Depression – Prävention

Zur Prävention der Depression muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Trans-Fettsäuren – Eine erhöhte Zufuhr, z. B. in Margarine und verarbeiteten Lebensmitteln, steigert das Risiko einer Depression signifikant [2].
    • Unter- und Fehlernährung – Mangel an essentiellen Nährstoffen erhöht die Anfälligkeit für depressive Symptome.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Insbesondere Defizite an Vitamin D, B12, und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) tragen zur Entstehung von Depressionen bei.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Ein täglicher Konsum über 40 g bei Frauen und 60 g bei Männern ist neurotoxisch und erhöht das Depressionsrisiko.
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine und Methamphetamine (z. B. Crystal Meth) erhöhen das Risiko für Depressionen um das 2,8-Fache.
    • Cannabis – Langfristiger Konsum ist mit einem erhöhten Risiko für depressive Erkrankungen assoziiert [8].
  • Psycho-soziale Situation
    • Belastende Lebensereignisse – Akute Lebenskrisen oder traumatische Erfahrungen.
    • Stress – Sowohl akuter als auch chronischer Stress begünstigt depressive Symptome.
    • Mobbing – Jugendliche, die häufig gemobbt werden, entwickeln häufiger Depressionen im Erwachsenenalter [6].
    • Mangel an sozialer Unterstützung – Ein schwaches soziales Netzwerk erhöht das Depressionsrisiko.
    • Einsamkeit – Besonders ältere Menschen über 50 sind anfällig für Depressionen bei subjektiv empfundener Einsamkeit [13].
  • Schlaf und zirkadianer Rhythmus
    • Schwaches Licht nachts beim Schlafen – Lichtstärken ≥ 5 Lux verdoppeln das Risiko depressiver Symptome [9].
    • Störung des zirkadianen Rhythmus – Erhöhte Aktivität nachts und Inaktivität am Tag steigern das Risiko [11].
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel – Personen, die ≥ 6 Stunden/Woche körperlich aktiv sind, senken ihr Risiko um 43 % im Vergleich zu weniger aktiven Menschen.
  • Körpergewicht
    • Übergewicht (BMI ≥ 25) – Adipositas im mittleren Lebensalter verdoppelt die Prävalenz von Depressionen.
    • Untergewicht (BMI < 18,5) – Ein U-förmiger Zusammenhang zeigt: Untergewichtige Erwachsene weisen ein erhöhtes Risiko auf [5].

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Regionen mit schlechter Luftqualität – Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaubbelastung, erhöht das Risiko für psychiatrische Störungen, einschließlich Depressionen [12].

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Strategien zur Resilienzförderung
    • Aktiv sein und bleiben – Regelmäßige Bewegung und die Förderung aktiver Lebensgestaltung stärken die psychische Widerstandskraft.
    • Positives bewusst wahrnehmen – Achtsamkeit und bewusstes Wahrnehmen positiver Erfahrungen helfen, depressive Symptome zu verhindern.
    • Soziale Kontakte – Der Aufbau und die Pflege sozialer Beziehungen reduzieren das Risiko für Isolation und Depression.
  • Genetische Faktoren
    • Frühaufsteher-Genetik – Menschen mit genetischer Prädisposition zu einem frühen Tagesbeginn haben ein signifikant geringeres Risiko, an Depressionen zu erkranken. Jede Verschiebung des Mittelpunkts der Nachtruhe senkte das Erkrankungsrisiko um 23 % (Odds-Ratio 0,77; 95-%-Konfidenzintervall 0,63-0,94) [14].
  • Ernährung
    • DASH-Diät – Diese Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten sowie einem niedrigen Anteil an fettigem Fleisch, Zucker und Salz senkt das Depressionsrisiko um 11 % [10].
    • Teekonsum – Der regelmäßige Konsum von Tee wird mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit für depressive Symptome assoziiert [4].
  • Schlafhygiene
    • Förderung eines regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus und Vermeidung von Störungen des zirkadianen Rhythmus.
  • Soziale Aktivitäten
    • Stärkung sozialer Bindungen und Stabilisierung zwischenmenschlicher Beziehungen durch regelmäßige Treffen oder Vereinsaktivitäten.
  • Körperliche Aktivität
    • Bereits in der Kindheit reduziert Bewegung depressive Verstimmungen und wirkt protektiv gegen spätere depressive Episoden [7].

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Anzeichen von Depressionen frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Screening-Verfahren – Regelmäßige Überprüfung auf depressive Symptome, insbesondere bei Risikopersonen.
    • Fragebögen – Einsatz validierter Instrumente wie dem PHQ-9 oder HADS zur Erkennung früher Anzeichen von Depressionen.
    • Labordiagnostik – Analyse von Biomarkern wie Vitamin-D- und B12-Spiegeln zur Identifikation möglicher Mängel.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Psychotherapie – Frühzeitige Interventionen durch kognitive Verhaltenstherapie oder andere psychotherapeutische Ansätze.
    • Medikamentöse Ansätze – Einsatz von Antidepressiva bei diagnostizierter Depression nach fachärztlicher Beratung.
    • Ernährungsinterventionen – Förderung einer ausgewogenen Ernährung (z. B. DASH-Diät) zur Unterstützung der psychischen Gesundheit.
      • DASH-Diät ("Dietary Approaches to Stop Hypertension"; vermehrter Verzehr von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten; gemieden werden sollten fettes Fleisch und fettreiche Milchprodukte, gezuckerte Lebensmittel und salzreiche Speisen): Teilnehmer im oberen Drittel einer DASH-Diät erkrankten zu 11 Prozent seltener an einer Depression als die Teilnehmer im unteren Drittel [10].
  • Individuelle Beratung
    • Lebensstilmodifikation – Fokus auf regelmäßige körperliche Aktivität, Stressmanagement und soziale Integration.
    • Aufklärung über Risikofaktoren – Information über die Bedeutung von Schlafhygiene, Ernährung und Genussmittelkonsum.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die langfristige Betreuung von Menschen mit Depressionen sowie die Vermeidung von Rückfällen und Komplikationen.

  • Langzeitbetreuung
    • Regelmäßige Überprüfung – Kontinuierliche Anpassung der Therapie durch Psychiater und Psychotherapeuten.
    • Integration von multidisziplinären Teams – Zusammenarbeit von Psychologen, Sozialarbeitern, Ernährungsberatern und Sporttherapeuten.
  • Rehabilitation
    • Psychosoziale Therapien – Förderung von Resilienz und Lebensqualität durch individuelle Therapieansätze.
    • Kognitive Verhaltenstherapie – Unterstützung bei der Entwicklung positiver Denkmuster und Handlungsstrategien.
    • Ergotherapie – Verbesserung der Alltagsbewältigung und beruflichen Integration.
  • Nachsorge
    • Spezialisierte Depressionszentren – Koordination der Langzeitpflege und Vermeidung von Rückfällen durch strukturierte Nachsorge.
    • Selbsthilfegruppen – Austausch mit Betroffenen zur Stärkung des sozialen Netzwerks und Vermeidung von Isolation.

Literatur

  1. Almeida OP, Yeap BB, Hankey GJ, Jamrozik K, Flicker L: Low free testosterone concentration as a potentially treatable cause of depressive symptoms in older men. Arch Gen Psychiatry. 2008 Mar;65(3):283-9.
  2. Sánchez-Villegas A, Verberne L, De Irala J, Ruíz-Canela M, Toledo E, Serra-Majem L, Martínez-González MA: Dietary fat intake and the risk of depression: the SUN Project. PLoS ONE 2011;6(1):e16268
  3. Pinto Pereira SM, Geoffroy MC, Power C: Depressive Symptoms and Physical Activity During 3 Decades in Adult LifeBidirectional Associations in a Prospective Cohort Study. JAMA Psychiatry. Published online October 15, 2014. doi:10.1001/jamapsychiatry.2014.1240
  4. Dong X et al.: Tea consumption and the risk of depression: A meta-analysis of observational studies. Aust N Z J Psychiatry. 2015 Apr;49(4):334-45. doi: 10.1177/0004867414567759. Epub 2015 Feb 5.
  5. Noh JW et al.: Body mass index and depressive symptoms in middle aged and older adults. BMC Public Health 2015, 15:310 doi:10.1186/s12889-015-1663-z
  6. Bowes L et al.: Peer victimisation during adolescence and its impact on depression in early adulthood: prospective cohort study in the United Kingdom. BMJ 2015; 350 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.h2469 (Published 02 June 2015) Cite this as: BMJ 2015;350:h2469
  7. Zahl T et al.: Physical Activity, Sedentary Behavior, and Symptoms of Major Depression in Middle Childhood. PEDIATRICS Volume 139, number 2, February 2017 doi:10.1542/peds.2016-1711
  8. Lev-Ran S, Le FB, McKenzie K, George TP, Rehm J: Bipolar disorder and co-occurring cannabis use disorders: Characteristics, comorbidities and clinical correlates. Psychiatry Res 2013 Oct 30;209(3):459-65. doi: 10.1016/j.psychres.2012.12.014. Epub 2013 Jan 10.
  9. Obayashi K et al.: Bedroom Light Exposure at Night and the Incidence of Depressive Symptoms: A Longitudinal Study of the HEIJO-KYO Cohort. Am J Epidemiol 2017; online 31. Juli. doi: https://doi.org/10.1093/aje/kwx290
  10. Cherian L et al.:  Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH) Diet Associated with Lower Rates of Depression Press Release Title: Diet Shown to Reduce Stroke Risk May Also Reduce Risk of Depression. AAN 70th ANNUAL MEETING ABSTRACT EMBARGOED FOR RELEASE UNTIL 4 P.M. ET, SUNDAY, FEBRUARY 25, 2018  
  11. Lyall LM et al.: Association of disrupted circadian rhythmicity with mood disorders, subjective wellbeing, and cognitive function: a cross-sectional study of 91 105 participants from the UK Biobank. Lancet Psychiatry Published: 15 May 2018 doi: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30139-1
  12. Khan A et al.: Environmental pollution is associated with increased risk of psychiatric disorders in the US and Denmark PLOS Biology August 20, 2019 https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000353
  13. Lee SL et al.: The association between loneliness and depressive symptoms among adults aged 50 years and older: a 12-year population-based cohort study. Lancet Psychiatriy November 09, 2020 doi:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(20)30383-7
  14. Daghlas I et al.: Genetically Proxied Diurnal Preference, Sleep Timing, and Risk of Major Depressive Disorder. JAMA Psychiatry. Published online May 26, 2021. doi:10.1001/jamapsychiatry.2021.0959