Internetsucht – Prävention
Prävention der Internetsucht bei Kindern und Jugendlichen
Internetsucht ist eine zunehmende Herausforderung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Eine effektive Prävention erfordert klare Regeln, den bewussten Umgang mit Bildschirmmedien und die Förderung alternativer Aktivitäten. Die S2k-Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs bietet eine fundierte Grundlage für die Gestaltung von Maßnahmen.
Altersspezifische Empfehlungen für den Umgang mit Bildschirmmedien
Gemäß der S2k-Leitlinie (AWMF-Registernummer: 027-075, Mai 2023) sollten folgende Regeln für die Nutzung von Bildschirmmedien gelten:
Alter | Zeit vor dem Bildschirm |
< 3 Jahre. | Von jeglicher passiven und aktiven Nutzung von Bildschirmmedien fernhalten |
3-6 Jahre | Höchstens 30 Minuten an einzelnen Tagen; nicht ohne Anwesenheit der Eltern |
6-9 Jahre | 30-45 Minuten an einzelnen Tagen; keine Spielkonsole zugänglich machen und keinen freien Internetzugang gewähren |
9-12 Jahre | Höchstens 45-60 Minuten täglich; qualitativ hochwertige Inhalte, möglichst gemeinsam mit den Kindern nutzen; frühestens ab 9 Jahren, besser erst ab 12 Jahren, ein eigenes Smartphone mit eingeschränktem Internetzugang überlassen |
12-16 Jahre | Nutzung von Bildschirmmedien maximal 1-2 Stunden am Tag bis spätestens 21 Uhr; nur beschränkten Internetzugang gewähren |
Verhaltensregeln für die gesamte Familie
- Vorbildfunktion der Eltern: Eltern sollten ein gesundes Mediennutzungsverhalten vorleben.
- Medienfreie Zeiten: Einführung medienfreier Zeiten, z. B. während der Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen.
- Medienfreie Räume: Bildschirmmedien sollten aus Schlafzimmern und Essbereichen verbannt werden.
Förderung alternativer Aktivitäten
- Sport und Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität als Gegenpol zur Bildschirmzeit.
- Kreative Freizeitgestaltung: Unterstützung von Aktivitäten wie Lesen, Malen oder Musizieren.
- Soziale Interaktion: Förderung persönlicher Kontakte statt rein digitaler Kommunikation.
Sicherheitsmaßnahmen für ältere Kinder
- Jugendschutzsoftware: Begrenzung und Überwachung des Internetzugangs.
- Aufklärung: Sensibilisierung für Risiken wie Cybermobbing, Datenschutz und schädliche Inhalte.
- Vertragliche Regelungen: Vereinbarung von Mediennutzungsverträgen zwischen Eltern und Kindern.
Empfehlungen für Jugendliche (16-18 Jahre)
- Reflexion: Jugendliche sollten angeregt werden, ihr eigenes Medienverhalten kritisch zu reflektieren.
- Digitale Kompetenzen: Förderung von Medienkompetenz, z. B. Umgang mit Informationen und Schutz der Privatsphäre.
- Selbstregulation: Entwicklung von Zeitmanagement und ausgewogenem Medienkonsum.
Begleitmaßnahmen
- Elternbildung: Kurse und Informationsmaterialien zur Unterstützung der Medienerziehung.
- Schulische Programme: Integration von Medienkompetenz und Prävention in den Lehrplan.
Klinische Unterstützung
- Früherkennung von Symptomen: Auf Warnsignale wie sozialer Rückzug, Schlafmangel oder Vernachlässigung schulischer Pflichten achten.
- Therapieangebote: Bereitstellung von Beratung und therapeutischer Unterstützung für betroffene Familien.
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend. (AWMF-Registernummer: 027 - 075), Mai 2023 Langfassung