabhängig von kardiovaskulären Risikofaktoren [1].

Literatur

  1. Lee M et al.: Cognitive impairment and risk of future stroke: a systematic review and meta-analysis. CMAJ 2014, online 25. August; doi:10.1503/cmaj.140147
  2. Roberts RO et al.: Association Between Olfactory Dysfunction and Amnestic Mild Cognitive Impairment and Alzheimer Disease Dementia. JAMA Neurol. Published online November 16, 2015. doi:10.1001/jamaneurol.2015.2952
  3. S3-Leitlinie: Demenzen. (AWMF-Registernummer: 038 - 013), Januar 2016 Langfassung

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Demenzen. (AWMF-Registernummer: 038 - 013), Januar 2016 Langfassung