Gesichtsschmerzen – Einleitung
Gesichtsschmerzen sind Schmerzen, die im Bereich des Gesichts auftreten und vielfältige Ursachen haben können. Sie können durch eine Vielzahl von Erkrankungen oder Zuständen ausgelöst werden, darunter Nervenschäden, Zahnprobleme, Infektionen oder entzündliche Prozesse.
Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM G50.1-: atypischer Gesichtsschmerz
Definition
Die Kopfschmerzklassifikation der International Headache Society (International Classification of Headache Disorders, ICHD-3) versteht unter dem Gesichtsschmerz einen Schmerz, der unterhalb der meato-orbitalen und oberhalb der mentalen Linie lokalisiert ist.
Formen der primären Kopfschmerzen
Bei den primären Kopfschmerzen im Gesicht muss zwischen den folgenden Typen unterschieden werden:
- Typ I: Gesichtsschmerzen, die zeitgleich mit den Kopfschmerzen und üblicherweise ipsilateral ("auf derselben Körperseite gelegen") zu diesen auftreten.
- Typ II: Kopfschmerzattacken nehmen ab und werden zunehmend durch Gesichtsschmerzattacken ersetzt. Qualität, Dauer, Intensität und Begleitsymptome bleiben gleich.
- Typ III: Gesichtsschmerzattacken, die in ihrer Qualität, Dauer und Intensität einem primären Kopfschmerz entsprechen, obwohl kein Kopfschmerz bekannt ist.
Man kann den typischen vom atypischen (untypischen) Gesichtsschmerz unterscheiden. Letzterer wurde nach der Neuauflage der IHS-Klassifikation Headache (Classification Committee of the International Headache Society 2004) als persistierender (anhaltender) idiopathischer (ohne erkennbare Ursache) Gesichtsschmerz bezeichnet. Dieser liegt vor, wenn der Gesichtsschmerz nicht die Charakteristika einer Neuralgie ("Nervenschmerz") besitzt und nicht durch eine andere Erkrankung bedingt ist.
Persistierender idiopathischer Gesichtsschmerz (IHS Version 3)
Der persistierende idiopathische Gesichtsschmerz muss diagnostische Kriterien erfüllen (siehe Klassifikation).
Der persistierende idiopathische Gesichtsschmerz liegt bei mehr als jedem zehnten Fall von Gesichtsschmerz vor. Häufig tritt dieser in Verbindung mit psychischen Veränderungen auf.
Epidemiologie
Häufigkeitsgipfel: Vom persistierenden idiopathischen Gesichtsschmerz sind Frauen, vor allem im mittleren und hohen Lebensalter, häufiger betroffen als Männer.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz der persistierenden idiopathischen Gesichtsschmerzen beträgt ca. 4,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr [1].
Mit einer 12-Monats-Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von ca. 16 % sind Gesichtsschmerzen etwa so häufig wie Migräne.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Arztbesuch: Bei plötzlichen und starken Gesichtsschmerzen oder wiederkehrenden Schmerzattacken sollte umgehend ein Arzt zur weiteren Abklärung aufgesucht werden.
- Schmerzveränderung: Gesichtsschmerzen können sich in Intensität und Häufigkeit verändern, was den Verlauf und die Behandlung der Erkrankung erschwert.
- Schmerzcharakter: Die Schmerzen können kontinuierlich oder intermittierend auftreten und sich in verschiedenen Bereichen des Gesichts manifestieren.
- Dauer: Ein persistierender idiopathischer Gesichtsschmerz kann sich über Monate bis Jahre hinziehen.
- Variabilität: Die Schmerzintensität und die betroffenen Gesichtspartien können variieren.
- Einflussfaktoren: Psychische Belastungen und Stress können den Verlauf negativ beeinflussen und die Schmerzsymptomatik verschlimmern.
Prognose
- Allgemeine Prognose: Die Prognose des persistierenden idiopathischen Gesichtsschmerzes ist oft ungünstig.
- Therapieschwierigkeit: Die Therapie gestaltet sich häufig als schwierig und eine vollständige Heilung ist selten.
- Fokus: Der Fokus liegt auf der Linderung der Schmerzen und der Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
- Schmerzmanagement: Langfristige Schmerzmanagementstrategien sind essenziell, um die Schmerzintensität zu reduzieren und die Funktionalität im Alltag zu erhalten.
- Therapieresistenz: Bei vielen Patienten bleibt trotz Therapie eine gewisse Schmerzsymptomatik bestehen.
- Behandlungsansatz: Die Behandlung umfasst eine multimodale Herangehensweise, einschließlich medikamentöser Therapie, physikalischer Maßnahmen und psychologischer Unterstützung.
- Therapieerfolg: Der Erfolg der Therapie hängt maßgeblich von der individuellen Anpassung der Behandlungsstrategien und der kontinuierlichen Überwachung und Anpassung der Therapiepläne ab.
Literatur
- Koopman JS, Dieleman JP, Huygen FJ et al.: Incidence of facial pain in the general population. Pain 2009; 147: 122-127
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz. (AWMF-Registernummer: 030-032), September 2012 Langfassung