Epilepsie – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch Epilepsie mit bedingt sein können:

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Herzrhythmusstörungen (HRS)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) – bei Kindern mit Epilepsie [1]
  • Angststörungen
  • Demenz – Wer im Alter eine Epilepsie entwickelt, trägt ein erhöhtes Demenzrisiko; eine Epilepsie beschleunigt auch eine Demenz [7].
  • Depression
  • Insomnie (Schlafstörungen; Prävalenz/Krankheitshäufigkeit: 36-74,4 %)
  • Psychose
  • Status epilepticus (SE) – epileptischer Anfall mit minimaler Dauer des generalisierten konvulsiven SE  ≥ 5 min 
  • Substanzmissbrauch
  • SUDEP (engl. sudden unexpected death in epilepsy) – plötzlich auftretender, ungeklärter Tod bei Epilepsie ohne Anhalt für ein relevantes Trauma oder Ertrinken, mit oder ohne Anhalt für einen vorangegangenen epileptischen Anfall, aber ohne Anhalt für einen vorangegangenen Status epilepticus; Häufigkeit für Erwachsene um 1-7 pro 1.000 Personenjahre

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Suizidalität (Selbstmordgefährdung) (bis zu 10-fach über den Raten der Allgemeinpopulation); Suizidabsichten ließen sich in einer retrospektiven Kohortenstudien bei Epilepsie-Patienten vor der Diagnosestellung bereits nachweisen: erste Versuch der Selbsttötung 2,9-mal so hoch wie in den Kontrollen, der Folgeversuch war bei den künftigen Epilepsie-Patienten 1,8-mal so häufig [2].

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Ertrinken [4] → Schwimmen nur unter Aufsicht
  • Frakturen (Knochenbrüche)
  • Unfälle (3-fach erhöhtes Risiko) [5]; 70 % der Gründe für einen unnatürlichen Tod [5]
  • Vergiftungen und Überdosierungen – u. a. Medikamentenvergiftungen (23 % der Gründe für einen unnatürlichen Tod; 11 % Kontrollgruppe; ca. 10 % Antiepileptika, > 50 % Opioide) [5]
  • Wirbelkörperfrakturen
  • Wunden durch Stürze

Weiteres

  • Komplizierte Epilepsie in der Kindheit: häufiger schulische Probleme, seltener einen Führerschein; unkomplizierte Epilepsie im Kindesalter und nach fünf Jahren Remission: junge Erwachsene zeigen soziale Ergebnisse, die vergleichbar mit denen der Geschwister-Kontrollen sind [3].
  • Mortalität (Sterberate)
    • fast 3-mal so hoch wie in einer Kontrollgruppe aus Nicht-Epilepsie-Patienten (Hazard Ratio 2,97; 95-%-Konfidenzintervall 2,54-3,48) [5]
    • 5,57-fach erhöht während einer Schwangerschaft [6]

Literatur

  1. Bechtel N, Weber P: Attention problems in children with epilepsy. How is the long-term outcome? Eur J Paediatr Neurol. 2015 Jan 9. pii: S1090-3798(15)00004-5. doi: 10.1016/j.ejpn.2014.12.020.
  2. Hesdorffer et al.: Occurrence and Recurrence of Attempted Suicide Among People With Epilepsy. JAMA Psychiatry 2016; 73: 80-6
  3. Baca C et al.: Social outcomes of young adults with childhood-onset epilepsy: A case-sibling-control study. Epilepsia. 2017 Apr 4. doi: 10.1111/epi.13726.
  4. Franklin RC et al.: Drowning fatalities in childhood: the role of pre-existing medical conditions. Archives of Disease in Childhood 2017; doi: 10.1136/archdischild-2017-312684; online 8. Mai 2017
  5. Gorton HC et al.: Risk of Unnatural Mortality in People With Epilepsy. JAMA Neurol. Published online April 9, 2018. doi:10.1001/jamaneurol.2018.0333
  6. Christensen J et al.: Maternal death in women with epilepsy. Neurology First published September 26, 2018, doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000006426
  7. Stefanidou M et al.: The bi-directional association between epilepsy and dementia. The Framingham Heart Study, Neurology 2020; https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000011077