Leichte kognitive Beeinträchtigung – Differentialdiagnosen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Trisomie 21 (Down-Syndrom) – spezielle Genommutation beim Menschen, bei der das gesamte 21. Chromosom oder Teile davon dreifach (Trisomie) vorliegen. Neben für dieses Syndrom als typisch geltenden körperlichen Merkmalen sind in der Regel die kognitiven Fähigkeiten des betroffenen Menschen beeinträchtigt; des Weiteren liegt ein erhöhtes Risiko für eine Leukämie vor.

Atmungssystem (J00-J99)

  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Lungeninsuffizienz – Unfähigkeit der Lunge, ausreichend Sauerstoff zur Verfügung zu stellen

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Anämie (Blutarmut)
  • Polycythaemia vera – krankhafte Vermehrung von Blutzellen (insbesondere betroffen sind: insbesondere Erythrozyten/rote Blutkörperchen, in geringerem Maße auch Thrombozyten (Blutplättchen) und Leukozyten/weiße Blutkörperchen); stechender Juckreiz nach Kontakt mit Wasser (aquagener Pruritus)
  • Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Diabetes mellitus (Hypo- und Hyperglykämien/Unter- und Überzuckerungen)
  • Eisenmangel, chronischer, mit oder ohne Anämie → irreversible Schäden an den kognitiven Funktionen von Kindern [3]
  • Elektrolytstörungen wie
    • Hyponatriämie (Natriummangel)
    • Hypernatriämie (Natriumüberschuss)
  • Hyperhomocysteinämie – erhöhter Spiegel an Homocystein (HCy) im Blut.
  • Hyperlipidämie/Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörungen)
  • Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
  • Hypophyseninsuffizienz (Hypothysenunterfunktion)
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion)
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Mangelernährung (Veganismus)
  • Morbus Addison (primäre Nebenniereninsuffizienz) – Erkrankung durch die Unterfunktion der Nebennierenrinde mit verminderter Hormonproduktion
  • Morbus Cushing – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus; Überangebot von Cortisol) führen. 
  • Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) – autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, bei der durch eine oder mehrere Genmutationen der Kupferstoffwechsel in der Leber gestört ist
  • Porphyrie bzw. akute intermittierende Porphyrie (AIP); genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; Patienten mit dieser Krankheit weisen eine Reduktion der Aktivität des Enzyms Porphobilinogen-Desaminase (PBG-D) von 50 Prozent auf, die für die Porphyrinsynthese ausreicht. Auslöser einer Porphyrieattacke, die einige Tage, aber auch Monate dauern kann, sind Infektionen, Medikamente oder Alkohol. Das klinische Bild dieser Anfälle präsentiert sich als akutes Abdomen oder als neurologische Ausfälle, die einen letalen Verlauf nehmen können. Die Leitsymptome der akuten Porphyrie sind intermittierende neurologische und psychiatrische Störungen. Im Vordergrund steht häufig eine autonome Neuropathie, die abdominelle Koliken (akutes Abdomen), Nausea (Übelkeit), Erbrechen oder Obstipation (Verstopfung) verursacht sowie eine Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) und ein labiler Hypertonus (Bluthochdruck).
  • Vitaminmangel:
    • Cobalamin (Vitamin B12)
    • Folsäure
    • Nicotinsäure/Niacin (Vitamin B3)
    • Pyridoxin (Vitamin B6)
    • Thiamin (Vitamin B1)
    • Vitamin D
  • Wernicke-Enzephalopathie (Synonyme: Wernicke-Korsakow-Syndrom; engl.: Wernicke's encephalopathy) – degenerative enzephaloneuropathische Erkrankung des Gehirns im Erwachsenenalter; klinisches Bild: hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS) mit Gedächtnisverlust, Psychose, Verwirrtheit, Apathie sowie Gang- und Standunsicherheit (zerebelläre Ataxie) und Augenbewegungsstörungen/Augenmuskellähmungen (horizontaler Nystagmus, Anisokorie, Diplopie)); Vitamin-B1-Mangel (Thiamin-Mangel)

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Vaskulitiden (Gefäßentzündungen), nicht näher bezeichnet

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Chronische Herzinsuffizienz (chronische Herzschwäche)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Vaskulitiden (Gefäßentzündungen), nicht näher bezeichnet

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome)
  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit – das Gehirn betreffende Erkrankung, die in Zusammenhang mit BSE gebracht wird
  • Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Krankheit – das Gehirn betreffende Erkrankung, die in Zusammenhang mit BSE gebracht wird
  • HIV-Infektion
  • Syphilis (Lues) – sexuell-übertragbare Infektionserkrankung
  • Tuberkulose (Schwindsucht)

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Hepatopathie – Leberstrukturveränderungen, die oft durch Leberzirrhose (Leberschrumpfung) bedingt sind
  • Leberinsuffizienz (Leberversagen; z. B. nach Leberzirrhose) → hepatische Enzephalopathie (Funktionsstörung des zentralen Nervensystem (ZNS), bedingt durch eine akute oder chronische Lebererkrankung)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Morbus Crohn – chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED); sie verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind
  • Morbus Whipple − seltene systemische Infektionskrankheit; ausgelöst durch das grampositive Stäbchenbakterium Tropheryma whippelii (aus der Gruppe der Aktinomyzeten), das neben dem obligat betroffenen Darmsystem verschiedene andere Organsysteme befallen kann und eine chronisch-rezidivierende Erkrankung ist; Symptome: Fieber, Arthralgie (Gelenkschmerzen), Störungen der Gehirnfunktion, Gewichtsverlust, Diarrhoe (Durchfall), Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) u.v.m. → Malabsorptionssyndrom
  • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht → Malabsorptionssyndrom

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hirntumoren (Ventrikel III oder im Hypothalamus)
  • Hirntumoren, nicht näher bezeichnet
  • Hirnmetastasen
  • Insulinom – in der Mehrzahl der Fälle gutartige Neubildung im Bereich des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) → Hypoglykämie (Unterzuckerung)
  • Metastasen (Tochtergeschwülste)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Alkoholabhängigkeit
  • ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)-Parkinson-Demenz-Komplex
  • Angsterkrankungen
  • Alzheimer-Demenz
  • Chorea-Huntington – genetisch-bedingte neurologische Erkrankung mit zunehmendem Abbau der Hirnmasse
  • Dementia pugilistica – Demenz, die durch wiederholte Schädel-Hirn-Traumata (Verletzungen) bedingt ist
  • Depression
  • Dialysedemenz
  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Enzephalopathie: urämische, hepatische, pankreatische
  • Epilepsie – rezidivierende (wiederkehrende) Krampfanfälle
  • Frontotemporale Demenz (FTD; Synonyme: Morbus Pick, Pick-Krankheit; Pick'sche Krankheit) – eine meist vor dem 60. Lebensjahr auftretende neurodegenerative Erkrankung im Frontallappen (Stirnlappen) und Temporallappen (Schläfenlappen) des Gehirns mit der Folge des zunehmenden Persönlichkeitsverfalls; gehört zur Gruppe der frontotemporalen lobulären Degenerationen; man unterscheidet drei klinische Unterformen, die durch den frontotemporalen Nervenzelluntergang verursacht werden: 1. Frontotemporale Demenz (FTD), 2. semantische Demenz und 3. progrediente nicht-flüssige Aphasie; die FTD wird oft fälschlicherweise als Morbus Alzheimer oder Morbus Parkinson fehldiagnostiziert.
  • Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSSS) – übertragbare spongiforme Enzephalopathie, die durch Prionen hervorgerufen wird; sie ähnelt der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit; Erkrankung mit Ataxie (Gangstörung) und zunehmender Demenz
  • Hallervorden-Spatz-Syndrom – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die zu einer Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn führt, mit der Folge einer geistigen Retardierung und frühem Tod; Auftreten der Symptome schon vor dem 10. Lebensjahr 
  • Hirnabszess – abgekapselte Eiteransammlung im Gehirn
  • Hydrocephalus (Wasserkopf; krankhafte Erweiterung der liquorgefüllten Flüssigkeitsräume (Hirnventrikel) des Gehirns)
  • Kortikobasale (oder corticobasale) Degeneration (CBD) langsam fortschreitende neurodegenerative Erkrankung
  • Leigh-Enzephalomyelopathie – genetisch-bedingte neurologische Erkrankung des frühen Säuglingsalters
  • Leukodystrophie – Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch Stoffwechselstörungen gekennzeichnet ist
  • Lewy-Körperchen-Demenz – Demenz mit speziellem histologischen Bild
  • Meningoenzephalitis – kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis)
  • Morbus Parkinson
  • Multiinfarktdemenz – Demenz aufgrund von Hirnschäden nach mehreren Schlaganfällen
  • Multiple Sklerose (MS) – neurologische Erkrankung, die zu Lähmungen führen kann
  • Multisystematrophie – neurologische Erkrankung, die mit einem Parkinsonismus einhergeht
  • Neurosen
  • Normaldruckhydrocephalus – Hirnveränderungen durch Verminderung der Hirnsubstanz und gleichzeitiger Vermehrung des Liquors (Nervenwasser)
  • Neuroakanthozytose – Syndrom mit vielen verschiedenen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungszeichen
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) – im Langzeitverlauf häufiger Einschränkungen der kognitiven Funktion [2]
  • Progressive multifokale Enzephalopathie – Hirnveränderungen, die durch das Papovavirus hervorgerufen wird
  • Progressive supranukleäre Lähmung – neurologische Erkrankung, die mit einer Demenz einhergeht
  • Psychosen
  • Schizophrenie
  • Schlafapnoe
  • Subkortikale arteriosklerostische Enzephalopathie (SAE) – Demenz aufgrund von Gefäßveränderungen mit Arterienverkalkung im Gehirn
  • Subakute sklerosierende Panenzephalitis – meist durch eine Maserninfektion hervorgerufene generalisierte Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Zerebrale Vaskulitis (Hirngefäßentzündung)

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte) → urämische Enzephalopathie

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)

Ursachen (äußere) von Morbidität und Mortalität (V01-Y84)

  • Exsikkose (Austrocknung)

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Postoperative kognitive Dysfunktion (POCD) – transiente ("vorübergehende“) postoperative Störung, die mit einer schlechteren Rekonvaleszenz nach einem operativen Eingriff assoziiert ist
  • Schädelhirntrauma (STH, Schädelhirnverletzungen)
  • Schwermetallvergiftung

Medikamente

  • Siehe unter "Ursachen" unter Medikamente

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Anoxie (vollständiges Fehlen von Sauerstoff in den Geweben) z. B. durch Narkosezwischenfall/Vergiftung mit Narkotika (Medikamente, die im Rahmen einer Narkose benutzt werden)
  • Hochfrequente elektromagnetische Felder (z. B. Mobilfunktelefone; Smartphones, Handys) – kumulative Hirn-HF-EMF-Exposition durch Mobiltelefone kann sich negativ auf die Entwicklung der figuralen Gedächtnisleistung bei Jugendlichen auswirken [1]
  • Kohlenmonoxid
  • Lösungsmittel-Enzephalopathie (Veränderungen des Gehirns durch Kontakt zu Lösungsmitteln):
    • Benzol (z. B. enthalten in: Motorenbenzin)
    • Chlorkohlenwasserstoffe (z. B. enthalten in: Lösungen zur Trockenreinigung, Reinigungsmitteln für Motoren sowie in Farb- und Fettentfernern)
    • Lösungsmittel auf Petroleumbasis (z. B. enthalten in: Möbelpflegemitteln und Teppichklebern sowie Farben und Lacken)
  • Medikamenten-induzierte Hyponatriämie (zu niedriger Natriumspiegel im Blut) etwa durch Diuretika (wassertreibende Mittel, welche die Bildung und Ausscheidung von Harn fördern), Antiepileptika oder gelegentlich durch ACE-Hemmer – dieses kann zu einer sekundären Demenz führen
  • Perchloräthylen
  • Quecksilber
  • Schwermetallvergiftung (Arsen, Blei, Quecksilber, Thallium)

Weiteres

  • Herzkreislaufstillstand
  • Höhenkrankheit
  • Polypharmakotherapie (regelmäßige tägliche Einnahme von fünf oder mehr Medikamenten)
  • Taucherkrankheit

Literatur

  1. Schoeni A et al.: Memory performance, wireless communication and exposure to radiofrequency electromagnetic fields: A prospective cohort study in adolescents. Environ Int. 2015 Dec;85:343-51. doi: 10.1016/j.envint.2015.09.025. Epub 2015 Oct 30.
  2. Clouston SAP et al.: Cognitive impairment among World Trade Center responders: Long-term implications of re-experiencing the 9/11 terrorist attacks. Alzheimers Dement (Amst). 2016 Aug 19;4:67-75. doi: 10.1016/j.dadm.2016.08.001. eCollection 2016.
  3. Gingoyon A et al.: Chronic Iron Deficiency and Cognitive Function in Early Childhood. Pediatrics 2022;e2021055926; https://doi.org/10.1542/peds.2021-055926