Burnout-Syndrom – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Burnout-Syndrom entsteht meist bei Menschen, die unter chronischem Stress in ihrem Beruf oder Alltag stehen und oft in Berufen tätig sind, in denen der Kontakt zu anderen Menschen im Vordergrund steht. Es betrifft vor allem Personen, die idealistische Vorstellungen von ihrer Arbeit haben und hohe Erwartungen an sich selbst stellen. Die Pathogenese ist multifaktoriell und durch ein Zusammenspiel aus individuellen, arbeitsbezogenen und gesellschaftlichen Faktoren geprägt.

Individuelle Faktoren

  • Hohe Eigenmotivation und Erwartungshaltung: Zu Beginn der beruflichen Tätigkeit oder eines Projekts zeigen viele Betroffene ein hohes Maß an Eigenmotivation und setzen sich hohe Ziele. Diese idealistischen Erwartungen stehen jedoch häufig im Widerspruch zur Realität. Wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, können Frustration und Resignation eintreten.
  • Perfektionismus und hohe Ansprüche: Persönliche Merkmale wie Perfektionismus oder ein stark ausgeprägtes Pflichtbewusstsein können das Risiko für Burnout erhöhen. Diese Personen neigen dazu, sich selbst stark unter Druck zu setzen, was bei anhaltender Belastung zur Erschöpfung führt.
  • Mangelnde Anerkennung: Ein weiterer Faktor ist der Mangel an Anerkennung für die geleistete Arbeit. Wenn Betroffene weder von Kollegen noch von Vorgesetzten oder dem sozialen Umfeld für ihren Einsatz gewürdigt werden, kann dies zu Gefühlen von Enttäuschung und Gleichgültigkeit führen.
  • Private Belastungen: Auch Konflikte im privaten Umfeld, wie familiäre Probleme oder finanzielle Sorgen, können die Entwicklung eines Burnout-Syndroms begünstigen. Diese äußeren Belastungen tragen zur allgemeinen Stressbelastung bei und verschärfen die Situation.

Berufliche und organisatorische Faktoren

  • Monotone Arbeit und fehlende Herausforderungen: Menschen, deren tägliche Arbeit eintönig ist und ohne Variation abläuft, haben ein erhöhtes Risiko, Burnout zu entwickeln. Die Routine und der Mangel an neuen Herausforderungen können zu einem Gefühl der Sinnlosigkeit führen.
  • Hoher Arbeitsdruck und geringe Kontrolle: Hoher Arbeitsdruck, Termindruck und ständige Überlastung ohne ausreichende Pausen oder Erholung sind zentrale Auslöser. Gleichzeitig führt ein Gefühl von Ohnmacht und mangelnder Selbstbestimmtheit im Arbeitsalltag dazu, dass Betroffene sich überfordert und unfähig fühlen, die Situation zu ändern.
  • Negative soziale Interaktionen: Konfliktreiche oder negative Interaktionen mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden können ebenfalls Burnout fördern. Konflikte, ständige Kritik oder ein angespanntes Arbeitsklima erhöhen die Stressbelastung und führen zu einer negativen Einstellung zur eigenen Arbeit.

Gesellschaftliche Faktoren

  • Wirtschaftliche Unsicherheit und Wertewandel: Gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie eine schlechte Wirtschaftslage oder Unsicherheiten am Arbeitsmarkt tragen ebenfalls zur Entwicklung des Burnout-Syndroms bei. Ein Werteverfall sowie die zunehmende Anonymität in der Gesellschaft verstärken das Gefühl der Entfremdung und Isolation, was die Betroffenen zusätzlich belastet.

Zusammenfassung

Die Pathogenese des Burnout-Syndroms ist ein komplexes Zusammenspiel individueller, beruflicher und gesellschaftlicher Faktoren. Zu den individuellen Risikofaktoren zählen hohe Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit, Perfektionismus und mangelnde Anerkennung, während berufliche Faktoren wie monotone Arbeit, hoher Arbeitsdruck und konfliktreiche soziale Interaktionen eine zentrale Rolle spielen. Auch gesellschaftliche Entwicklungen wie wirtschaftliche Unsicherheit und zunehmende Anonymität können zur Entstehung von Burnout beitragen. Ein frühzeitiges Erkennen und Gegensteuern ist entscheidend, um ein Fortschreiten der Symptomatik zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Tendenz, die eigenen Regenerationsbedürfnisse zu ignorieren.
  • Zu hohe Anforderungen und Erwartungen an sich selbst
  • Helfersyndrom – es wird versucht, Versagenserlebnisse und versagte Zuwendung in der Kindheit durch die eigene soziale Tätigkeit auszugleichen
  • Idealismus
  • Übertriebener Ehrgeiz, Perfektionismus
  • Probleme beim "Nein"-Sagen oder Delegieren
  • "Depersonalisierung“ (Entfremdungsgefühle gegenüber Sinn der Arbeit, Kollegen, Kunden usw.)
  • Finanzielle Sorgen
  • Berufe – Berufe, in denen am oder mit Menschen gearbeitet wird, z. B. Pflegeberufe, Heilberufe

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Fehlernährung – Ein unausgewogenes Ernährungsverhalten kann die Energiebereitstellung und Stressresistenz negativ beeinflussen.
    • Mikronährstoffmangel – Ein Defizit an Vitalstoffen wie B-Vitaminen, Magnesium oder Vitamin D erhöht die Vulnerabilität (siehe Prävention mit Mikronährstoffen).
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Regelmäßiger oder übermäßiger Konsum fördert Stressreaktionen und Schlafstörungen.
    • Kaffee – Übermäßiger Konsum kann das Stressniveau erhöhen und die Schlafqualität beeinträchtigen.
    • Tabak (Rauchen) – Beeinträchtigt die Regenerationsfähigkeit und erhöht das Risiko für depressive Symptome.
  • Körperliche Aktivität
    • Mangel an Bewegung – Bewegungsmangel begünstigt Stressreaktionen und schränkt die physische sowie psychische Belastbarkeit ein.
    • Übermäßige Belastung durch Sport – Intensive sportliche Aktivitäten ohne ausreichende Regenerationsphasen erhöhen die Stressanfälligkeit.
  • Psycho-soziale Situation
    • Beruflicher Stress – Zeitdruck, hohe Arbeitsbelastungen, Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten sowie mangelnde Autonomie wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit aus.
      • Burnout kann, muss aber nicht von der Arbeitssituation ausgelöst werden. Sobald der Prozess in Gang gesetzt ist, entwickelt er sich oft schleichend und verstärkt sich allmählich. Schließlich führt Burnout dazu, dass die Arbeit zunehmend als stressig empfunden wird [1].
    • Private Konflikte – Streitigkeiten innerhalb der Familie oder mit dem Partner steigern das Risiko.
    • Schichtarbeit – Unregelmäßige Arbeitszeiten beeinflussen den zirkadianen Rhythmus und die Regeneration.
  • Schlafqualität
    • Nicht ausreichender Schlaf – Geringe Schlafdauer oder schlechter Schlaf mindern die Bewältigungsfähigkeiten und erhöhen die Anfälligkeit für Burnout.

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS)
  • Insomnie (Schlafstörungen)

Literatur

  1. Guthier C et al.: Reciprocal Effects Between Job Stressors and Burnout: A Continuous Time Meta-Analysis of Longitudinal Studies Psychological Bulletin, 29. Oktober 2020 doi: 10.1037/bul0000304