Binge Eating Disorder (BED; psychogene Essstörung) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Binge Eating Disorder (BED) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen mit relevanter genetischer Disposition, z. B. Essstörungen, Depressionen, Angststörungen oder Adipositas?
- Bestehen familiäre Muster im Essverhalten (z. B. restriktive Diäten, emotionale Essmuster)?
- Gab es in Ihrer Familie jemals Fälle von zwanghaftem oder suchtartigem Verhalten (z. B. Spielsucht, Alkoholismus)?
Sozialanamnese
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen aufgrund Ihrer familiären Situation?
- Wie ist Ihre aktuelle Wohnsituation? Leben Sie allein, in einer Partnerschaft oder in einer Gemeinschaft?
- Besteht eine soziale Isolation oder fühlen Sie sich häufig einsam?
- Wie ist Ihr Verhältnis zu den einzelnen Familienmitgliedern?
- Erleben Sie in Ihrem sozialen Umfeld Druck oder negative Kommentare in Bezug auf Ihr Essverhalten oder Ihr Körpergewicht?
- Haben Sie eine feste berufliche oder schulische Struktur? Sind Sie arbeitslos oder haben Sie Probleme am Arbeitsplatz oder in der Schule?
- Wie gestaltet sich Ihr Freizeitverhalten?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Beschäftigen Sie sich häufig gedanklich mit Essen oder Essensplänen?
- Hatten Sie in der letzten Zeit hemmungslose Essattacken (innerhalb kurzer Zeit große Nahrungsmengen, gefühlter Kontrollverlust)? Falls ja, wie häufig treten diese auf?
- Gibt es spezifische Auslöser für Ihre Essanfälle (z. B. Stress, emotionale Belastung, Langeweile, soziale Situationen)?
- Haben Sie nächtliche Essanfälle oder wachen Sie nachts auf, um zu essen?
- In welchen Situationen essen Sie bevorzugt? Allein oder in Gesellschaft?
- Haben Sie bereits Diäten oder Fastenkuren ausprobiert? Falls ja, mit welchen Ergebnissen?
- Gibt es bestimmte Lebensmittel, die Sie bevorzugt während Essanfällen zu sich nehmen?
- Wie sieht Ihr aktueller Ernährungsplan aus?
- Tritt beim Essen schnell ein Sättigungsgefühl auf oder verspüren Sie eine verzögerte Sättigung?
- Erleben Sie Schuld- oder Schamgefühle nach dem Essen?
- Sind Sie besorgt wegen Ihres Körpergewichts oder Ihrer Körperform?
- Haben Sie körperliche Beschwerden, die möglicherweise mit Ihrem Essverhalten in Zusammenhang stehen (z. B. Magen-Darm-Beschwerden, Blutzuckerschwankungen, Gelenkschmerzen)?
- Haben Sie Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen? Wachen Sie morgens erholt auf?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie eine Gewichtszunahme oder -abnahme in den letzten Monaten bemerkt? Falls ja, wie viel?
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Gibt es ein auffälliges Trinkverhalten in Bezug auf kalorienreiche Getränke (Softdrinks, Alkohol, Energydrinks)?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Psychische Erkrankungen (z. B. Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen)?
- Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörungen)?
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. Hypertonie (Bluthochdruck), Hyperlipoproteinämien (erhöhte Blutfettwerte))?
- Wurden Sie bereits auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien untersucht?
- Gab es in der Vergangenheit Operationen, insbesondere im Magen-Darm-Bereich?
- Sind Sie schwanger? (Frage nach der letzten Regelblutung stellen!)
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Falls ja, welche?
- Wurden Ihnen in der Vergangenheit Medikamente zur Gewichtsreduktion verschrieben?
- Haben Sie jemals Medikamente oder Substanzen missbräuchlich zur Gewichtskontrolle eingesetzt (z. B. Appetitzügler, Laxantien (Abführmittel), Diuretika (entwässernde Medikamente))?
- Nehmen Sie Nahrungsergänzungsmittel oder Vitaminpräparate?
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.