Halluzinationen – Einleitung

Eine Halluzination bezeichnet eine Sinnestäuschung, die für den Betroffenen real ist, obwohl kein äußerer Reiz zugrunde liegt. Halluzinationen können verschiedene Sinne betreffen, darunter Gehör, Sehen, Geschmack, Berührung und Geruch.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM R44.-: Sonstige Symptome, die die Sinneswahrnehmungen und das Wahrnehmungsvermögen betreffen

Formen der Halluzinationen

  • Akustische Halluzinationen (ICD-10-GM R44.0): Hören von Geräuschen oder Stimmen, die nicht existieren.
  • Optische Halluzinationen (ICD-10-GM R44.1): Sehen von Bildern oder Lichtblitzen ohne äußere Reize.
  • Sonstige Halluzinationen (ICD-10-GM R44.2): Halluzinationen, die andere Sinne betreffen, wie Geschmack oder Berührung.
  • Halluzinationen, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM R44.3): Halluzinationen, deren genaue Art nicht spezifiziert ist.

Weitere Formen der Halluzinationen:

  • Gustative Halluzination (Geschmackshalluzination): Wahrnehmung von Geschmack, ohne dass ein entsprechender Reiz vorhanden ist.
  • Haptische Halluzination: Wahrnehmung von Berührungen oder Stichen auf der Haut.
  • Hypnagoge Halluzination: Meist optische Halluzinationen, die während des Einschlafens auftreten können.
  • Hypnopompe Halluzinationen: Meist optische Halluzinationen, die beim Übergang vom Schlafen zum Aufwachen auftreten.
  • Kinästhetische Halluzination: Eingebildete Bewegungswahrnehmung.
  • Makropsychische Halluzinationen: Optische Halluzination, bei der Personen wie Riesen erscheinen (Gulliver-Halluzination/Makrohalluzination).
  • Olfaktive Halluzinationen (Geruchshalluzinationen): Wahrnehmung von Gerüchen ohne äußere Quelle.
  • Taktile Halluzination: Sinnestäuschungen im Bereich des Fühlens.
  • Zonästhesien: Sinnestäuschungen, die die eigene Körperwahrnehmung betreffen.

Halluzinationen können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Häufigkeitsgipfel: Halluzinationen können in jedem Lebensalter auftreten, sind jedoch häufiger in bestimmten Lebensphasen oder unter bestimmten Bedingungen (z. B. bei psychischen Erkrankungen).

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Lebenszeitprävalenz von Halluzinationen beträgt weltweit 5,2 %, in Deutschland liegt sie bei 1,8 % [1].

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Spezifische Daten zur Inzidenz von Halluzinationen sind limitiert und hängen stark von den zugrunde liegenden Ursachen ab.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Halluzinationen können episodisch oder chronisch auftreten, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache.
  • Bei psychotischen Störungen wie Schizophrenie treten Halluzinationen häufig in Episoden auf, können jedoch auch dauerhaft vorhanden sein.
  • Bei medikamentösen oder toxischen Ursachen klingen Halluzinationen oft ab, sobald die auslösende Substanz eliminiert ist.

Prognose

  • Die Prognose hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache der Halluzinationen ab.
  • Bei adäquater Behandlung der Grunderkrankung, wie zum Beispiel Psychosen, können Halluzinationen kontrolliert oder vollständig eliminiert werden.
  • Unbehandelte oder schwer therapierbare Ursachen, wie degenerative Hirnerkrankungen, können zu einer Verschlechterung und Chronifizierung der Halluzinationen führen.

Literatur

  1. McGrath JJ et al.: Psychotic Experiences in the General Population: A Cross-National Analysis Based on 31 261 Respondents From 18 Countries. JAMA Psychiatry. 2015 Jul;72(7):697-705. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2015.0575.