Internetsucht – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Internetsucht dar.
Familienanamnese
- Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
- Gibt es in Ihrer Familie häufig psychische Störungen?
- Welchen Beruf hat Ihr Vater?
- Welchen Beruf hat Ihre Mutter?
Soziale Anamnese
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen auf Grund Ihrer familiären Situation?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wie viele Stunden beträgt Ihr Tageszeitbudgets, das Sie neben Ihrer Tätigkeit (Schule, Beruf) haben? (Bitte angeben als Stundenzahl)
- Wie viele Stunden verbringen Sie täglich im Internet?
- Wie viele Stunden hören Sie täglich Musik?
- Wie groß ist die Gesamtzeit vor dem Bildschirm eines elektronischen Geräts?
- Haben Sie schon mal versucht das Ausmaß der Internetnutzung zu reduzieren? Wenn ja, ist Ihnen dieses gelungen? (Bitte Anzahl der reduzierten Stunden angeben)
- Besteht ein psychisches Verlangen nach der Internetnutzung?
- Haben Sie festgestellt, dass Sie in der letzten Zeit immer mehr das Bedürfnis haben das Internet zu nutzen?
- Haben Sie festgestellt, dass Sie durch die Zeit, die Sie im Internet verbringen, andere Dinge vernachlässigen? Vernachlässigung von:
- Freunde?
- Hobbys?
- Verpflichtungen (z. B. Schule, Beruf)?
- Falls Sie zeitweilig bereits einmal für eine längere Zeit die Internetnutzung unterbrechen mussten, sind dann folgende Beschwerden aufgetreten:
- Unruhe? Nervosität?
- Unzufriedenheit?
- Gereiztheit?
- Aggressivität?
- Sind Sie mehr ein Einzelgänger?
- Wann gehen Sie normalerweise zu Bett? Wann stehen Sie auf? (Gesamtbettzeit) [sollte die Gesamtschlafepisode nicht wesentlich überschreiten]
- Was ist die Gesamtzeit vom Einschlafen bis zum letztmaligen Aufwachen (Gesamtschlafepisode)? [Normwert im höheren Lebensalter: 6 bis 8 Stunden]
- Welche Zeit besteht zwischen dem Löschen des Lichtes und dem Auftreten der ersten Schlafzeichen? (Einschlaflatenz) [Normalwert im höheren Lebensalter: kleiner 30 Minuten]
- Haben Sie häufiger Infekte?
- Haben Sie Rückenschmerzen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Schlafen Sie regelmäßig und ausreichend?
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie uns bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Frühstücken Sie regelmäßig?
- Lassen Sie Mahlzeiten ausfallen?
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
- Trinken Sie gerne Kaffee, schwarzen und grünen Tee? Wenn ja, wie viele Tassen pro Tag?
- Trinken Sie andere bzw. weitere koffeinhaltige Getränke? Wenn ja, wie viel jeweils davon?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (psychische Probleme wie Depression, sozialer Rückzug; Schlafstörungen; Alkoholabhängigkeit; Karpaltunnelsyndrom (KTS; Kompressionssyndrom (Engpasssyndrom) des Nervus medianus im Bereich des Handwurzelkanal)
- Operationen
- Allergien
Medikamentenanamnese
- Dopaminagonisten – das Risiko für Spielsucht ist im Vergleich zu Dopamin mehr als verdreifacht [1]
- Ropinirol – erhöhtes Risiko für Sechs- und Spielsucht [2]
Literatur
- Wolfschlag M, Håkansson A: Increased risk for developing gambling disorder under the treatment with pramipexole, ropinirole, and aripiprazole: A nationwide register study in Sweden. PLoS One. 2021;16(6):e0252516
- DPA. Glaxo muss für Sex- und Spielsucht zahlen. www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/glaxo-muss-fuer-sex-und-spielsucht-zahlen/ (Zugriff am 14.3.2024)