Bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung) – Prävention
Zur Prävention der bipolaren Störung (manisch-depressive Erkrankung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mangelernährung und Mikronährstoffdefizite – Ein Defizit an Omega-3-Fettsäuren, Zink und Magnesium könnte das Risiko für Stimmungsschwankungen erhöhen.
- Hoher Koffein- und Zuckerkonsum – Stimuliert das Nervensystem und verschlechtert Schlaf sowie Stimmungsstabilität.
- Genussmittelkonsum
- Alkoholmissbrauch – Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für manische Episoden und Stimmungsinstabilität [1].
- Tabakrauchen – Nikotinkonsum kann die Neurotransmitter-Balance beeinflussen und die Krankheitsausbrüche begünstigen.
- Drogenkonsum
- Cannabis (Haschisch und Marihuana) – Cannabisgebrauch verschlechtert den Verlauf und erhöht die Hospitalisierungsrate bei bipolaren Störungen [1].
- Stimulanzien und Psychopharmaka-Missbrauch – Kokain, Amphetamine und unkontrollierter Medikamentengebrauch triggern manische Phasen.
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel – Fehlende körperliche Aktivität kann zu einer verstärkten Stimmungslabilität führen.
- Schlafqualität
- Störung des zirkadianen Rhythmus – Nächtliche Überaktivität und Tagesschläfrigkeit begünstigen manische Episoden [2].
- Unregelmäßige Schlafgewohnheiten – Schlafmangel und -deprivation verschlechtern die Stimmungsregulation.
- Psycho-soziale Situation
- Chronischer Stress – Dauerhafte Stressbelastung erhöht das Risiko für bipolare Episoden.
- Traumatische Erlebnisse – Frühkindliche Traumata, Vernachlässigung oder Missbrauch sind bedeutende Risikofaktoren.
- Familiäre Konflikte – Belastende Beziehungen oder fehlende soziale Unterstützung verschlechtern den Verlauf der Erkrankung.
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Regionen mit besonders schlechter Luftqualität [3]
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäuresäure, Eicosapentaensäure) – Die Supplementierung kann das Risiko für depressive Episoden senken.
- Mikronährstoffreiche Ernährung – Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium, Zink und Vitamin D stabilisiert die Stimmung.
- Stressreduktion
- Entspannungstechniken – Yoga, progressive Muskelentspannung und Achtsamkeitsmeditation reduzieren Stresslevel.
- Psychotherapie – Frühzeitige Therapieansätze wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT) können präventiv wirken.
- Bewegung und körperliche Aktivität
- Regelmäßiger Sport – Moderate Bewegung fördert die Stimmungsstabilität und reduziert Stress.
- Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
- Stabile Schlafgewohnheiten – Ein konstanter Rhythmus schützt vor zirkadianen Störungen und Stimmungsschwankungen.
- Schlafhygiene – Reduktion von Bildschirmzeit und Stimulanzien (z. B. Koffein) am Abend.
Sekundärprävention
- Früherkennung und Diagnose
- Screening bei Risikopatienten – Familienanamnese, Stressbelastung und Schlafmuster sollten frühzeitig erfasst werden.
- Beobachtung von Stimmungsschwankungen – Identifikation erster Symptome einer manisch-depressiven Episode.
- Lebensstilmodifikation
- Schlafmanagement – Konsequente Einhaltung eines stabilen Rhythmus.
- Psychosoziale Interventionen – Familien- und Verhaltenstherapie zur Unterstützung von Patienten in belastenden Situationen.
Tertiärprävention
- Langzeittherapie
- Medikamentöse Stabilisierung – Lithium oder andere Stimmungsstabilisatoren unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle.
- Psychoedukation – Schulung des Patienten und der Familie zur Krankheitsbewältigung und Symptomüberwachung.
- Rehabilitation und psychosoziale Unterstützung
- Psychotherapie – Unterstützung zur Bewältigung von Rückfällen und Lebenskrisen.
- Selbsthilfegruppen – Förderung des Erfahrungsaustauschs und der sozialen Integration.
- Lebensstilinterventionen
- Stressmanagement – Techniken zur Alltagsbewältigung.
- Ernährung und Bewegung – Integrative Ansätze zur langfristigen Stimmungsstabilisierung.
Literatur
- Strakowski SM, DelBello MP, Fleck DE et al.: Effects of co-occurring cannabis use disorders on the course of bipolar disorder after a first hospitalization for mania. Arch Gen Psychiatry 2007; 64: 57-64.
- Lyall LM et al.: Association of disrupted circadian rhythmicity with mood disorders, subjective wellbeing, and cognitive function: a cross-sectional study of 91 105 participants from the UK Biobank. Lancet Psychiatry Published: 15 May 2018. doi: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30139-1
- Khan A et al.: Environmental pollution is associated with increased risk of psychiatric disorders in the US and Denmark PLOS Biology August 20, 2019 https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000353