Demenz – Symptome – Beschwerden
Beachte: Zur Diagnostik der Demenzen sehen internationale Leitlinien und Diagnosekriterien ein zweistufiges Vorgehen vor:
- Möglichst gründliche Erhebung, Beschreibung und Sicherung des Demenzsyndroms
- Spezifizierung der Demenz-Ätiologie (Ursache der Demenz)
Mögliche Frühwarnzeichen
- Verschlechterung des Erinnerungsvermögens und des Kurzzeitgedächtnisses*
- Sich an kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern.
- Dinge, die man täglich braucht (z. B. Schlüssel, Portemonnaie), werden verlegt und nicht mehr wiedergefunden.
- Termine, Absprachen und Telefonnummern werden vergessen.
- Beeinträchtigung von Konzentration und Denkprozessen
- Konzentration ist schlechter als früher.
- Entscheidungen und Überlegen fallen schwerer.
- Situationen, die schnelles und umsichtiges Handeln erforderlich machen, werden nicht mehr überblickt und es wird zu langsam und falsch reagiert.
- Lese-, Schreib- und Rechenstörungen
- Immer wieder dieselben Fragen stellen.
- Alltägliche Dinge können nicht mehr bezeichnet werden.
- Probleme bei gewohnten Handlungsabläufen, z. B. beim Schuhe zubinden.
- Mehrere Anforderungen können nicht mehr gleichzeitig erfolgen ("Multitasking" nicht mehr möglich).
- Orientierungsstörungen
- Dinge, die man täglich braucht, werden an ungewöhnliche Orte (Aschenbecher im Kühlschrank) gelegt bzw. verlegt.
- Orientierungsprobleme an fremden Orten oder nachts zu Hause.
- Tragen unpassender Kleidung (z. B. Wintermantel im Sommer).
- Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (am Tage müde und nachts nicht schlafen können).
- Sprachstörungen
- Spontane Rede und Sprache verarmt; aktive Teilnahme an Gesprächen nimmt ab.
- Es wird zunehmend schwerer, Gespräche, Fernseh- und Radiosendungen zu verfolgen.
- Es treten zunehmend Wortfindungsstörungen auf; der Betroffene kann Dinge des täglichen Lebens nicht mehr benennen.
- Verhaltensauffälligkeiten und psychische Veränderungen („behavioral and psychological symptoms of dementia“, BPSD)
- Aufgabe von gewohnten Aktivitäten, Hobbys
- Rückzug aus dem gewohnten sozialen Umfeld
- Glaubt bestohlen worden zu sein und bezichtigt unbegründet Andere des Diebstahls.
- Affektive Symptome (negative Veränderungen des Gemütszustandes; Depression, Angst)
- Hyperaktivität (u. a. Agitation, Aggression, Disinhibition, Irritabilität)
- Psychotische Symptome (Halluzinationen (Trugwahrnehmungen), Wahn)
- Apathie (Teilnahmslosigkeit) – Studien mit validierten Apathie-Definitionen zeigten, dass das relative Risiko, eine Demenz zu entwickeln, bei 1,81 (95 %-Konfidenzintervall: 1,32-2,50) lag [5]
*Bei Personen im mittleren Lebensalter deuten Lücken im Kurzzeitgedächtnis früh auf eine Demenz hin [6].
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Demenz hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Demenz und werden oft zuerst bemerkt:
- Einschränkung der Gedächtnisleistung: Das häufigste und früheste Symptom der Demenz ist der fortschreitende Gedächtnisverlust, der besonders das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Patienten vergessen alltägliche Ereignisse, Namen oder Aufgaben.
- Sprachstörungen: Patienten haben zunehmend Schwierigkeiten, sich auszudrücken und die richtigen Worte zu finden. Dies betrifft etwa 30-50 % der Betroffenen im Frühstadium.
- Rechenstörungen: Es wird zunehmend schwieriger, einfache mathematische Aufgaben zu lösen oder finanzielle Angelegenheiten zu bewältigen.
- Defizite beim Urteilsvermögen und Problemlösungen: Patienten haben Schwierigkeiten, klare Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen, was sich in alltäglichen Aktivitäten bemerkbar macht.
- Reduzierte Kritikfähigkeit: Die Fähigkeit, die eigenen Handlungen und Entscheidungen kritisch zu reflektieren, nimmt ab.
- Aggressivität: Einige Patienten zeigen im Verlauf der Krankheit aggressive oder reizbare Verhaltensweisen.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Halluzinationen: Dies betrifft etwa 10-20 % der Patienten im fortgeschrittenen Stadium.
- Schlafstörungen: Unruhiger Schlaf, häufiges Aufwachen oder Umherwandern in der Nacht treten bei vielen Patienten auf.
- Stimmungsschwankungen
- Angst
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Müdigkeit und Erschöpfung: Viele Patienten fühlen sich durch den zunehmenden kognitiven und emotionalen Stress erschöpft.
Beachte: Riechstörungen gehen den kognitiven Störungen oft voran [7].
Für die Diagnosestellung eines demenziellen Syndroms müssen die Symptome für mindestens sechs Monate lang angehalten haben (ICD-10-Kriterien der WHO beim Demenzsyndrom; Aspekt fehlt in der ICD-10-German Modification, Version 2018).
Formen der Demenz und ihre Symptome
Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) (50-70 (80) %)
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) und werden oft zuerst bemerkt:
- Gedächtnisstörungen: Ein schleichender Gedächtnisverlust ist eines der frühesten Symptome. Die Patienten berichten von einer subjektiv empfundenen Verschlechterung des Gedächtnisses, insbesondere in Bezug auf das Kurzzeitgedächtnis.
- Orientierungsstörungen: Patienten verlieren oft das Gefühl für Raum und Zeit, was sich darin äußert, dass sie sich in vertrauten Umgebungen verirren oder Schwierigkeiten haben, das Datum und die Uhrzeit zu erinnern.
- Rückgang des Riechvermögens: Ein vermindertes Riechvermögen wird als Prädiktor für die Entwicklung von Alzheimer-Demenz angesehen und tritt häufig früh im Krankheitsverlauf auf.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Demenz vom Alzheimer-Typ:
- Perseverationen: Patienten wiederholen oft zwanghaft dieselben Gedanken, Fragen oder Wörter, was für sie und ihre Angehörigen belastend ist.
- Aphasie (zentrale Sprachstörung): Die Patienten haben zunehmende Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden (Wortfindungsstörungen), insbesondere beim Benennen von Gegenständen oder Personen.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit: Patienten können im Verlauf der Krankheit zunehmend aggressiv oder reizbar werden.
- Antriebslosigkeit und Interessenverlust: Viele Patienten verlieren das Interesse an Hobbys und sozialen Aktivitäten.
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Schlafstörungen: Unruhiger Schlaf und nächtliches Umherwandern sind häufig.
Weiteres s. u. Morbus Alzheimer/Symptome – Beschwerden.
Vaskuläre Demenz (VD; 15-25 (35) %)
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine vaskuläre Demenz und werden oft zuerst bemerkt:
- Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten: Patienten haben zunehmend Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben, die Aufmerksamkeit, Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen betreffen. Diese Symptome können plötzlich nach einem Schlaganfall auftreten oder sich allmählich entwickeln.
- Probleme mit der motorischen Kontrolle: Eine vaskuläre Demenz betrifft häufig auch die Bewegungskoordination und die Fähigkeit, komplexe Handlungen auszuführen. Patienten können Schwierigkeiten haben, sich sicher zu bewegen, was zu einer erhöhten Sturzgefahr führt.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der vaskulären Demenz:
- Visuokonstruktive Beeinträchtigungen: Patienten haben Schwierigkeiten, komplexe Formen oder Muster zu erkennen und wiederzugeben. Dies kann das Erkennen von Buchstaben, Zahlen, Wörtern und Symbolen betreffen.
- Beeinträchtigung der Handlungs- und Abstraktionsfähigkeit: Betroffene haben Schwierigkeiten, einfache und komplexe Handlungen durchzuführen, sowie abstrakte Konzepte zu verstehen oder anzuwenden.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Sprachstörungen: Patienten haben zunehmend Schwierigkeiten, sich verbal auszudrücken oder gesprochene Informationen zu verstehen.
- Eingeschränktes Urteilsvermögen: Betroffene können keine klaren Entscheidungen mehr treffen und zeigen häufig unlogisches oder unangemessenes Verhalten.
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Müdigkeit und allgemeine Schwäche: Durch die kognitiven und motorischen Einschränkungen fühlen sich viele Patienten erschöpft und schwach.
Frontotemporale Demenz (FTD; Synonyme: Morbus Pick; Pick-Krankheit; ca. 10 %)
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine frontotemporale Demenz und werden oft zuerst bemerkt:
- Persönlichkeitsveränderungen: Eines der frühesten und auffälligsten Symptome der FTD sind Persönlichkeitsveränderungen. Patienten zeigen ein verändertes Sozialverhalten, verlieren die Fähigkeit zur Empathie und haben Schwierigkeiten, soziale Regeln einzuhalten. Diese Veränderungen sind oft das erste Anzeichen der Krankheit.
- Völlige Enthemmung und Uneinsichtigkeit: Patienten verlieren zunehmend ihre sozialen Hemmungen und zeigen unangemessenes oder rücksichtsloses Verhalten, ohne Einsicht in die Konsequenzen ihrer Handlungen.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der frontotemporalen Demenz:
- Beeinträchtigung von Gedächtnis, Intellekt und Sprachfunktionen: Während das Gedächtnis zunächst weniger betroffen ist als bei anderen Demenzarten, kommt es im weiteren Verlauf der FTD zu Gedächtnisproblemen, Sprachstörungen und einer generellen Verschlechterung der intellektuellen Fähigkeiten.
- Apathie oder Euphorie: Patienten zeigen entweder stark reduzierten Antrieb (Apathie) oder übersteigerte, unangemessene Freude (Euphorie), was eine extreme Veränderung im Vergleich zu ihrem früheren Verhalten darstellt.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Extrapyramidale Phänomene: In einigen Fällen treten auch motorische Störungen auf, wie Zittern, langsame Bewegungen oder Muskelsteifigkeit (ähnlich dem Parkinson-Syndrom).
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Verlust sozialer Fähigkeiten: Patienten verlieren zunehmend ihre Fähigkeit, in sozialen Situationen angemessen zu reagieren oder zu kommunizieren.
Demenz bei primärem Parkinson-Syndrom (engl. "Parkinson disease dementia", PDD) (< 10 %)
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Demenz bei Parkinson und werden oft zuerst bemerkt:
- Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit: Patienten haben zunehmend Schwierigkeiten, sich spontan auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren oder ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Diese Aufmerksamkeitsstörungen betreffen fast alle Patienten im Verlauf der Erkrankung.
- Verringerte Spontanität: Betroffene zeigen oft weniger Eigeninitiative und agieren langsamer, was zu einer allgemeinen Reduktion der Aktivität und Kommunikation führt.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Demenz bei Parkinson:
- Verlust von Motivation und Interesse: Im Verlauf der Demenz verlieren viele Patienten das Interesse an früheren Hobbys, sozialen Kontakten oder alltäglichen Aktivitäten. Dies geht häufig mit einer depressiven Grundstimmung einher.
- Halluzinationen und Wahnvorstellungen: Einige Patienten erleben visuelle Halluzinationen (z. B. sehen sie nicht existierende Menschen oder Tiere) und entwickeln Wahnvorstellungen, die ihr Verhalten beeinflussen können. Dies betrifft etwa 10-20 % der Patienten.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Verlangsamtes Denken: Das Denken wird zunehmend langsamer, was dazu führt, dass die Betroffenen länger brauchen, um Entscheidungen zu treffen oder einfache Fragen zu beantworten.
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Depressive Verstimmungen und Müdigkeit: Viele Patienten fühlen sich müde und niedergeschlagen, was die allgemeine Stimmung weiter verschlechtert.
Demenz vom Lewy-Körper-Typ (Lewy-Body-Demenz, LBD) (0,5-15 (30) %)
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Lewy-Body-Demenz und werden oft zuerst bemerkt:
- Funktionseinschränkungen im Alltag: Das zentrale Merkmal der LBD ist eine Demenz, die die Fähigkeit beeinträchtigt, alltägliche Aktivitäten zu bewältigen, obwohl das Gedächtnis anfangs relativ gut erhalten ist.
- Aufmerksamkeitsstörungen: Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit aufrechtzuerhalten, was das Erledigen von Aufgaben erschwert.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Lewy-Body-Demenz:
- Beeinträchtigungen der exekutiven und visuoperzeptiven Funktionen: Patienten haben Schwierigkeiten, komplexe Handlungen zu planen und durchzuführen (exekutive Funktionen). Zudem treten Probleme beim visuellen Erkennen von Gegenständen und räumlichen Strukturen auf (visuoperzeptive Funktionen).
- Verhaltensstörungen im Schlaf: Nächtliche Verhaltensstörungen, wie Sprechen oder Schreien im Schlaf, sind typisch für die LBD und können sehr belastend sein. Diese Störungen können Vorboten der Krankheit sein und treten oft bereits vor anderen Symptomen auf.
- Neuroleptikaüberempfindlichkeit: Patienten mit LBD zeigen oft eine extreme Empfindlichkeit gegenüber Neuroleptika, was zu starken Nebenwirkungen führen kann.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Halluzinationen und Wahnvorstellungen: Ähnlich wie bei der Parkinson-Demenz können visuelle Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auftreten. Diese Symptome können belastend für die Patienten und ihre Angehörigen sein.
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Schwankungen der kognitiven Leistung: Die kognitiven Fähigkeiten können im Verlauf des Tages stark schwanken, was die Verlässlichkeit der geistigen Funktionen beeinträchtigt.
Hinweis: Diese Form tritt häufig mit dem Morbus Parkinson auf.
Abgrenzung der Demenz zur leichten kognitiven Störung ("mild cognitive impairment", MCI)
- Die Abgrenzung der Demenz zur leichten kognitiven Störung ("mild cognitive impairment", MCI) ist durch die Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen durch die kognitive oder Verhaltensstörung definiert. Die Bewertung der Alltagsbeeinträchtigungen ist eine klinische Bewertung, die sich an der individuellen Patientenkonstellation ausrichtet und auf den Angaben des Patienten und eines Informanten fußt [1].
Weitere Hinweise
- In einer Studie wurden 578 Menschen, die älter als 90 Jahre alt waren und noch nicht an einer demenziellen Erkrankung litten, halbjährlich neuropsychiatrisch und neurologisch untersucht [2]: Probanden, die
- schlecht im Stehtest abschnitten, wurden häufiger dement (HR = 1,9-2,5; p = 0,02)
- langsam im Vier-Meter-Gehtest waren, hatten ebenso ein erhöhtes Demenzrisiko (HR = 1,1-1,8; p = 0,04)
- Auf der Grundlage von Daten von mehr als 2.000 Probanden der Framingham-Offspring-Studie im mittleren Alter von 62 Jahren wiesen auf ein erhöhtes Demenz- bzw. Alzheimerrisiko hin [3]:
Reduktion der Ganggeschwindigkeit um eine Standardabweichung- Demenzrisiko um + 76 %
- Alzheimer-Demenz um + 68 %
- < 10. Perzentil (für Frauen ≤ 15 kg, für Männer ≤ 30 kg) → Anstieg des Demenz- bzw. Alzheimerrisiko um Faktor 2,2-3,2
- Altersbedingte Schwerhörigkeit (ARHL, age related hearing loss):
- Kognitive Beeinträchtigungen (globale Wahrnehmung, exekutive Funktionen, episodisches Gedächtnis, Wortgedächtnis und räumlich-visuelle Wahrnehmung, Verarbeitungsgeschwindigkeit) und altersbedingte Schwerhörigkeit (ARHL, age related hearing loss) waren signifikant verknüpft; die Odds-Ratio lagen bei 2,0 bzw. 1,22 (Querschnitt- bzw. Kohortenstudien); Ähnliches galt allgemein für die Demenz (OR 2,42 bzw. 1,28) [4]
- Bei Personen im mittleren Lebensalter deuten Lücken im Kurzzeitgedächtnis früh auf eine Demenz hin [6].
Unterscheidung beim älteren Patienten zwischen Demenz und Depression
- Verweist ein älterer Patient von sich auf kognitive Defizite, liegt häufig keine Demenz, sondern eine Depression vor.
- Demenzkranke tendieren eher dazu als Depressive, kognitive Defizite zu bagatellisieren. Demenzkranke versuchen Defizite zu übergehen oder diese zu kaschieren.
Warnzeichen (red flags)
- Anamnestische Angaben:
- Alkoholabhängigkeit
- Depression
- Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
- Ausgeprägte Sprachprobleme vor dem 60. Lebensjahr → denken an: semantische Demenz bei Pick-Krankheit (Synonyme: frontotemporale Demenz (FTD), früher auch Picksche Krankheit); meist vor dem 60. Lebensjahr auftretende neurodegenerative Erkrankung im Frontal- bzw. Temporallappen (Stirn- bzw. Schläfenlappen) des Gehirns mit der Folge des zunehmenden Persönlichkeitsverfalls.
- Schnell einsetzende Demenz (innerhalb von 3-6 Monaten) → denken an:
- chemische Toxine
- Autoimmun-Enzephalitiden (vor allem Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis bei jungen Patienten/ fast ausschließlich Mädchen und Frauen betreffende Erkrankung, die ein neuropsychiatrisches Symptomspektrum (Verhaltensauffälligkeit, Psychose, Anfälle, Bewegungsstörung) ausweist; Anti-GAD-Enzephalitis)
- Beginn mit psychiatrischen Symptomen wie Verhaltensänderungen, Impulsivität und Gleichgültigkeit + später kognitiver Abbau → denken an: frontotemporale Demenz (FTD)
Literatur
- S3-Leitlinie: Demenzen. (AWMF-Registernummer:038-013), November 2023 Langfassung
- Bullain SS et al.: Sound Body Sound Mind? Physical Performance and the Risk of Dementia in the Oldest-Old: The 90+ Study. Journal of the American Geriatrics Society Volume 64, Issue 7, pages 1408-1415, July 2016 doi: 10.1111/jgs.14224
- Camargo EC et al.: Association of Physical Function with Clinical and Subclinical Brain Disease: The Framingham Offspring Study. J Alzheimers Dis 2016; 53: 1597-1608
- Loughrey DG et al.: Association of Age-Related Hearing Loss With Cognitive Function, Cognitive Impairment, and Dementia, A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2018;144(2):115-126. doi:10.1001/jamaoto.2017.2513
- Van Dalen JW et al.: Association of Apathy With Risk of Incident Dementia: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Psychiatry Published online July 18, 2018. doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.1877
- Möllers T et al.: Subjective short-term memory difficulties at ages 50-75 predict dementia risk in a community-based cohort followed over 17 years Age and Ageing 2022;51(6) afac113, https://doi.org/10.1093/ageing/afac113
- Pacyna RR et al.: Rapid olfactory decline during aging predicts dementia and GMV loss in AD brain regions. Alzheimer & Dementia 28 July 2022 https://doi.org/10.1002/alz.12717
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Demenzen - Living Guideline. (AWMF-Registernummer:038-013), November 2023 Langfassung