Halluzinationen – Differentialdiagnosen

Atmungssystem (J00-J99)

  • Hypoxie (Sauerstoffmangel) – kann zu Halluzinationen führen, insbesondere bei schwerer oder chronischer Unterversorgung mit Sauerstoff.

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Blindheit – sensorische Deprivation kann visuelle Halluzinationen auslösen (z. B. Charles-Bonnet-Syndrom).

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Metabolische Entgleisung (Stoffwechselentgleisung), nicht näher bezeichnet – kann Halluzinationen durch Veränderungen im Elektrolyt- und Glukosestoffwechsel verursachen.
  • Hypoglykämie – niedriger Blutzuckerspiegel, der akute neurologische Symptome wie Halluzinationen auslösen kann.

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Leberversagen, nicht näher bezeichnet – führt zu hepatischer Enzephalopathie mit neurologischen Symptomen, einschließlich Halluzinationen.

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hirntumoren, nicht näher bezeichnet – je nach Lokalisation können neurologische Symptome wie Halluzinationen auftreten.

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Taubheit – wie bei der Blindheit können sensorische Deprivationen auditive Halluzinationen begünstigen.

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Altersdemenz – neurologische Degeneration führt häufig zu Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen.
  • Delirium tremens (Alkoholentzugsdelir) – akute Verwirrtheitszustände mit visuellen und auditiven Halluzinationen.
  • Fieberdelir  – vor allem bei Kindern und älteren Menschen, mit Halluzinationen und Bewusstseinsveränderungen.
  • Kommotionspsychose (Psychose nach Gehirnerschütterung)
  • Manie – psychotische Episoden mit Halluzinationen möglich.
  • Narkolepsie ‒ übermäßige Schläfrigkeit oder plötzliches, unüberwindliches Einschlafen am Tage
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) – Flashbacks mit halluzinatorischen Elementen.
  • Psychotische Depression – depressive Episoden mit psychotischen Symptomen, einschließlich Halluzinationen.
  • Schizophrenie – Halluzinationen, insbesondere akustische, gehören zu den Hauptsymptomen.
  • Temporallappenepilepsie ‒ Form der Epilepsie, bei der die neuronale Entladung im Schläfenlappen (Temporallappen) lokalisiert ist

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Extreme Müdigkeit – kann Wahrnehmungsstörungen bis zu Halluzinationen hervorrufen.
  • Hohes Fieber ‒ führt vor allem bei Kindern und bei alten Menschen zu Halluzinationen
  • Illusion – bei der Illusion wird ein reales Objekt verkannt/fehlgedeutet
  • Pseudohalluzinationen – Sinnestäuschungen, bei denen der Betroffene deren Unwirklichkeit erkennt

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Nierenversagen, nicht näher bezeichnet – kann zu urämischer Enzephalopathie und Halluzinationen führen.

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Lachgas: Distickstoffmonoxid (N2O) – kann bei unsachgemäßer Anwendung zu Halluzinationen führen.

Medikamente

  • Nebenwirkung von Medikamenten, nicht näher bezeichnet
  • Gabapentin (Antikonvulsivum; vor allem bei Patienten mit vorbekannter Depression) – bekannt für halluzinatorische Nebenwirkungen, besonders bei prädisponierten Patienten.
  • Selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer (engl. Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI) wie Citalopram oder Paroxetin, Fluoxetin, Fluvoxamin und Sertralin in Kombination mit Opioiden wie Oxycodon
  • Trizyklische Antidepressiva (bei Überdosierung) – insbesondere bei Überdosierung halluzinogene Effekte.

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Unausgewogene Ernährung – Ein Mangel an Mikronährstoffen wie Vitamin B12 und Magnesium kann neurologische Dysfunktionen fördern und Halluzinationen begünstigen.
    • Hypoglykämie (Unterzuckerung) – Instabile Blutzuckerregulation kann visuelle und auditive Halluzinationen auslösen.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkoholkonsum, chronischer – Chronischer Missbrauch erhöht das Risiko für neurotoxische Effekte und Halluzinationen.
    • Tabakkonsum – Rauchen kann zu Dysregulationen im Nervensystem führen und Halluzinationen begünstigen.
    • Koffeinkonsum – Übermäßiger Konsum koffeinhaltiger Getränke kann sensorische Überstimulation fördern.
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine – Überstimulation des sympathischen Nervensystems kann zu akustischen oder visuellen Halluzinationen führen.
    • Cannabis – Besonders hoch dosierter Konsum kann psychotische Episoden und Halluzinationen verursachen.
    • Crack – Die intensive Wirkung von Crack-Kokain kann sensorische Wahrnehmungen stark verzerren.
    • Ecstasy (XTC) – Fördert sensorische Überladung und kann Halluzinationen hervorrufen.
    • Kokain – Starke zentralnervöse Stimulation begünstigt optische und akustische Halluzinationen.
    • LSD – Direkt mit der Auslösung von Halluzinationen assoziiert.
    • Drogenentzug – Entzugssymptome bei Suchtmittelabhängigkeit können Halluzinationen auslösen.
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress – Chronischer Stress oder akute Belastungen können Wahrnehmungsstörungen fördern.
    • Schlafentzug – Längerer Schlafmangel verstärkt das Risiko für visuelle und auditive Halluzinationen.
    • Isolation – Fehlende soziale Interaktion und sensorische Deprivation können Halluzinationen begünstigen.

Weitere Ursachen

  • Extremsituationen – körperliche und psychische Belastung kann Halluzinationen auslösen.
  • Nahtoderfahrung – häufig begleitet von halluzinatorischen Wahrnehmungen.
  • Trauerreaktion – kann in akuten Phasen zu halluzinatorischen Erlebnissen führen.