Demenz – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Demenz oder dementielle Symptome mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Pneumonie (Lungenentzündung)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90) 

  • Malnutrition (Fehlernährung)
  • Mangelernährung
  • Unterernährung

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  •  Infektionen aller Art

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Karies
  • Obstipation (Verstopfung) – wg. degenerativer Prozesse des enterischen Nervensystems (ENS; "Bauchhirn"):
    • der Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) zwischen Ring- und Längsmuskelschicht
    • der Plexus submucosus (Meissner-Plexus) in der Submukosa (Gewebsschicht zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht)
    Dieses reguliert neben der Darmmotilität ("Bewegungsfähigkeit des Darms) den gastrointestinalen Grundtonus, die Sekretion und Absorption, was zu einer therapierefraktären Obstipation ("nicht ansprechend auf eine Therapie") führen kann [1].

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Depression
  • Delir (akuter Verwirrtheitszustand) (Depression gilt als Risikofaktor)
  • Epilepsie (Krampfanfälle; im Spätstadium einer Demenz)
    • Wer im Alter eine Epilepsie entwickelt, trägt ein erhöhtes Demenzrisiko; eine Epilepsie beschleunigt auch eine Demenz [4]
  • Halluzinationen
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Psychose
  • Schlafapnoe (Atemaussetzer) –  9 von 10 Patienten mit Demenz leiden in einer altersmedizinischen Krankenhausumgebung an Atemaussetzern;  ca. 40 % der Patienten hatten eine leichte und fast 48 % eine mittlere bis schwere Atmungsstörung [3]
  • Störungen des Sozialverhaltens (hier: Aggressivität als Teil des Sundown-Syndroms: ca. 20 % der Alzheimerpatienten zeigen am Abend, wenn die Sonne untergeht, zunehmende Verwirrung, Orientierungs­losigkeit, Angst, Irritation und Aggression.) 
  • Wahnvorstellungen

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Abnormer Gewichtsverlust/unbeabsichtigter Gewichtsverlust, bis zur Kechexie (Auszehrung; sehr starke Abmagerung)*
  • Gangstörungen → Sturz und Fraktur (Knochenbruch)
  • Kachexie – Auszehrung des Organismus (Abmagerung) aufgrund tiefgreifender Störung einer oder mehrerer Organfunktionen
  • Sprechstörungen/Sprachstörungen
  • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
  • Untergewicht

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Harninkontinenz

Weiteres

  • Enthemmung

*Demenzkranke verlieren jährlich etwa vier Mal so viel Körpergewicht wie gleichaltrige Patienten ohne Demenz durch chronische Inflammation (Entzündungsprozesse), Sekundärerkrankungen und den teilweise vermehrten Bewegungsdrang

Prognosefaktoren

  • Delirante Episoden können sowohl den Beginn einer Demenz anzeigen und als auch einen bestehenden geistigen Verfall beschleunigen: Die Kombination von Delirium und den pathologischen Prozessen der Demenz interagieren und führen so zu einem schnelleren kognitiven Abbau [2].

Literatur

  1. Wedel T. Enterisches Nervensystem und interstitielle Cajal-Zellen. Veränderungen bei chronischer Obstipation im Erwachsenenalter. Der Pathologe 2007; 28(2): 143-148.
  2. Davis DHJ et al.: Association of Delirium With Cognitive Decline in Late Life. A Neuropathologic Study of 3 Population-Based Cohort Studies. JAMA Psychiatry, online 18. Januar 2017; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2016.3423
  3. Gronewald J et al.: Sleep-Disordered Breathing in Hospitalized Geriatric Patients with Mild Dementia and Its Association with Cognition, Emotion and Mobility. Int. J. Environ. Res. Public Health 2019, 16(5), 863; https://doi.org/10.3390/ijerph16050863
  4. Stefanidou M et al.: The bi-directional association between epilepsy and dementia. The Framingham Heart Study, Neurology 2020; https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000011077