Epilepsie – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Epilepsie hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Epilepsie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Tonische Verkrampfungen oder Muskelzuckungen: In einzelnen Körperregionen; diese unkontrollierten Bewegungen oder Verkrampfungen betreffen bestimmte Muskeln
  • Tonisch-klonische Krämpfe: Auch bekannt als Grand Mal-Anfälle, bei denen anhaltende Muskelkrämpfe im Verlauf von zuckenden Muskelkontraktionen abgelöst werden
  • Plötzlicher kurzer Tonusverlust der Muskulatur: Der Betroffene sinkt plötzlich zu Boden
  • Kurze Muskelkontraktionen: Können den ganzen Körper betreffen (myoklonische Anfälle)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Epilepsie:

  • Wendebewegungen von Kopf bzw. Augen: Unwillkürliches Wenden des Kopfes oder der Augen während eines Anfalls
  • Gleichzeitige Beuge- und Streckbewegungen der Arme: Typische motorische Erscheinungen während eines Anfalls
  • Bewusstseinsstörungen: Dauern nur wenige Sekunden an; treten insbesondere bei nicht-konvulsiven (Petit Mal-)Anfällen auf
  • Amnesie: Der Betroffene kann sich nach dem Anfall nicht mehr daran erinnern.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Halluzinationen
  • Illusionen
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl: Sensible Störungen, die während eines Anfalls auftreten können
  • Photopsie: Wahrnehmung von Lichtblitzen
  • Vegetative Reaktionen des Körpers während eines Anfalls: Blässe, Schweißausbrüche, Erröten, Gänsehaut (Piloarrektion) und Pupillenerweiterung (Mydriasis) 
  • Aphasie: Vorübergehende Sprachstörung
  • Dysmnesie: Gedächtnisstörung, wie z. B. ein Déjà-vu
  • Affektive Störungen, z. B. Angst: Psychische Reaktionen, die während oder nach einem Anfall auftreten können

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Motorische und vegetative Begleitsymptome

Symptome bei fokalen Anfällen

  • Motorische Symptome wie
    • Tonische Verkrampfungen oder Muskelzuckungen in einzelnen Körperregionen
    • Wendebewegungen von Kopf beziehungsweise Augen
    • Gleichzeitige Beuge- und Streckbewegungen der Arme
  • Sensible Symptome wie
    • Halluzinationen
    • Kribbeln
    • Taubheitsgefühl
    • Photopsie (Lichtblitze; Blitze)
  • Vegetative Symptome wie
    • Blässe
    • Schweißausbrüche
    • Erröten
    • Piloarrektion (Gänsehaut)
    • Mydriasis (Pupillenerweiterung)
  • Psychische Symptome wie
    • Aphasie (Sprachstörung)
    • Dysmnesie – Gedächtnisstörung wie beispielsweise ein Déjà-vu
    • Kognitive Störungen – das Gedächtnis betreffende Störungen
    • Affektive Störungen wie beispielsweise Angst
    • Illusionen oder Halluzinationen

Symptome bei generalisierten Anfällen

Nicht-konvulsive Anfälle (Petit Mal-Anfälle)

  • Bewusstseinsstörungen, die nur wenige Sekunden andauern
  • Amnesie – der Betroffene kann sich anschließend nicht an den Anfall erinnern
  • Motorische und vegetative Begleitsymptome sind möglich

Konvulsive (krampfartige) Anfälle

  • Tonische Krämpfe – starke und lang anhaltende Kontraktionen (Dauerkrämpfe) einzelner Muskeln oder Muskelgruppen
  • Klonische Krämpfe – schnell aufeinander folgende, rhythmische Muskelzuckungen antagonistischer (entgegengesetzt wirkender) Muskeln mit dazwischenliegenden Erschlaffungen
  • Tonisch-klonische Krämpfe (auch Grand Mal-Anfälle genannt) – Muskelkrämpfe von langer Dauer werden im Verlauf des Anfalls von zuckenden Muskelkontraktionen abgelöst

Atonische Anfälle

  • Plötzlicher kurzer Tonusverlust der Muskulatur, dadurch sinkt der Betroffene zu Boden

Myoklonischer Anfall

  • Kurze Muskelkontraktionen, die den ganzen Körper betreffen können

Dauer der epileptische Anfälle: Im Regelfall nur einige Sekunden bis etwa 3 Minuten und nur selten länger als 5 Minuten.

Phasen bzw. Symptome des generalisiert tonisch-klonischen Anfalls (GTKA):

  • Anfallsbeginn
    • evtl. Aura (Wahrnehmungen im Vorfeld eines epileptischen Anfalls: z. B. akustisch, optisch, vegetativ) und/oder unwillkürliche Lautäußerungen (Initialschrei)
    • Hinstürzen (tonisch, "steif wie ein Brett") (häufig)
  • Generalisiert tonisch-klonischer Anfall (ca. 1-2 min)
  • Postiktale Symptome ("Symptome nach einem epileptischen Anfall"; 5-30 min; bei vorbestehender Hirnerkrankung länger):
    • Dämmerzustand (Desorientiertheit, psychomotorische Unruhe und Agitiertheit, Bewusstseinsstörung) oder Terminalschlaf (Patient ist nur durch starke Reize erweckbar)
    • Bei fokalen Anfällen: Todd-Parese oder -Aphasie

Weitere Symptome

  • Gesichtsfarbe: bläulich (manchmal)
  • Augen: geöffnet, starr; Herdblick
  • Zungenbiss: häufig lateral Zungenbiss
  • Einnässen (häufig)

Dauer der GTKA: 0,5-3 Minuten

Wichtige Hinweise zur Altersepilepsie!

  • Fast immer fokal (selten auch generalisiert)
  • Häufig atypische Symptomatik: unklare mentale Veränderungen, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) oder Vertigo (Schwindel)
  • Episode mit gestörtem Bewusstsein und starrem Blick mit nachfolgendem Minuten anhaltenden Verwirrtseins (kann einziges klinisches Zeichen sein)!
  • Anfallsvorgefühle (Auren) sind selten

Status epilepticus

Gemäß von Lowenstein et al. [1] wird der Status epilepticus wie folgt definiert:

  1. Epileptischer Anfall, der die Dauer > 5 Minuten bei generalisiert tonisch-klonischen Anfällen und > 20 Minuten bei fokalen Anfällen oder Absencen (frühere Definition > 30 min) überschreitet oder
  2. Sequenz von einzelnen epileptischen Anfällen (von o. g. Dauer), zwischen denen klinisch oder elektroenzephalographisch keine vollständige Restitution (Wiederherstellung) erfolgt.

Literatur

  1. Lowenstein DH et al.: It's time to revise the definition of status epilepticus. Epilepsia. 1999 Jan;40(1):120-2.