Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Überwachung im Krankenhaus (24-48 Stunden)
  • Frühzeitige Aufklärung über die Bedeutung einer Gehirnerschütterung
  • Die wichtigste Maßnahme nach einer Gehirnerschütterung ist Ruhe, d. h. bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma 24-48 Stunden zu ruhen und, wenn keine Symptome mehr bestehen, die üblichen Aktivitäten schrittweise wieder aufzunehmen.
  • Eine kurzzeitige Bettruhe kann die Genesung beschleunigen.
  • Nach einer Gehirn­er­schütterung sollten gehirnbelastende Aktivitäten zunächst vermieden werden: Sport, Lesen, Fernsehen, Computer­spiele etc., um für eine schnelle Erholung zu sorgen. Danach können allmählich geistige und körperliche Tätigkeiten (gestaffelte körperlich Aktivität) wieder aufgenommen und in Dauer und Intensität gesteigert werden. Dabei ist zu beachten, dass Kinder und insbesondere Jugendliche oft eine längere Erholungsphase als Erwachsene benötigen, da sich ihr Gehirn noch im Wachstum befindet.
    • Die deutlich eingeschränkte Nutzung von Smartphone und Fernseher in der akuten Phase nach einer Gehirnerschütterung verkürzte die Symptomdauer signifikant: Schulbesuch in der Gruppe mit restriktiver Nutzung im Mittel nach sechs Tagen, bei den anderen nach sieben Tagen möglich [4].
    • Ergebnisse einer Metaanalyse deuten darauf hin, dass aktivitätsbasierte Interventionen – wie aerobe oder Koordinationsübungen und Entspannungs-/Visualisierungstechniken – die Symptome einer Gehirnerschütterung erheblich verbessern können [6].

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Psychotherapie

  • Ggf. Psychotherapie

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Ggf. Manuelle Behandlung von Nacken und Rücken

Rehabilitation

  • Wegen anhaltender Symptome einer Gehirnerschütterung bei Erwachsenen: Eine Studie ergibt schwache Empfehlungen unter anderem für frühe Beratung, Bewegung, vestibuläre Rehabilitation und psychologische Therapie [5].
  • Vestibuläre Rehabilitationstherapie – Diagnostik und Behandlung von Schwindel, der von Störungen des vestibulären Systems verursacht wird
  • Anleitung bei leichtem SHT für die Wiederaufnahme des Wettkampfsports ("return to play rule") und des Schulbesuchs ("return to learn rule"):
    • Sportler dürfen am selben Tag nicht mehr spielen („no return to play the same day“), es sei denn, dass sie über 20 Minuten symptomfrei sind und ein unauffälliges Untersuchungsergebnis vorliegt; der Untersucher sollte zudem sehr erfahren sein [1]. 
    • Schulbesuch ("return to learn rule") [1-3]: 
      • Stufe 1: physische und kognitive Ruhe: keine Arbeit, Schule oder Sport
        Abschirmung von Reizen: Licht, Lärm, Fernsehen, PC
        Weitere Empfehlung: viel Schlaf
      • Stufe 2: Schrittweise kognitive Belastung: Lesen, Fernsehen, Smartphone, Tablet-PC, PC etc.
        Leichtes, kurzes aerobes Training (Ausdauertraining)
        Aufnahme weiterer sportlichen Aktivitäten wie folgt:
        • Stufe 3: sportspezifisches Intervalltraining
        • Stufe 4: Mannschaftstraining ohne Körperkontakt
        • Stufe 5: Normales Mannschaftstraining
        • Stufe 6: Wettkampf

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Smith BW: Head injuries. In: Anderson SJ, Harris SS (Hrsg) Care of the Young Athlete, 2. Aufl. American Academy of Pediatrics, 2010, Elk Grove Village, S 185-191
  2. Giza CC, Kutcher JS, Ashwal S et al.: Summary of evidence-based guideline update: evaluation and management of concussion in sports. Report of the Development Subcommittee of the American Academy of Neurology. Neurology 2013 Jun 11;80(24):2250-7. doi: 10.1212/WNL.0b013e31828d57dd. Epub 2013 Mar 18.
  3. Simma B, Lütschg J, Callahan JM: Mild head injury in pediatrics: algorithms for management in the ED and in young athletes. Am J Emerg Med 2013 Jul;31(7):1133-8. doi: 10.1016/j.ajem.2013.04.007. Epub 2013 May 20.
  4. Macnow T et al.: Effect of Screen Time on Recovery From Concussion. A Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatrics 2021; https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2021.2782
  5. Rytter HM et al.: Nonpharmacological Treatment of Persistent Postconcussion Symptoms in Adults: A Systematic Review and Meta-analysis and Guideline Recommendation. JAMA Netw Open. 2021;4(11):e2132221 https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2021.32221
  6. Chauhan R et al.: Activity and recovery among youth with concussion: A meta-analysis. Pediatrics. 2023;151(5):e2022059592 doi: 10.1542/peds.2022-059592.