Legasthenie – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Legasthenie hinweisen:
Im Vorschulalter
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Legasthenie im Vorschulalter und werden oft zuerst bemerkt:
- Sprachverständnisprobleme: Kinder haben Schwierigkeiten, gesprochene Sprache schnell zu verstehen oder einfache Anweisungen zu befolgen. Etwa 30-50 % der betroffenen Kinder zeigen dieses Symptom.
- Probleme beim Sprechen: Kinder haben Mühe, Wörter richtig auszusprechen, Silben auszulassen oder zu vertauschen. Dies tritt bei etwa 40-60 % der betroffenen Kinder auf.
- Später Beginn des Sprechens: Normalerweise sprechen Kinder ab etwa 12 bis 18 Monaten erste Wörter. Kinder mit Legasthenie beginnen oft später (bei ca. 50-70 % der betroffenen Kinder).
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Niedriges Selbstwertgefühl: Kinder fühlen sich oft schlecht, wenn sie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, und sind möglicherweise weniger selbstbewusst. Dies betrifft etwa 30-50 % der Kinder mit Legasthenie.
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Müdigkeit
- Probleme, sich auf Aufgaben zu konzentrieren
Im Schulalter
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Legasthenie im Schulalter und werden oft zuerst bemerkt:
- Auslassen, Vertauschen oder Hinzufügen von Wörtern oder Buchstaben: Kinder lassen oft Buchstaben oder Wörter aus, vertauschen sie oder fügen neue hinzu. Dies kommt bei etwa 80-90 % der betroffenen Kinder vor.
- Schwierigkeiten in der Schule: Die Probleme beim Lesen und Schreiben wirken sich auf alle Schulfächer aus, da das Lesen und Schreiben in vielen Fächern notwendig ist (bei etwa 70-80 % der betroffenen Kinder).
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Legasthenie im Schulalter:
- Häufiges Stocken beim Lesen: Kinder lesen oft stockend und haben Schwierigkeiten, Wörter flüssig zu lesen. Dies tritt bei etwa 60-80 % der Kinder auf.
- Langsames Lesen: Betroffene Kinder lesen langsamer als Gleichaltrige, was zu Frustration führt (ca. 70-80 % der Betroffenen).
- Verlieren der Zeile im Text: Beim Lesen verlieren Kinder häufig die Zeile und müssen den Text wiederholen. Dieses Problem kommt bei etwa 50-60 % der Betroffenen vor.
- Unleserliche Handschrift: Die Schrift von Kindern mit Legasthenie ist oft schwer zu lesen, weil sie Schwierigkeiten haben, die Buchstaben richtig zu schreiben (ca. 50-70 % der betroffenen Kinder).
- Viele Fehler beim Schreiben: Häufige Fehler beim Schreiben, auch wenn der Text abgeschrieben wird, sowie Grammatik- und Interpunktionsfehler treten bei fast allen betroffenen Kindern auf (ca. 80-90 %).
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Schwierigkeiten, den Text wiederzugeben: Kinder haben oft Probleme, den Inhalt eines gelesenen Textes korrekt wiederzugeben. Dies tritt bei etwa 50-70 % der betroffenen Kinder auf.
- Geringes Selbstbewusstsein: Kinder haben oft ein geringes Selbstwertgefühl, weil sie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben und dadurch oft negative Rückmeldungen bekommen (ca. 30-50 % der Betroffenen).
- Vermeidung von Lesen und Schreiben: Viele Kinder versuchen, Lese- und Schreibaufgaben zu vermeiden, weil sie wissen, dass sie Schwierigkeiten haben (ca. 40-60 % der Betroffenen).
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Konzentrationsprobleme
- Müdigkeit
- Motivationsprobleme
Trotz häufigen Übens gibt es meist nur geringe Fortschritte.
Um die Diagnose der Legasthenie stellen zu können, müssen die Symptome definitionsgemäß länger als drei bis sechs Monate vorliegen.
Gemäß der Leitlinie "Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung" soll zur Diagnostik der Lese- und/oder Rechtschreibstörung auf das Kriterium der Alters- oder Klassennormdiskrepanz oder auf das Kriterium der IQ-Diskrepanz zurückgegriffen werden [1]. (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A, 59 % mehrheitliche Zustimmung)
Literatur
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese-und /oderRechtschreibstörung. (AWMF-Registernummer: 028 - 044), April 2015 Langfassung
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese-und /oderRechtschreibstörung. (AWMF-Registernummer: 028 - 044), April 2015 Langfassung