Karpaltunnelsyndrom – Medizingerätediagnostik

Fakultative Medizingerätediagnostik ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Sensible/motorische Elektro-Neurographie (ENG) – zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit:
    • sensible Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) des Nervus medianus:  > 8 m/s niedriger als im Vergleich zum N. ulnaris [Methode mit der höchsten Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt)]
    • distalmotorische Latenz des Nervus medianus: > 4,2 m/s (Distanz 7 cm) [Standardmessung wg. hoher Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, durch das Verfahren auch als gesund erkannt werden)]
    • Verlängerung der distalen motorischen Latenz des N. medianus im Vergleich zum Nervus ulnaris bei Ableitung aus dem 2. Zwischenfingerraum > 0,4 ms
  • Elektromyographie (EMG; Messung der elektrischen Muskelaktivität; hier: Nadel-Elektromyographie)
    • des M. abductor pollicis brevis – zum Nachweis einer Läsion des Axons (Fortsatz einer Nervenzelle)  [in der Routinediagnostik keine wegweisende Bedeutung]
    • aus N. medianus bzw. C6/7-innervierten Muskeln im Bereich des Unterarms – zum Ausschluss von Läsionen (Verletzungen) des Nervus medianus proximal des Karpaltunnels oder Radikulopathie (Schädigung oder Reizung einer Nervenwurzel)
  • Sonographie (Ultraschalluntersuchung) des Karpaltunnels, hochauflösend – zur Bestimmung
    • der Weite des Karpaltunnels bzw. der Sehnen; bei zuvor klinischer Diagnose mittels CTS-6 (s. u. "Körperlicher Untersuchung")
      • positiver Vorhersagewert: Sonographie: 94 %; elektrophysiologische Messungen: 89 %
      • negative Vorhersagen mit einer Wahrscheinlichkeit von: Sonographie 82 %; Elektrodiagnostik 80 % [1]
  • Neurosonographie (Synonym: Nervensonographie; Nervenultraschall); neurologische Ultraschalldiagnostik; Verfahren zur Darstellung des peripheren Nervs und seiner ihn umgebenden Strukturen 
    • Beurteilung der Querschnittsfläche (cross-sectional-area, CSA) des gesamten Nervs und einzelner Faszikel
      [Nachweis des Pseudoneuroms (fokale Nervenschwellung; knotenartige Verdickung eines Nervs) vor der Engstelle mittels Vergrößerung der "cross-section-area" und Abplattung des Nervs im Bereich des Retinaculum flexorum; CSA > 0,11 cm2; reduzierte Echogenität und Mobilität des Nervs, erhöhte Vaskularität]
      Beachte: Die Symptomatik eines Karpaltunnelsyndroms kann sich auch durch eine Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung), die durch das damit einhergehende Ödem (Anschwellung) den Nervus medianus komprimiert, erklären. Hier ist keine Operation, sondern eine antiinflammatorische (antientzündliche) Behandlung erforderlich.
  • Röntgenuntersuchung des Handgelenks – bei Verdacht auf knöcherne Ursache
  • Magnetresonanztomographie (MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung); besonders gut geeignet zur Darstellung von Weichteilverletzungen) des Arms/Hand – bei Verdacht auf einen Tumor

Literatur

  1. Fowler JR et al.: Comparison of Ultrasound and Electrodiagnostic Testing for Diagnosis of Carpal Tunnel Syndrome – Study Using a Validated Clinical Tool as the Reference Standard. J Bone Joint Surg Am. 2014 Sep 3;96(17):e148. doi: 10.2106/JBJS.M.01250.