Bakterielle Hirnhautentzündung (bakterielle Meningitis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die bakterielle Meningitis ist eine schwere Entzündung der Hirnhäute (Meningen), die meist durch eine Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Krankheit betrifft vor allem Säuglinge, Kinder, Jugendliche und immungeschwächte Erwachsene. Jährlich werden etwa 2,5 Fälle pro 100.000 Einwohner verzeichnet. Die häufigsten Erreger sind Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken), Neisseria meningitidis (Meningokokken) und Listeria monocytogenes. Die Erreger variieren nach Alter, Immunstatus und Umgebung des Patienten.

Häufige Erreger

  • Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken): Die häufigste Ursache bei Erwachsenen. Diese Bakterien besiedeln oft den Nasopharynx und können durch den Blutweg in den Liquor gelangen und eine Entzündung der Hirnhäute auslösen.
  • Neisseria meningitidis (Meningokokken): Verantwortlich für Meningitisfälle bei Kindern und Jugendlichen. Meningokokken sind in zwölf Serogruppen eingeteilt, wobei die Serogruppen B und C die häufigsten in Europa sind. Eine Übertragung erfolgt durch engen Kontakt über Tröpfcheninfektion.
  • Listeria monocytogenes: Hauptsächlich bei immungeschwächten Personen und älteren Menschen. Infektionsquellen können kontaminierte Lebensmittel wie rohes Fleisch oder Milchprodukte sein.

Pathophysiologie

Die Bakterien gelangen meist über den Nasopharynx (Nasenrachenraum) in den Körper. Der Eintritt in den Blutkreislauf führt zu einer Bakteriämie (Vorhandensein von Bakterien im Blut), bei der die Erreger über den Blutweg in den Plexus choroideus (Adergeflecht;  Gefäßkonvolut im Ventrikelsystems des Gehirns) eindringen und schließlich den Liquor (Gehirn-Rückenmarkflüssigkeit) erreichen. Dies führt zu einer akuten Entzündung der Meningen. Die Entzündung wird durch die direkte Wirkung der Bakterien sowie die Aktivierung des Immunsystems ausgelöst, was zu einer Ansammlung von Entzündungszellen und einer Schädigung der Hirnhäute führt. Es entsteht eine Leukozyten-Infiltration in den Subarachnoidalraum (spaltförmiger Raum um das Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) zwischen den beiden Hirnhäuten Arachnoidea und Pia mater), wodurch die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke erhöht wird. Dadurch kann es zu Ödemen und erhöhtem Hirndruck kommen, was die Symptome wie Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsstörungen erklärt.

Erregerspezifische Pathogenese

  • Pneumokokken: Diese Bakterien produzieren Polysaccharidkapseln, die sie vor der Phagozytose schützen und es ihnen ermöglichen, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Die Entzündungsreaktion, die durch Pneumokokken ausgelöst wird, ist oft besonders stark und kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
  • Meningokokken: Sie können die Epithelzellen des Nasopharynx durchdringen und in den Blutkreislauf gelangen. Eine Besonderheit ist ihre Fähigkeit, sich schnell über den Blutweg zu verbreiten und eine fulminante Sepsis (Blutvergiftung) oder Meningitis (Hirnhautentzündung) auszulösen. Meningokokken produzieren auch Endotoxine, die eine massive Entzündungsreaktion hervorrufen.
  • Listerien: Diese Bakterien sind in der Lage, die Darmbarriere zu überwinden und sich hämatogen auszubreiten. Sie besitzen das Enzym Listeriolysin, das ihnen hilft, aus Phagolysosomen zu entkommen und intrazellulär zu überleben. Listerieninfektionen führen typischerweise bei immungeschwächten Patienten zu einer Meningitis.

Alters- und umfeldabhängige Erreger

  • Säuglinge (< 1 Monat): E. coli, Gruppe B-Streptokokken, Listerien.
  • Kleinkinder: Haemophilus influenzae (besonders bei fehlendem Impfschutz), Meningokokken und Pneumokokken.
  • Erwachsene: Hauptsächlich Pneumokokken (ca. 50 %) und Meningokokken (ca. 30 %), wobei Listerien insbesondere bei älteren und immungeschwächten Patienten eine Rolle spielen.
  • Nosokomiale Infektionen (im Krankenhaus erworben): Besonders bei immunsupprimierten Patienten sind auch gramnegative Bakterien wie Enterobacteriaceae, Pseudomonas aeruginosa und Staphylokokken wichtige Erreger.

Zusammenfassung

Die Pathogenese der bakteriellen Meningitis umfasst das Eindringen von Bakterien, meist über den Nasopharynx, in den Blutkreislauf, von wo aus sie den Liquorraum und die Hirnhäute erreichen. Die Folge ist eine massive Entzündungsreaktion mit potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen. Die häufigsten Erreger sind Pneumokokken, Meningokokken und Listerien, wobei die Verteilung der Erreger stark von Alter, Immunstatus und Umgebung des Patienten abhängt. Eine schnelle Diagnose und Therapie sind entscheidend, um schwere Verläufe und bleibende Schäden zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Alter 
    • Säuglinge und Kleinkinder
    • bis zu 80 % der Fälle Personen < 20 Jahre

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Listerien-Meningitis – Konsum kontaminierter Nahrung wie Milch oder rohem Fleisch

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Abwehrschwäche (z. B. wg. HIV)
  • Alkoholismus
  • Chronische Harnwegsinfektionen (HWI)
  • Diabetes mellitus
  • Hypogammaglobulinämie – zu wenige Immunglobuline (Antikörper) im Blut
  • Kopfverletzungen mit Liquorrhoe – Austritt von Nervenwasser
  • Leberzirrhose – bindegewebiger Umbau des Lebergewebes mit Funktionseinschränkungen
  • Otitis media (Mittelohrentzündung)

Medikamente

  • Zytostatika (Substanzen, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen)

Operationen

  • Nach neurochirurgischen Operationen
  • Nach Splenektomie (Milzentfernung)