Epilepsie – Operative Therapie
Operative Epilepsietherapie
Indikationen
- Fokale Epilepsie bei gleichzeitigen Vorliegen einer Pharmakoresistenz:
- Bei fokalem Anfangsursprung und nach Versagen zweier Antiepileptika (medikamentös therapierefraktäre Epilepsie).
Wenn medikamentös keine Rezidivfreiheit bei Temporallappenepilepsie erreicht werden kann, kann durch die Resektion eines bestimmten Hirnareals (anteromedialer Temporallappen oder Hippokampusregion) versucht werden, die Anfallsausbreitung zu verhindern; eine frühe Operation scheint dabei vorteilhaft zu sein [1].
- Bei fokalem Anfangsursprung und nach Versagen zweier Antiepileptika (medikamentös therapierefraktäre Epilepsie).
- Zur Verhinderung von Anfallsrezidiven bei operabler Ursache wie beispielsweise einem Hirntumor oder einer intrakraniellen Blutung.
Vor der Operation
Lokalisation des epileptogen Areals (Anfallsursprung) unter Verwendung klinischer, bildgebender und elektrophysiologischer Techniken.
Das Operationsverfahren
Der klassische Eingriff ist die Zweidrittelresektion (chirurgische Entfernung) im Bereich des Temporallappens (Schläfenlappen).
Die genaue Lokalisation des epileptologenen Areals lässt heutzutage umschriebene Resektionen innerhalb eines Hirnlappens zu (Topektomie). Dieses führt bei 60-80 % der Patienten zu anhaltender Anfallsfreiheit bei Erhalt der physiologischen Hirnfunktionen.
Weitere Hinweise
- Bei der fokalen kortikalen Dysplasie (FCD) waren 12 Jahre nach der Operation ca. zwei Drittel der Patienten anfallsfrei geblieben [2].
- Die Nachverfolgung von Patienten, die aufgrund einer therapierefraktären Epilepsie operiert wurden (909 Patienten mit fokaler Epilepsie: Entfernung des subpialen Anfallsherds; 97 Patienten mit generalisierter Epilepsie: ganz oder teilweise Durchtrennung des Corpus callosum), ergab eine Sterberate auf 1.000 Patientenjahre von [3]:
- 25,3 Todesfälle bei Patienten ohne OP
- 8,6 Todesfälle bei Patienten mit OP
- 5,2 Todesfälle bei Patienten mit OP und Anfallsfreiheit (≅ Rate der altersadjustierten Allgemeinbevölkerung)
- 10,4 Todesfälle bei Patienten mit OP ohne Anfallsfreiheit (Sterberate noch 2,5-fach geringer als in der Gruppe ohne OP)
- Die neuropathologische Untersuchung, der während der Operation entnommenen Biopsien (Gewebeprobe), zeigte in 92,3 % geschädigtes Gewebe. Am häufigsten ließ sich mit 36,4 % eine Hippocampussklerose nachweisen. Weitere häufige Diagnosen waren niedriggradige Tumoren (23,6 %) und Fehlbildungen der Hirnrinde (19,8 %) [3].
Literatur
- Engel J et al.: Early surgical therapy for drug-resistant temporal lobe epilepsy. A randomized trial. JAMA 2012; 307: 922-30
- Fauser S, Essang C, Altenmüller DM, Staack AM, Steinhoff BJ, Strobl K, Bast T, Schubert-Bast S, Stephani U, Wiegand G, Prinz M, Brandt A, Zentner J, Schulze-Bonhage A: Long-term seizure outcome in 211 patients with focal cortical dysplasia. Epilepsia. 2015 Jan;56(1):66-76. doi: 10.1111/epi.12876. Epub 2014 Dec 13.
- Sperling MR et al.: A reappraisal of mortality after epilepsy surgery. Neurology 2016; 86(21):1932-1933.
- Blümcke I et al.: Histopathological Findings in Brain Tissue Obtained during Epilepsy Surgery. New England Journal of Medicine, Volume 377, Issue 17, Page 1648-1656, October 2017.