Essbrechsucht (Bulimia nervosa) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Bulimia nervosa (Essbrechsucht) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Bulimia nervosa und werden oft zuerst bemerkt:

  • Heißhungerattacken: Mehrmals pro Woche auftretende Episoden, in denen große Mengen unkontrolliert gegessen werden, meist heimlich. Danach versuchen die Betroffenen, das Gegessene wieder loszuwerden, z. B. durch Erbrechen oder Abführmittel. Diese Symptome treten bei fast allen Betroffenen auf.
  • Schamgefühl: Nach den Essattacken fühlen sich die Betroffenen oft schuldig und schämen sich sehr.
  • Restriktives Essverhalten: Zwischen den Heißhungerattacken essen die Betroffenen meist sehr wenig und setzen ihren Körper damit erneut einer Heißhungerattacke aus.
  • Ständige Beschäftigung mit dem Thema Essen und Gewicht: Die Gedanken kreisen ständig um das Essen und die Kontrolle des Gewichts.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Bulimia nervosa:

  • Depressive Verstimmungen: Treten bei 50-70 % der Betroffenen auf
  • Vergrößerte Speicheldrüsen: Durch das häufige Erbrechen; bei etwa 30-50 % der Betroffenen
  • Narben auf dem Handrücken: Verletzungen durch Bisse beim Erbrechen kommen bei 30-50 % der Betroffenen vor.
  • Magenprobleme: Reflux (Übertritt von Magensäure in die Speiseröhre) und Entzündungen treten bei etwa 40-50 % der Betroffenen auf.
  • Zahnprobleme: Zahnschäden durch Erbrechen treten bei 50-90 % der Betroffenen auf.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Wassereinlagerungen im Gewebe: Diese entstehen bei etwa 10-20 % der Betroffenen durch den Missbrauch von Abführmitteln oder Entwässerungstabletten.
  • Substanzabhängigkeiten: Alkohol-, Drogen- oder Tablettensucht kommen bei etwa 30-40 % der Betroffenen vor.
  • Impulsives Verhalten: Unkontrolliertes Geldausgeben oder andere impulsive Handlungen treten bei 20-30 % der Betroffenen auf.
  • Selbstverletzendes Verhalten: Selbstverletzungen, wie Ritzen, treten bei etwa 30 % der Betroffenen auf.
  • Sozialer Rückzug: Viele Betroffene (40-50 %) ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.
  • Häufiges Wiegen: Fast alle Betroffenen wiegen sich oft mehrmals täglich, um ihr Gewicht zu kontrollieren.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit
  • Konzentrationsstörungen

Zu den seltenen Symptomen bei der Bulimia nervosa zählen:

  • Elektrolytstörungen
    • Hypochlorämie (Chlormangel)
    • Hypokaliämie (Kaliummangel)
    • Hyponatriämie (Natriummangel)
  • Oligomenorrhoe – Intervall zwischen den Blutungen ist > 35 Tage und < 90 Tage, d. h. zu seltene Regelblutung
  • Amenorrhoe, sekundäre – Ausbleiben der Regelblutung > 90 Tage
  • Herzrhythmusstörungen
  • Boerhaave-Syndrom – Einriss der Speiseröhre aufgrund des hohen Druckes beim Erbrechen
  • Magenruptur – Einriss der Magenwand

Hinweis!
Die Patienten haben häufig sichtbare Schwielen an den Händen durch Auslösen des Erbrechens.