Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Commotio cerebri (Gehirnerschütterung) mit bedingt sein können: 

Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)

  • Suizid (Selbsttötungdreifach höher) [2])

Kreislaufsystem (I00-I99) 

  • Apoplex (Schlaganfall) – zwei Wochen nach einem Kopf- oder Halstrauma bei Patienten unter 50 Jahren bei 0,04 %;  in 37 % der Fälle erfolgte der Apoplex noch am Unfalltag; ein Viertel der Fälle hatten dabei nach dem Unfall eine unauffällige Angiographie der Hirngefäße (Darstellung von Arterien und Venen unter Verwendung von Kontrastmittel) [3].

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Störungen der Vestibularfunktion/vestibuläre Dysfunktion und Gleichgewichtsprobleme wg. wiederholter Subcommotio durch Kopfballspiel [6]

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Demenz nach einer milden traumatischen Gehirnverletzung (traumatic brain injury, TBI ≡ Commotio cerebri) [5]:
    • milde TBI ohne Bewusstseinsverlust: 2,36-fach höheres Risiko
    • milde TBI mit Bewusstseinsverlust: 2,51-fach höheres Risiko
    • moderate bis schwere TBI: 3,77-fach höheres Risiko
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Hirnleistungsstörungen
  • Morbus Parkinson – für leichte Gehirnerschütterungen war das Risiko um 56 % erhöht (Hazard Ratio 1,56; 1,35-1,80) [4]
  • "Second impact syndrome" (SIS) – Erleiden eines zweiten Traumas, bevor die Folgen des ersten vollständig abgeklungen sind; dabei kann ein geringfügiges Trauma schnell zu einem malignen Hirnödem (Hirnschwellung) führen; deshalb strenge Einhaltung der Richtlinie: kein Wettkampf mehr am selben Tag ("no return to play the same day")

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Suizidalität (Selbstmordgefährdung)
  • Vertigo (Schwindel)

In der Regel heilt eine Commotio cerebri folgenlos aus.

Prognosefaktoren für eine prolongierte (verzögerte) Erholung

  • Primär vorhandene erhebliche Kopfschmerzen
  • Vorliegen einer Amnesie (Gedächtnisverlust)
  • Schwäche bzw. Müdigkeit
  • Pathologische neurologische Untersuchung

Weitere Hinweise

In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass Kinder, die eine Gehirnerschütterung hatten und im Rahmen der Eingangsuntersuchung Auffälligkeiten im Sinne einer vestibulären Dysfunktion (vestibulookulärer Reflexstörungen oder Auffälligkeiten beim Tandem-Gang) zeigten, längere Zeit benötigten bis sie wieder die Schule besuchen konnten (durchschnittlich 59 versus 6 Tage). Eine vollständige Symptomfreiheit erlangte diese Gruppe wesentlich später als Kinder ohne vestibuläre Störung nach dem Trauma (106 versus 29 Tage). Des Weiteren schnitten die Kinder mit vestibulären Symptomen auch bei neurologischen Tests schlechter ab und benötigten einen längeren Zeitraum bis ihre kognitiven Beeinträchtigungen überwunden waren [1].

Literatur

  1. Corwin D et al.: Vestibular Deficits following Youth Concussion. JPEDS 2015; online 6. März 2015
  2. Fralick M et al.: Risk of suicide after a concussion. CMAJ 2016. doi:10.1503 /cmaj.150790
  3. Fox CK et al.: Population-based study of ischemic stroke risk after trauma in children and young adults. Neurology 2017; 89 (23): 2310-2316 doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000004708
  4. Gardner RC et .: Mild TBI and risk of Parkinson disease A Chronic Effects of Neurotrauma Consortium Study. Neurology Apr 2018, 10.1212/WNL.0000000000005522; doi: 10.1212/WNL.0000000000005522
  5. Barnes DE et al.: Association of Mild Traumatic Brain Injury With and Without Loss of Consciousness With Dementia in US Military Veterans. JAMA Neurol. Published online May 7, 2018. doi:10.1001/jamaneurol.2018.0815
  6. Santos FV et al.: Greater Exposure to Repetitive Subconcussive Head Impacts Is Associated with Vestibular Dysfunction and Balance Impairments During Walking. AAN Sports Concussion Conference, Indianapolis, 20.-22. Juli 2018