Epilepsie – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Enzephalogramm (EEG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns) – gibt Hinweise über die elektrische Hirnaktivität; bei erstmalig aufgetretenem epileptischem Anfall; vor allem bei nicht-konvulsiven Status epilepticus (NCSE; Krampfanfall ohne nennenswerte motorische Manifestationen, der länger als 30 Minuten dauert)
    • [generalisierte Epilepsie: typische generalisierte Spike-Wave-Aktivitäten;
    • fokale Epilepsie: interiktale fokale Entladungen
    • kombinierte generalisierte und fokale Epilepsie: im interiktalen EEG typischerweise generalisierte Spike-Waves und fokale Entladungen auf]
  • Computertomographie des Schädels (Schädel-CT, craniale CT bzw. cCT), niederschwellig mit Kontrastmittel – hohe Strahlenbelastung; bei erstmalig aufgetretenem epileptischem Anfall zum Bestimmung der genauen Ursache; die cMRT ist der cCT in den meisten Fällen überlegen.
  • Magnetresonanztomographie des Schädels (Schädel-MRT, craniale MRT bzw. cMRT) [epileptogene Läsion?]

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Ambulantes Langzeit-EEG/Schlafentzug-EEG – bei Verdacht auf im Schlafmangel begründete Störung
  • Positronenemissionstomographie (PET; Verfahren der Nuklearmedizin, mit dem die Erstellung von Schnittbildern lebender Organismen durch die Visualisierung der Verteilungsmuster schwach radioaktiver Substanzen ermöglicht wird) – indiziert bei therapieresistenter Epilepsie
  • Single-Photon-Emissions-Tomographie (SPECT; funktionell bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin, mit welchem basierend auf dem Prinzip der Szintigraphie Schnittbilder lebender Organismen erstellt werden können) – indiziert bei therapieresistenter Epilepsie

Weitere Hinweise

  • Bei Kindern mit einem ersten Krampfanfall ohne bekannten Auslöser zeigte sich bei einem Schädel-CT eine rund vierfach erhöhte Rate für Auffälligkeiten, wenn bei den Kindern ein Tumorleiden, eine Koagulopathie (Blutgerinnungsstörung), ein Apoplex (Schlaganfall) in der Vorgeschichte, ein Herzfehler oder eine Sichelzellenkrankheit (Sichelzellenanämie) vorlag. Bei fokal dominierten Anfällen fanden sie eine etwa zwei- bis zweieinhalbfach erhöhte Rate an Auffälligkeiten [1].
  • Eine iktale Magnetoenzephalographie (MEG), d.h . eine Epilepsie während der MEG, führt zu einer besseren Anfallslokalisierung, d.h. zu einem präziseren Aufspüren des Epilepsieherdes [2].

Literatur

  1. Dayan, P S et al.: Prevalence of and Risk Factors for Intracranial Abnormalities in Unprovoked Seizures. Pediatrics 2015; online 20. Juli 2015 (10.1542/peds.2014-3550)
  2. Alkawadri R et al.: Assessment of the Utility of Ictal Magnetoencephalography in the Localization of the Epileptic Seizure Onset Zone. JAMA Neurol. Published online June 11, 2018. doi:10.1001/jamaneurol.2018.1430

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter. (AWMF-Registernummer: 030-041), April 2017 Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Diagnostische Prinzipien bei Epilepsien des Kindesalters. (AWMF-Registernummer: 022 - 007), Dezember 2017 Langfassung
  3. S2k-Leitlinie: Status epilepticus im Erwachsenenalter. (AWMF-Registernummer: 030 - 079), Juni 2020 Langfassung