Erektionsstörung – Prävention
Zur Prävention der erektilen Dysfunktion (ED; Erektionsstörungen) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Genussmittelkonsum
- Alkohol
- Tabak (Rauchen) [1, 2]
- Drogenkonsum
- Amphetamine (indirektes Sympathomimetikum): Ecstasy (3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin, MDMA), Crystal Meth (Methamphetamin) oder Methylphenidat
- Cannabis (Haschisch und Marihuana)
- Heroin
- Kokain
- Methadon
- Synthetische Drogen
- Amphetamine (indirektes Sympathomimetikum): Ecstasy (3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin, MDMA), Crystal Meth (Methamphetamin) oder Methylphenidat
- Körperliche Aktivität
- Sitzendes Radfahren (unmittelbar – akut; mittelbar – chronisch)
- Vielsitzer: Sitzendes Freizeitverhalten geht mit einem erhöhten Risiko für erektile Dysfunktion (ED) einher [12].
- Psycho-soziale Situation
- Psychische Probleme
- Partnerschaftsprobleme
- Ungünstige Partnerinteraktion/Unmutsäußerungen des Sexualpartners
- Leistungsdruck, z. B. bei neuer Partnerschaft nach langjähriger Beziehungslosigkeit
- Längerfristige, erschöpfende Arbeit ("Burnout-Syndrom")
- Stress
- Versagensängste
- Traumatische sexuelle Erlebnisse
- Traumatische Erlebnisse
- Vermindertes Selbstbewusstsein
- Übergewicht (BMI ≥ 25 [6]; Adipositas); wird kontrovers beurteilt; maßgeblicher ist die Fettverteilung – s. u. androide Fettverteilung (BMI und zentrale Adipositas müssen gemeinsam betrachtet werden) [4]
- Androide Körperfettverteilung, das heißt abdominales/viszerales, stammbetontes, zentrales Körperfett (Apfeltyp) – es liegt ein hoher Taillenumfang bzw. ein erhöhter Taille-Hüft-Quotient (THQ; englisch: waist-to-hip-ratio (WHR)) vor; vermehrtes Bauchfett führt zum Abfall des freien Testosterons
Ein erhöhter Taillenumfang geht mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und damit auch für die Entwicklung einer erektilen Dysfunktion einher [5]. Bei der Messung des Taillenumfangs gemäß der Richtlinie der International Diabetes Federation (IDF, 2005) gelten folgende Normwerte:
- Männer < 94 cm (erhöhtes Risiko)
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Mediterrane Kost (moderate Fett- und Kohlenhydrataufnahme; bei der Fettzufuhr überwiegen die einfach ungesättigten Fettsäuren sowie die Omega-3-Fettsäuren; gesättigte Fettsäuren werden in sehr geringer Menge zugeführt) [10].
- Ernährung reich an Flavanonen, Flavonen (Orangen) und Anthocyanen (blaue Trauben) (ED-Inzidenz: 9-11 % reduziert) [8]
- Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist invers mit dem Auftreten einer ED verknüpft (prospektive Studie mit 21.942 gesunden Männern): je höher der pflanzenbasierte Diät-Index (PDI) war, desto geringer war in der Gruppe der 60- bis 70-jährigen die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) von Erektionsproblemen [11].
- Intervallfasten (intermittierendes Fasten): Intervallfasten kombiniert mit einer Ernährung mit Bioprodukten weist laut einer US-amerikanischen Studie auf ein geringeres Risiko für Erektionsstörung hin [9].
- Genussmittel
- Zwei bis drei Tassen Kaffees am Tag: Männer mit Übergewicht oder Adipositas oder mit Hypertonie (Bluthochdruck) sowie Männer ohne Diabetes mellitus hatten in jeder der vier oberen Koffeinquintilen eine geringere ED-Wahrscheinlichkeit als in der untersten [3].
- Sport
- Für Männer im mittleren und höheren Alter gilt: Jede halbe Stunde mäßiger bis belastender körperlicher Aktivität mehr pro Tag senkt das ED-Risiko um rund 40 % [7]
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention bei erektiler Dysfunktion (ED) richtet sich an Männer mit ersten Anzeichen von Potenzstörungen. Ziel ist es, das Fortschreiten der Symptome zu verhindern und durch gezielte Maßnahmen die Lebensqualität zu verbessern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen zur Überwachung kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Dyslipidämie, da diese eng mit ED verbunden sind.
- Kontrolle des Hormonstatus, insbesondere Testosteronspiegel, um mögliche hormonelle Ursachen zu identifizieren.
- Lebensstiländerungen
- Ernährungsanpassungen: Förderung einer mediterranen Ernährung, reich an Flavonoiden und ungesättigten Fettsäuren, zur Verbesserung der vaskulären Gesundheit.
- Reduktion von Genussmitteln: Einschränkung des Alkoholkonsums und Verzicht auf Rauchen zur Förderung der Gefäßfunktion.
- Therapieansätze
- Medikamentöse Therapie: Einsatz von Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (z. B. Sildenafil, Tadalafil) zur Unterstützung der erektilen Funktion bei Bedarf.
- Bewegungstherapie: Moderates bis intensives Training zur Förderung der Durchblutung und allgemeinen Fitness.
- Psychosoziale Unterstützung
- Psychotherapie und Paarberatung: Behandlung psychischer Ursachen wie Stress, Versagensängste oder Partnerschaftsprobleme.
- Stressmanagement: Techniken wie Yoga oder Achtsamkeitstraining zur Reduzierung von emotionalem Druck.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bei bereits bestehender ED Folgeerkrankungen und psychische Belastungen zu minimieren und die Lebensqualität zu steigern.
- Langzeittherapie
- Regelmäßige Anpassung und Überprüfung der medikamentösen Therapie zur Sicherstellung der Wirksamkeit und Verträglichkeit.
- Testosteronersatztherapie bei nachgewiesenem Hormonmangel.
- Rehabilitation
- Gezielte Rehabilitationstrainings: Förderung der Beckenbodenmuskulatur zur Unterstützung der erektilen Funktion.
- Ergänzende Therapien: Einsatz von Stoßwellentherapie oder Vakuumpumpen als nicht-invasive Behandlungsoptionen.
- Psychologische und soziale Unterstützung
- Psychologische Begleitung: Unterstützung bei der Verarbeitung emotionaler und partnerschaftlicher Herausforderungen.
- Förderung sozialer Bindungen: Teilnahme an Selbsthilfegruppen und Austausch mit anderen Betroffenen.
- Lebensstilinterventionen
- Nachhaltige Anpassung der Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung zur langfristigen Gesundheitsförderung.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und regelmäßige Bewegungspausen zur Reduzierung sitzender Tätigkeiten.
Literatur
- Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Lopez DS et al.: Role of Caffeine Intake on Erectile Dysfunction in US Men: Results from NHANES 2001-2004. PLoS ONE 10(4): e0123547; doi: 10.1371/journal.pone.0123547
- Boehm K et al.: Waist circumference, waist-hip ratio, body mass index, and prostate cancer risk: Results from the North-American case-control study Prostate Cancer & Environment Study. Urol Oncol 2015, online 13. August; doi: 10.1016/j.urolonc.2015.07.006
- Sommer F, Mathers MJ: Lifestyle, erektile Dysfunktion, Hormone und metabolisches Syndrom. Möglichkeiten einer geschlechtsspezifischen männlichen Prävention. Urologe A. 2007;46:628-35.
- Bacon CG, Mittleman MA, Kawachi I et al.: Sexual function in men older than 50 years of age: results from the health professionals follow-up study. Ann Intern Med. 2003;139:161-8.
- Loprinzi PD, Edwards M: Association Between Objectively Measured Physical Activity and Erectile Dysfunction among a Nationally Representative Sample of American Men. J Sex Med 2015, online 31. August; doi: 10.1111/jsm.12977
- Cassidy A et al.: Dietary flavonoid intake and incidence of erectile dysfunction. Am J Clin Nutr 2016; online 13. Januar. doi: 10.3945/ajcn.115.122010
- Huynh LM et al.: Organic Diet and Intermittent Fasting are Associated with Improved Erectile Function. Urology 2020; https://doi.org/10.1016/j.urology.2020.07.019
- Bauer SR, Breyer BN, Stampfer MJ et al.: Association of diet with erectile dysfunction among men in the Health Professionals Follow-up Study. JAMA Netw Open. 2020 Nov 2;3(11):e2021701. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.21701
- Yang H et al.: Plant-based diet index and erectile dysfunction in the Health Professionals Follow-Up Study. BJU Int 2022; https://doi.org/10.1111/bju.15765
- Huangfu Z et al.: A Mendelian randomization study on causal effects of Leisure sedentary behavior on the risk of erectile dysfunction. Andrology 2024; https://doi.org/10.1111/andr.13611