Depression – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine depressive Episode hinweisen [1]:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine depressive Episode und werden oft zuerst bemerkt:
- Depressive, gedrückte Stimmung: Anhaltendes Gefühl von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder innerer Leere. Dies ist das zentrale Symptom bei den meisten Betroffenen (Häufigkeit > 90 %).
- Interessenverlust und Freudlosigkeit: Ein Verlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben, bei vielen Betroffenen vorhanden (Häufigkeit > 80 %)
- Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit: Ein Mangel an Energie, der selbst nach kleinen Anstrengungen zu schneller Erschöpfung führt (Häufigkeit > 80 %)
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer depressiven Episode:
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, die bei vielen Betroffenen auftreten (Häufigkeit > 70 %)
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen: Ein Gefühl der Wertlosigkeit und ein Mangel an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das häufig auftritt (Häufigkeit > 60 %)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit: Übermäßige Schuldgefühle oder ein anhaltendes Gefühl von Wertlosigkeit, das bei vielen Betroffenen vorhanden ist (Häufigkeit > 50 %)
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven: Anhaltende Gedanken an eine hoffnungslose Zukunft, die oft auftreten (Häufigkeit > 50 %)
- Suizidgedanken oder -handlungen: Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid, die bei einigen Betroffenen auftreten können und ein ernstes Anzeichen für eine schwere depressive Episode sind (Häufigkeit 10-20 %)
- Insomnie (Schlafstörungen): Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen oder frühes Erwachen am Morgen; bei vielen Betroffenen vorhanden (Häufigkeit > 70 %)
- Inappetenz (verminderter Appetit): Ein Verlust des Appetits, der oft zu Gewichtsverlust führt (Häufigkeit 50-60 %)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Allgemeine körperliche Beschwerden: Unklare körperliche Symptome wie Schmerzen oder Magen-Darm-Probleme, die bei einigen Betroffenen auftreten können
Klassifikation des Schweregrades einer Depression
- Leichte Depression: (2 Hauptsymptome + 2 Zusatzsymptome) + Symptome ≥ 2 Wochen
- Mittelgradige Depression: (2 Hauptsymptome + 3-4 Zusatzsymptome) + Symptome ≥ 2 Wochen
- Schwere Depression: (3 Hauptsymptome + ≥ 4 Zusatzsymptome) + Symptome ≥ 2 Wochen
Subtypisierung: Somatisches Syndrom und psychotische Symptome
In der ICD-10-GM kann bei leichten- bzw. mittelgradigen depressiven Episoden auch klassifiziert werden, ob zusätzlich zu den Haupt- und Zusatzsymptomen ein somatisches Syndrom vorliegt.
Typische Merkmale des somatischen Syndroms sind:
- Interessenverlust oder Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten
- Mangelnde Fähigkeit, auf eine freundliche Umgebung oder freudige Ereignisse emotional zu reagieren
- Frühmorgendliches Erwachen, zwei oder mehr Stunden vor der gewohnten Zeit
- Morgentief: Deutliche Verschlechterung der Stimmung in den Morgenstunden
- Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit: Objektiver Befund einer verlangsamten oder gesteigerten Bewegungsaktivität
- Deutliche Anorexie (Appetitlosigkeit): Mangel an Appetit, der häufig zu Gewichtsverlust führt
- Gewichtsverlust: Häufig mehr als 5 % des Körpergewichts im vergangenen Monat
- Deutlicher Libidoverlust
Die Depression mit somatischem Syndrom entspricht der Form nach der depressiven Störung, die früher als "endogen" oder "autonom" bezeichnet wurde. In der ICD-10-GM wird das als „somatisch“ bezeichnete Syndrom synonym auch als "melancholisch", "vital", "biologisch" oder "endogenomorph“ benannt.
Typische psychotische Symptome sind:
- Wahnideen
- Halluzinationen
- Depressiver Stupor (Starrezustand des Körpers)
Beachte: Beim Wahn wird die Realität fehlgedeutet, während bei einer Halluzination Dinge wahrgenommen werden, die nicht existent sind.
Unterteilung einer depressiven Episode
- monophasisch
- rezidivierend/chronisch
- im Rahmen eines bipolaren Verlaufs
Symptome und Beschwerden, die auf eine depressive Störung hinweisen können (modifiziert nach [2])
- Allgemeine körperliche Abgeschlagenheit, Mattigkeit
- Appetitstörungen, Magendruck, Gewichtsverlust, Obstipation (Verstopfung), Diarrhoe (Durchfall)
- Insomnie (Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafstörungen)
- Druckgefühl in Hals und Brust, Globusgefühl (Kloßgefühl: Fremdkörpergefühl im Rachen bzw. Hals klagt, das unabhängig von der Nahrungsaufnahme)
- Funktionelle Störungen:
- Herz und Kreislauf – z. B. Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute), Arrhythmie, Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
- Atmung – z. B. Dyspnoe (Atemnot)
- Magen und Darm
- Diffuse Kopfschmerzen
- Schwindelgefühle, Flimmern vor den Augen, Sehstörungen
- Muskelverspannungen, diffuse Nervenschmerzen (neuralgiforme Schmerzen)
- Libidoverlust, Sistieren der Menstruation (Regelblutung), Impotenz, sexuelle Funktionsstörungen
- Kognitionsstörungen (Gedächtnisstörungen)
Nachfolgend die Symptome der Depression, unterteilt in psychische und somatische Beschwerden:
Psychische Beschwerden
- Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit: Anhaltende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, oft am schlimmsten in den Morgenstunden
- Erhöhte Ermüdbarkeit: Schnelle Erschöpfung, selbst bei kleinen Anstrengungen
- Innere Unruhe und Leere
- Aggression: Gereiztheit oder ungewohnte Wutausbrüche
- Angst oder Reizbarkeit: Häufiges Gefühl von Angst oder erhöhte Empfindlichkeit gegenüber alltäglichen Dingen
- Fehlende Lebensfreude: Verlust von Interesse an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben, und Rückzug aus dem sozialen Leben
- Übersteigerte Empfindlichkeit: Leichte Kränkbarkeit und starke Reaktionen auf Kritik
- Konzentrationsschwierigkeiten: Probleme, sich zu konzentrieren oder Dinge zu Ende zu bringen
- Verlangsamtes Denken: Entscheidungen fallen schwerer
- Unentschlossenheit: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen oder klar zu denken
- Interessenverlust: Wenig Interesse an Dingen wie Kleidung oder dem eigenen Aussehen
- Geringes Selbstwertgefühl oder Minderwertigkeit
- Schuldgefühle: Übermäßige Selbstvorwürfe oder das Gefühl, für Dinge verantwortlich zu sein, für die man nichts kann
- Übertriebene Sorgen um die Gesundheit: Häufige Gedanken, dass man krank sein könnte, ohne dass eine medizinische Ursache vorliegt
- Verlust der Libido
- Negative Gedanken: Ständige Beschäftigung mit pessimistischen oder hoffnungslosen Gedanken
- Gestörte Wahrnehmung: Alles erscheint grau und farblos
- Hoffnungslosigkeit
- Gedanken an Selbstmord
Somatische Beschwerden
- Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen, oft mit frühem Erwachen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust – bei manchen Menschen aber auch vermehrtes Essen und Gewichtszunahme
- Verstopfung
- Unerklärliche Schmerzen: An verschiedenen Stellen des Körpers, ohne erkennbare Ursache
- Kopfschmerzen: Häufige, nicht erklärbar
- Allgemeine körperliche Beschwerden: Ohne erkennbare medizinische Ursache
Die Symptome können sich über Wochen und Monate oder in Tagen oder Stunden entwickeln.
Gender-Unterschiede (Gendermedizin)
- Symptommuster:
- Mann: Irritabilität, Aggressivität und antisoziales Verhalten sowie vermehrter bis exzessiver Alkohol- und Nikotinkonsum (Substanzabusus); erhöhte Suizidalität (Selbstmordgefährdung)
- Frau: Unruhe, depressive Verstimmung und Klagsamkeit
Depression im Alter
Im Alter sind gewisse Besonderheiten in Bezug auf das Beschwerdebild festzustellen.
Die Altersdepression ist durch die gleichen Symptome wie eine Depression bei jüngeren Menschen gekennzeichnet. Allerdings erschweren im Alter Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie Diabetes mellitus, Apoplex (Schlaganfall), Morbus Parkinson oder auch psychiatrischer Erkrankungen wie Angststörungen oder Demenz die Diagnosestellung einer Depression. Ganz allgemein kann man sagen, dass im Alter, insbesondere bei Vorliegen einer Pflegebedürftigkeit, vorhandene körperliche Beschwerden das Depressionsrisiko erhöhen.
Im Unterschied zu jungen Menschen trauen sich ältere häufig jedoch nicht, ihre verschlechterte Stimmung zu zugeben oder gar als Krankheitssymptom zu bewerten. Ältere Menschen sind aber eher bereit über ihre Ängste zu sprechen. Außerdem klagen ältere Depressive mehr über körperliche Beschwerden.
Am häufigsten werden folgende Symptome und Beschwerden genannt:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Depression im Alter und werden oft zuerst bemerkt:
- Schnelle Ermüdung: Häufige Müdigkeit selbst bei geringen Aktivitäten, die von vielen Betroffenen berichtet wird (Häufigkeit > 70 %)
- Kraftlosigkeit: Ein Gefühl der allgemeinen Schwäche, das bei älteren Menschen mit Depression häufig auftritt (Häufigkeit > 60 %)
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Depression im Alter:
- Atemnot oder Kurzatmigkeit: Schwierigkeiten beim Atmen, besonders bei körperlicher Anstrengung, die bei vielen älteren Menschen mit Depression auftreten (Häufigkeit > 50 %)
- Herzklopfen: Ein unangenehmes Gefühl von Herzklopfen oder Herzrasen, das bei Depression im Alter häufig vorkommt (Häufigkeit 40-50 %)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Schwindel: Ein häufiges Gefühl von Schwindel oder Benommenheit, das bei älteren Menschen mit Depression auftreten kann (Häufigkeit 30-40 %)
- Kopfschmerzen: Wiederkehrende Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache, die häufig bei Depression im Alter auftreten (Häufigkeit 30-40 %)
- Allgemeine Schmerzen: Unerklärliche Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, die oft bei Depression im Alter auftreten (Häufigkeit > 50 %)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Müdigkeit: Ein allgemeines Gefühl von Erschöpfung, das bei vielen älteren Menschen mit Depression auftritt (Häufigkeit > 70 %)
Literatur
- S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. (AWMF-Registernummer: nvl - 005), Januar 2023 Kurzfassung Langfassung
- Härter M, Bermejo I, Niebling W: Praxismanual Depression – Diagnostik und Therapie erfolgreich umsetzen. 2007, Köln: Deutscher Ärzteverlag.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. (AWMF-Registernummer: nvl - 005), Januar 2023 Kurzfassung Langfassung