Geschmacksstörungen (Dysgeusie) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Dysgeusie (Geschmacksstörungen) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Geschmacks- oder Geruchsstörungen?
- Bestehen genetische Erkrankungen wie das Turner-Syndrom?
- Gibt es in Ihrer Familie Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Eisenmangel, Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion))?
- Liegen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen vor (z. B. Multiple Sklerose, Epilepsie, Apoplex (Schlaganfall), Neurofibromatose Typ 2)?
- Bestehen Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom, das mit Mundtrockenheit einhergeht?
- Gibt es in Ihrer Familie Tumorerkrankungen, insbesondere im Kopf-Hals-Bereich oder des zentralen Nervensystems (z. B. Akustikusneurinom, Hirntumoren)?
Soziale Anamnese
- Arbeiten Sie mit Schwermetallen, Chemikalien oder anderen potenziell toxischen Stoffen?
- Haben Sie derzeit erhöhte Stressbelastungen oder psychische Erkrankungen (z. B. Depression, Schizophrenie, Psychosen)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Seit wann bestehen die Geschmacksstörungen?
- Wie äußert sich die Geschmacksstörung:
- Schmecken Sie weniger oder gar nicht mehr?
- Nehmen Sie einen anhaltenden unangenehmen Geschmack wahr (z. B. bitter, metallisch, faulig)?
- Haben Sie Fehlwahrnehmungen von Geschmäckern (z. B. süß schmeckt bitter)?
- Bestehen weitere sensorische Störungen, insbesondere Geruchsverlust?
- Haben Sie kürzlich Infektionen durchgemacht?
- SARS-CoV-2 (COVID-19)
- Infektionen des oberen Respirationstrakts (z. B. Erkältung, Grippe, Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung))
- virale Infektionen oder Candidose (Pilzinfektionen der Mundschleimhaut)
- Haben Sie Symptome im Mundraum bemerkt, wie:
- Mundtrockenheit?
- Zungenveränderungen (Zungenbrennen, Schmerzen)?
- Schleimhautveränderungen oder chronische Mundinfektionen?
- Gibt es neurologische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche?*
- Haben Sie kürzlich eine Zahnbehandlung, eine Operation oder eine Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich gehabt?
- Bestehen Verdauungsbeschwerden (Übelkeit, Durchfall, Refluxkrankheit)?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Hat sich Ihr Appetit verändert?
- Haben Sie unbeabsichtigte Gewichtsveränderungen bemerkt? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Leiden Sie unter einem schweren Vitaminmangel (z. B. Vitamin B12, Folsäure, Vitamin A, Zink)?
- Wie hoch ist Ihr täglicher Flüssigkeitskonsum? Trinken Sie ausreichend?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Eisenmangel, Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Anämie (Blutarmut))?
- Autoimmunerkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom, rheumatologische Erkrankungen)?
- neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Hirnstammläsionen, Fazialisparese (Gesichtslähmung), Morbus Parkinson, Epilepsie)?
- psychiatrische Erkrankungen (z. B. Depression, Schizophrenie, Psychose)?
- Neubildungen und Tumoren (z. B. Akustikusneurinom, Hirntumoren, Tumoren der Mundhöhle)?
- Infektionen (z. B. HIV, Syphilis, virale Infektionen, Pilzinfektionen)?
- Nierenerkrankungen (z. B. chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), nephrotisches Syndrom)?
- Operationen und Bestrahlungen
- Wurden chirurgische Eingriffe im Kopf-Hals-Bereich durchgeführt?
- Gab es Zahnoperationen oder Zahnextraktionen?
- Haben Sie eine Strahlentherapie im Kopfbereich oder Chemotherapie erhalten?
- Allergien:
- Bestehen bekannte Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten?
- Gibt es allergische Reaktionen auf Medikamente oder Umweltstoffe?
Medikamentenanamnese
- ACE-Hemmer (Captopril)
- Angiotensin-II-Rezeptorblocker (Synonyme: AT-II-RB; ARB; Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten; AT1-Rezeptorantagonisten, AT1-Antagonisten; Angiotensin-Rezeptorblocker, „Sartane“) – z. B. Losartan
- Antibiotika
- Doxycyclin
- Gyrasehemmer (Chinolone (mit der Untergruppe der Fluorchinolone), Cinnoline (Cinnolin), Naphthyridine (Nalidixinsäure), Pyridopyrimidine)
- Makrolide (Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin, Josamycin, Roxithromycin, Spiramycin, Tylosin)
- Nitroimidazole (Metronidazol)
- Antidepressiva (Amitriptylin)
- Antidiabetika – z. B. Glibizide
- Antiepileptika (Synonym: Antikonvulsiva) – Carbamazepin, Phenytoin, Lamotrigin
- Antimykotika – z. B. Terbinafin
- Antiseptika, lokale (Chlorhexidin)
- Calciumantagonisten (Diltiazem, Nifedipin
- Diuretika
- Kaliumsparende Diuretika – Aldosteronantagonist (Spironolacton)
- Thiaziddiuretika (Hydrochlorothiazid, HCT)
- Migränemittel – Triptane
- Muskelrelaxantien – z. B. Baclofen
- Penicillamin – Medikament in der Therapie der chronischen Polyarthritis
- Parkinsonmittel – z. B. Levodopa
- Sibutramin
- Tranquilizer (einzelne Substanzen der Benzodiazepin-Gruppe)
- Urikostatika (Allopurinol)
- Zytostatika – z. B. Cisplatin, Methotrexat (MTX)
Umweltbelastungen – Intoxikationen
- Gab es eine bekannte Schwermetallbelastung (z. B. Blei, Quecksilber)?
- Besteht eine mögliche Kohlendioxid- oder Kohlenmonoxidvergiftung?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.