Fazialisparese – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Elektroneurographie (ENG)* ‒ zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit von motorischen und sensiblen Nervenbahnen peripherer Nerven
  • Elektromyographie (EMG; Messung der elektrischen Muskelaktivität)*

*Neben der Beurteilung der Nervenfunktion auch zur Prognose einer Fazialisreanimation geeignet. Bei typischer Klinik ist diese Diagnostik verzichtbar! 

Fakultative Medizingerätediagnostik ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und der obligaten Medizingerätediagnostik ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Audiometrie (Hörtest) – um die Funktion des Musculus stapedius zu überprüfen wg. Hyperakusis (gesteigertes Hörvermögen im Sinne einer krankhaften Feinhörigkeit)
  • Weiterführende Diagnostik bei peripherer Fazialisparese ohne vollständige spontane Regredienz (Rückschreiten der Erkrankung); bei atypischer Klinik mit akzessorischen Symptomen (z. B. Hypakusis, Tinnitus (Ohrgeräusche), sensible Ausfälle, Doppelbilder) zum Ausschluss von Kleinhirnbrückenwinkel- oder Felsenbeinprozess, einer Parotisläsion (Verletzung der Ohrspeicheldrüse) oder einer Hirnstammläsion
    • Computertomographie (CT) des Schädels (craniales CT bzw.cCT) – Standard für die Darstellung der Felsenbein- und Mittelohranatomie
    • Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels (craniales MRT bzw. cMRT) – zur Darstellung von Weichgewebe und damit des N. facialis in seinem Verlauf
      [isolierte Neuritis (Nervenentzündung) des N. facialis (Gesichtsnerv), die sich als nicht knotige Kontrastmittelanreicherung darstellt; asymmetrische Anreicherung findet sich bei etwa 60-90 % der Patienten mit Lähmung des VII. Hirnnervs als einziger objektiver Marker]
  • Angiographie (Darstellung der Blutgefäße durch Kontrastmittel in einer Röntgenuntersuchung) bzw. Angio-CT – zur Darstellung der Blutgefäße

Weitere Hinweise

  • Bei Patienten mit klinischem Verdacht auf eine idiopathische Fazialisparese zeigten sich in 6,7 % der Fälle (8 von 120 Patienten) abnorme Befunde im MRT [1]: 
    • Bei drei der Betroffenen wurden potenziell lebensbedrohliche Zustände festgestellt, die eine Änderung der Behandlung erforderlich machten. 
    • Zwei Patienten wiesen multiple Läsionen der weißen Substanz aus, was zur Diagnose einer multiplen Sklerose führte.
    • In den weiteren Fällen waren mehrere Hirnnerven beteiligt (Verdachtsdiagnose: Sarkoidose oder Wegener-Granulomatose), wurde die Diagnose eines ipsilateralen Vestibularis-Schwannoms und beim letzten Patienten wurde die eines intraossären Hämangiom des Nervus facialis gestellt.

Literatur

  1. Savaray T et al.: Incidence of Underlying Abnormal Findings on Routine Magnetic Resonance Imaging for Bell Palsy. JAMA Netw Open 2023;6(4):e239158; https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.9158