Halluzinationen – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Halluzinationen dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie psychische Erkrankungen (z. B. Schizophrenie, bipolare Störung, Depression, Demenz)?
- Bestehen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Chorea Huntington)?
- Gab es Fälle von Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Leber- oder Nierenerkrankungen, Morbus Addison)?
- Leiden nahe Verwandte an Substanzmissbrauch oder Alkoholismus?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Arbeiten Sie in einem Beruf mit hoher psychischer Belastung oder extremer körperlicher Beanspruchung?
- Sind Sie in Kontakt mit toxischen Substanzen (z. B. Schwermetalle, Kohlenmonoxid, Lösungsmittel, Pestizide)?
- Erleben Sie aktuell akuten Stress, emotionale Belastungen oder traumatische Ereignisse (z. B. Verlust eines Angehörigen, Jobwechsel)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Art von Halluzinationen haben Sie erlebt?
- Sehen Sie Menschen, Tiere oder Lichtblitze, die nicht da sind?
- Hören Sie Stimmen oder Geräusche ohne erkennbare Quelle?
- Nehmen Sie ungewöhnliche Gerüche wahr?
- Schmecken Sie Dinge, die andere nicht wahrnehmen?
- Fühlen Sie Berührungen oder Kribbeln auf der Haut?
- Seit wann bestehen die Halluzinationen?
- Treten sie akut oder schleichend auf?
- Sind die Halluzinationen anhaltend oder nur sporadisch?
- Treten sie in bestimmten Situationen auf? (Dunkelheit, Stress, Übermüdung, Medikamenteneinnahme)
- Gibt es einen Zusammenhang mit Hunger oder Unterzuckerung?
- Haben Sie kürzlich Drogen oder neue Medikamente eingenommen?
- Haben Sie Begleitsymptome:
- Fühlen Sie sich verfolgt oder bedroht?
- Leiden Sie unter Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit oder Suizidgedanken?
- Haben Sie Flashbacks oder intrusive Erinnerungen?
- Hatten Sie kürzlich Bewusstseinsverluste oder epileptische Anfälle?
- Leiden Sie unter Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen?
- Haben Sie Bewegungsstörungen oder Muskelzittern?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in letzter Zeit Gewicht verloren? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Ernähren Sie sich einseitig oder haben Sie einen Mangel an Mikronährstoffen (Vitamin B12, Magnesium)?
- Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit?
- Haben Sie extreme Diäten oder Fastenkuren durchgeführt?
- Haben Sie kürzlich Alkohol oder Drogen konsumiert?
- Sind Sie aktuell im Alkohol- oder Drogenentzug?
- Trinken Sie gerne Kaffee, schwarzen oder grünen Tee? Wenn ja, wie viele Tassen pro Tag
- Trinken Sie andere bzw. weitere koffeinhaltige Getränke? Wenn ja, wie viel jeweils davon?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Haben Sie neurologische Vorerkrankungen (z. B. Epilepsie, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose)?
- Gab es frühere psychische Erkrankungen (z. B. Schizophrenie, bipolare Störung, Depression, Demenz)?
- Leiden Sie unter metabolischen Erkrankungen (Diabetes mellitus, Leberinsuffizienz (Leberschwäche), Nierenversagen)?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie Medikamente mit bekannten halluzinogenen Nebenwirkungen?
- Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva) – bei Überdosierung
- Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (engl. Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI) wie Citalopram oder Paroxetin, Fluoxetin, Fluvoxamin und Sertralin in Kombination mit Opioiden wie Oxycodon
- Antikonvulsiva (z. B. Gabapentin) – vor allem bei Patienten mit vorbekannter Depression
- Neuroleptika / Antipsychotika – Absetzsyndrom kann Halluzinationen auslösen
- Dopaminagonisten (z. B. bei Morbus Parkinson)
- Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva) – bei Überdosierung
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.