Angststörungen – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag); ggf. Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol) soweit zuvor ein Alkoholmissbrauch vorlag
  • Begrenzter Koffeinkonsum (max. 240 mg Koffein pro Tag; das entspricht 2 bis 3 Tassen Kaffee bzw. 4 bis 6 Tassen grünen/schwarzen Tee)
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Reduzierung/Vermeidung von Stressoren/Überlastung
  • Regelmäßige Ruhezeiten / ausreichender Schlaf
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Ausschluss einer organischen Angststörung bzw. einer substanzbedingten Störung (siehe Labor- bzw. Medizingerätediagnostik)
  • Vermeidung von Drogenkonsum

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (Vitamin B6)
      • Mineralstoffen (Magnesium)
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) – z. B. dreimal pro Woche 5 km laufen; zur Therapie (Sport ist anxiolytisch (Angst-auflösend) wirksam; kann kurz- und langfristig therapeutisch genutzt werden; ist sehr wirksam!; Metametaanalyse über 8 Metaanalysen mit 306 randomisierten kontrollierten Studien und 10.755 Teilnehmern) [3]
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Psychosoziale Verfahren/Maßnahmen gemäß S3-Leitlinie: Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen [bei schweren Formen der Angststörungen]
    • Selbstmanagement als Teil der Krankheitsbewältigung; in diesem Kontext auch Hinweise auf Selbsthilfekontaktstellen
    • Einzelinterventionen
      • Psychoedukative Intervention: Dient der Erweiterung des Krankheitswissens, fördert den selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit und unterstützt bei der Krankheitsbewältigung.
      • Training von Alltags- und sozialen Fertigkeiten
      • Künstlerische Therapien
      • Ergotherapie: Arbeits- bzw. Beschäftigungstherapie
      • Bewegungs- und Sporttherapien
      • Gesundheitsfördernde Interventionen
    • Ambulante psychiatrische Pflege (APP) als Hilfe in Krisenzeiten zur Herstellung von Selbst- und Krankheitsanamnese sowie zur Förderung individueller wie Erholungsprozesse (Recovery-Prozesse)
  • Wichtigster Pfeiler der Therapie der Angststörung ist die Psychotherapie. Dabei stehen u. a. folgende Verfahren zur Verfügung:
    • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Ziel der Therapie ist es, den Patienten in die Lage zu versetzen, dass er Fähigkeiten entwickelt, dysfunktionale (fehlerhafte, einseitige) Annahmen und Gedanken selbstständig zu erkennen. Diese sodann unterbricht und korrigiert und sich so situationangepasster verhält. [höchstens Evidenzniveau; Wirkungsnachweis ist gegeben]
      In der S3-Leitlinie heißt es dazu: "Die Effekte einer Psychotherapie verbleiben nach Beendigung der Behandlung noch lange (bis zu zwei Jahre) auf einem hohen Level." 
    • Psychodynamische Verfahren – Psychotherapiemethoden, die sich mit den bewussten und unbewussten Kräften der Psyche beschäftigen (falls eine KVT nicht wirksam oder nicht verfügbar ist)
      Indikation: wenn sich die KVT als nicht wirksam erwiesen haben sollte, sie nicht verfügbar ist oder von den Patienten der KVT vorgezogen wird ("Sollte"-Empfehlung).
      Beachte: Die damit verbundene Konfliktbearbeitung („Vergangenheitsbearbeitung“) erfordert weit mehr Zeit als eine konfrontativ ausgerichtete kognitive Verhaltenstherapie.
    • Angstbewältigung
    • Training der sozialen Kompetenz
    • Stressbewältigungstechniken bzw. Entspannungsverfahren
      • Yoga [2]
      • Kundalini-Yoga hat in einer randomisierten Studie generalisierte Angststörungen häufiger gelindert als Vorträge zum Stressmanagement; nachhaltiger war allerdings eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) [4].
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Akupunktur – scheint eine geeignete Maßnahme zur Behandlung von Patienten mit chronischen Angstsymptomen zu sein, wenn andere Therapieformen nicht erfolgreich waren [1]

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • SHG Sunshine Angst/Panik/Depression, Ansprechpartner: Monika Müller
    Burgenring 25, 76870 Kandel
    Telefon/Fax: 07275-4874, E-Mail: mmuellerkandel@t-online.de
  • Selbsthilfegruppe Angst, Panik und Depression im Odenwaldkreis, Ansprechpartner: Rainer Heck
    64385 Reichelsheim
    Telefon: 06164-515571
  • Informationen erhalten Sie hierzu auch in Ihren Stadt- und Kreisverwaltungen/ Gesundheitsämtern (Sozialpsychiatrischer Dienst)

Literatur

  1. Errington-Evans N: Randomised controlled trial on the use of acupuncture in adults with chronic, non-responding anxiety symptoms. Acupunct Med. 2015 Jan 16. pii: acupmed-2014-010524. doi: 10.1136/acupmed-2014-010524.   
  2. Cramer H et al.: Yoga for anxiety: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Depression and Anxiety 2013 Nov;30(11):1068-83. doi: 10.1002/da.22166. Epub 2013 Aug 6.
  3. Rebar AL, Stanton R, Geard D, Short C, Duncan MJ, Vandelanotte C: A meta-meta-analysis of the effect of physical activity on depression and anxiety in non-clinical adult populations. Health Psychol Rev 2015;9:366-378. https://​doi.​org/​10.​1080/​17437199.​2015.​1022901
  4. Simon NM et al.: Efficacy of Yoga vs Cognitive Behavioral Therapy vs Stress Education for the Treatment of Generalized Anxiety Disorder A Randomized Clinical Trial JAMA Psychiatry. Published online August 12, 2020. doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.2496

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. (AWMF-Registernummer: 038-020), Oktober 2018 Kurzfassung Langfassung
  2. S3-Leitlinie: Behandlung von Angststörungen. (AWMF-Registernummer: 051-028), April 2021 Kurzfassung Langfassung