Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Commotio cerebri (Gehirnerschütterung) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Gehirnerschütterung und werden oft zuerst bemerkt:

  • Bewusstlosigkeit: Nach dem Unfall kann es zu einer kurzen Bewusstlosigkeit kommen, die aber in der Regel nicht länger als 60 Minuten anhält. Danach ist man oft noch eine Zeit lang verwirrt oder desorientiert.
  • Cephalgie (Kopfschmerzen): Treten direkt nach dem Unfall auf und können mehrere Tage andauern
  • Vertigo (Schwindel): Besonders beim Aufstehen oder Bewegen; sind sehr häufig und betreffen etwa die Hälfte der Patienten
  • Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen): Treten bei etwa 30-50 % der Patienten auf
  • Kreislaufprobleme: Manche Betroffene haben Probleme mit dem Blutdruck oder fühlen sich schwindelig, besonders beim Aufstehen; betreffen etwa 20-30 % der Patienten
  • Amnesie (Gedächtnisstörungen): Man kann sich nicht mehr an den Unfall oder die Zeit davor und danach erinnern. Diese Gedächtnislücken sind typisch und betreffen etwa ein Drittel der Betroffenen. Tritt bei ca. 30-50 % der Betroffenen auf.
  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit): Viele Betroffene sind nach dem Unfall sehr empfindlich gegenüber hellem Licht (betrifft ca. 20-40 % der Patienten).
  • Hyperakusis (Geräuschempfindlichkeit): Laute Geräusche können plötzlich als sehr unangenehm empfunden werden (tritt bei etwa 10-20 % der Patienten auf).

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Gehirnerschütterung:

  • Verwirrtheit: Man fühlt sich benommen oder hat Schwierigkeiten, sich zu orientieren und klar zu denken.
  • Doppelbilder: Manchmal sieht man Dinge doppelt, was in der Regel nur kurzzeitig auftritt (treten bei etwa 10-15 % der Patienten auf).
  • Konzentrationsprobleme: Es fällt schwer, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, besonders wenn sie anspruchsvoll sind (bei etwa 30-50 % der Patienten).
  • Müdigkeit: Viele Betroffene fühlen sich schnell erschöpft und brauchen mehr Ruhe als sonst (ca. 30-50 %).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen oder assoziierte Verletzungen hinweisen:

  • Schlafprobleme: Treten bei ca. 20-40 % der Patienten auf
  • Reizbarkeit: Betrifft ca. 20-30 % der Patienten
  • Verlust des Geruchssinns: Bei ca. 5-10 % der Patienten)
  • Ohrgeräusche (Tinnitus): Tritt bei etwa 10-15 % der Patienten auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Benommenheit
  • Übelkeit ohne Erbrechen
  • Schwächegefühl

Weitere Hinweise

  • In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass Kinder, die eine Gehirnerschütterung hatten und im Rahmen der Eingangsuntersuchung Auffälligkeiten im Sinne einer vestibulären Dysfunktion (vestibulookulärer Reflexstörungen oder Auffälligkeiten beim Tandem-Gang) zeigten, längere Zeit benötigten, bis sie wieder die Schule besuchen konnten (durchschnittlich 59 versus 6 Tage). Eine vollständige Symptomfreiheit erlangte diese Gruppe wesentlich später als Kinder ohne vestibuläre Störung nach dem Trauma (106 versus 29 Tage). Des Weiteren schnitten die Kinder mit vestibulären Symptomen auch bei neurologischen Tests schlechter ab und benötigten einen längeren Zeitraum, bis ihre kognitiven Beeinträchtigungen überwunden waren [1].
  • Kleinkinder haben nach einer Gehirnerschütterung noch mindestens 3 Monate lang ein erhöhtes Risiko für postkommotionelle Syndrome (z. B. Kopfschmerzen, Schwindel oder leichten psychischen Auffälligkeiten) [2].

Literatur

  1. Corwin D et al.: Vestibular Deficits following Youth Concussion. JPEDS 2015; online 6. März 2015
  2. Dupont D et al.: Postconcussive Symptoms After Early Childhood Concussion JAMA Netw Open. 2024;7(3):e243182. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.3182