Burnout-Syndrom – Einleitung

Das Burnout-Syndrom – umgangssprachlich akutes Erschöpfungssyndrom genannt – ist ein Zustand, der durch emotionale Erschöpfung, verminderte Leistungsfähigkeit und Depersonalisation („Entpersönlichung“) gekennzeichnet ist. Der Begriff "Burnout" stammt aus dem Englischen und bedeutet „Ausgebranntsein“.

Synonyme und ICD-10: Burnout; Burnoutsyndrom; ICD-10-GM Z73: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung

Die eigenen idealistischen Vorstellungen von der Arbeit entsprechen nicht der Realität, es werden zu hohe Ansprüche an sich selbst gestellt, die Folgen sind Desillusionierung, Frustration und Apathie (Leidenschaftslosigkeit).

Formen der Erkrankung

Das Burnout-Syndrom kann nach Freudenberger und North in 12 Phasen unterteilt werden [1], wobei diese Phasen nicht immer genau in dieser Reihenfolge auftreten müssen:

  1. Übertriebener Ehrgeiz: Der Wunsch, sich zu beweisen, verwandelt sich in Zwang und Verbissenheit. Es sind daher vom Burnout-Syndrom insbesondere ehrgeizige und leistungsfähige Mitarbeiter betroffen.
  2. Verstärkter Einsatz: Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, wird der Einsatz gesteigert.
  3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Persönliche Bedürfnisse werden ignoriert.
  4. Verdrängung von Konflikten: Trotz Bewusstsein der Konflikte werden diese verdrängt.
  5. Rückgang nicht beruflicher Aktivitäten: Keine Zeit mehr für Freizeit und Erholung.
  6. Verleugnung: Überarbeitung und Überlastung werden nicht mehr wahrgenommen, Intoleranz und abnehmende Flexibilität prägen das Verhalten.
  7. Zynismus: Orientierungslosigkeit und zynische Haltungen treten auf.
  8. Verhaltensänderungen: Emotionale Abwehr und Rückzug vom Arbeitsgeschehen.
  9. Verlust des Selbstbildes: Früher erkannte Bedürfnisse werden nicht mehr wahrgenommen.
  10. Gefühle der Nutzlosigkeit: Angstgefühle oder Suchtverhalten können auftreten.
  11. Sinnlosigkeit und Desinteresse: Initiative und Motivation sinken auf Null.
  12. Totale Erschöpfung: Lebensbedrohlicher Zustand.

Betroffen sind Personen, die an oder mit anderen Menschen arbeiten oder in denen ein hoher Leistungsdruck herrscht wie z. B.:

  • Ärzte
  • Krankenschwestern
  • Andere Pflege- und Heilberufe
  • Lehrer
  • Erzieher
  • Sozialarbeiter
  • Manager
  • Sportler

Etwa 10 Prozent der Menschen, die in solchen oder ähnlichen Berufen tätig sind, sind vom Burnout-Syndrom betroffen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Man geht davon aus, dass das Geschlechterverhältnis unter Annahme einer erhöhten Dunkelziffer bei Männern ausgeglichen ist.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Liegt für Männer bei 3,3 % und für Frauen bei 5,2 % (in Deutschland). Die Prävalenz steigt proportional zu dem sozialen Status. 

Verlauf und Prognose

Verlauf

Das Burnout-Syndrom, oft als „akutes Erschöpfungssyndrom“ bezeichnet, entwickelt sich schleichend über einen längeren Zeitraum hinweg. Der Prozess kann in verschiedene Phasen unterteilt werden, wie von Freudenberger und North beschrieben [1]. Typischerweise beginnt der Verlauf mit einem übertriebenen Ehrgeiz und dem Wunsch, sich zu beweisen, was sich in einen Zwang und eine Verbissenheit verwandelt. Der betroffene Mitarbeiter erhöht stetig seinen Einsatz, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, während die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zunehmend vernachlässigt wird.

Im weiteren Verlauf verdrängt der Betroffene Konflikte und vernachlässigt nicht berufliche Bedürfnisse vollständig. Die Überarbeitung und Überlastung werden zunehmend verleugnet, und Intoleranz sowie abnehmende Flexibilität prägen das Denken und Verhalten. Orientierungslosigkeit und zynische Haltungen treten auf, gefolgt von unübersehbaren Verhaltensänderungen wie emotionale Abwehrhaltungen und Rückzug vom Arbeitsgeschehen.

In fortgeschrittenen Stadien kommt es zu einem Verlust des Wahrnehmungsvermögens der eigenen Person, und frühere Bedürfnisse werden nicht mehr erkannt. Gefühle der Nutzlosigkeit, Angst und Suchtverhalten können auftreten. Schließlich prägen zunehmende Sinnlosigkeit und Desinteresse die letzten Phasen, und die totale Erschöpfung kann lebensbedrohlich werden.

Prognose

  • Früherkennung: Eine frühzeitige Diagnose und Intervention sind entscheidend. Je früher das Problem erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten.
  • Therapie: Therapeutische Maßnahmen umfassen psychologische Betreuung und Änderungen im Lebensstil, wie Stressbewältigungstechniken und die Wiederherstellung eines gesunden Gleichgewichts zwischen Arbeit und Freizeit.
  • Folgeerkrankungen: Unbehandelt kann das Burnout-Syndrom zu schweren Folgeerkrankungen wie Angststörungen und Depressionen führen.
  • Lebensqualität: Patienten, die frühzeitig Hilfe suchen und entsprechende therapeutische Unterstützung erhalten, haben eine gute Chance auf vollständige Genesung und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Literatur

  1. Freudenberger, H. & Noth, G.: Burn-out bei Frauen. Frankfurt: Krüger, 1992
  2. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) des Robert Koch-Instituts zur Prävalenz von Burn-out-Erkrankungen nach Geschlecht, Alter und sozialen Status im Jahr 2012

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. (AWMF-Registernummer: nvl - 005), Januar 2023 Kurzfassung Langfassung