Angststörungen – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Angststörung hinweisen (die Symptomatik muss primäre Manifestation der Angst sein):
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Angststörung und werden oft zuerst bemerkt:
- Angstzustände ohne eine reale Bedrohung: Intensive Angstgefühle oder Panikattacken, die auftreten, obwohl keine tatsächliche Gefahr besteht (Häufigkeit > 80 %)
- Ungewöhnliche Angstzustände in Dauer, Intensität und Häufigkeit: Angstzustände, die sich durch ihre ungewöhnliche Dauer, Intensität oder Häufigkeit auszeichnen und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen (Häufigkeit > 70 %)
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Angststörung:
- Körperliche Symptome:
- Kopfschmerzen: Druck oder Spannungskopfschmerzen, die häufig in Verbindung mit Angstzuständen auftreten (Häufigkeit 60-70 %)
- Sehstörungen/Schwindel: Verschwommenes Sehen oder Schwindelgefühle, die plötzlich auftreten können (Häufigkeit 50-60 %)
- Herzklopfen und Angina pectoris: Ein Gefühl von Herzrasen, Herzstolpern oder plötzliche Brustschmerzen (Häufigkeit 60-70 %)
- Schwitzen und Zittern: Übermäßiges Schwitzen, oft begleitet von Zittern oder Kälteschauer, auch Nachtschweiß möglich (Häufigkeit 50-60 %)
- Anorexie (Appetitlosigkeit), Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (Häufigkeit 40-50 %)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Psychische Symptome:
- Nervosität: Anhaltende Nervosität oder Anspannung, die sich häufig in körperlichen Unruhezuständen äußert (Häufigkeit 60-70 %)
- Reizbarkeit: Überempfindlichkeit gegenüber Reizen und leichtes Auslösen von Ärger oder Frustration (Häufigkeit 50-60 %)
- Ruhelosigkeit: Ein ständiges Gefühl von Unruhe, das es schwer macht, stillzusitzen oder sich zu entspannen (Häufigkeit 50-60 %)
- Chronische Müdigkeit: Bleibt trotz ausreichendem Schlaf bestehen (Häufigkeit 50-60 %)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Allgemeine Anspannung: Zieht sich durch den ganzen Körper und ist nicht spezifisch für eine Angststörung (Häufigkeit 50-60 %)
- Schlafstörungen: Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, die mit verschiedenen psychischen und physischen Zuständen einhergehen können (Häufigkeit 40-50 %)
Bei längerem Bestehen der Angstzustände können folgende Symptome auftreten:
- Abhängigkeiten, vor allem von Alkohol oder Medikamenten (Schlafmitteln)
- Angst vor der Angst
- Ausüben von gefährlichen Hobbies, Unternehmungen zur Überkompensation
- Einschränkung der Lebensqualität
- Kontrollverlust
- Sozialer Rückzug
Achtung: Bei Kleinkindern sind isolierte Ängste in den meisten Fällen harmlos. Falls Depressionssymptome hinzukommen, deutet dieses auf ein schlechtes Entwicklungsumfeld. Es besteht in diesen Fällen die Gefahr von Entwicklungsstörungen und schweren psychosozialen Behinderungen [1].
Generalisierte Angststörung (GAS)
Eine generalisierte Angststörung liegt vor, wenn Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme über ≥ 6 Monate bestehen.
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine generalisierte Angststörung (GAS) hinweisen:
Psychische Symptome
- Angst vor Kontrollverlust
- Angst zu sterben
- Derealisation
- Schwindel
Vegetative Symptome
- Erhöhte Herzfrequenz
- Schwitzen
- Tremor (Zittern)
- Xerostomie (Mundtrockenheit)
Symptome der Anspannung
- Globusgefühl (Kloßgefühl)
- Muskelverspannung
- Ruhelosigkeit
Thorakale oder abdominelle Symptome (Symptome im Brustkorb- und Bauchbereich)
- Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl
- Thoraxschmerz (Brustschmerzen)
- Abdominale Missempfindungen
Weitere unspezifische Symptome
- Insomnie (Schlafstörungen, insbesondere Einschlafstörungen)
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Reizbarkeit
- Übertriebene Schreckreaktionen
Achtung! Bei Patienten mit einer generalisierten Angststörung (GAS) besteht eine Komorbidität (Begleiterkrankung) mit Depressionen in 40-67 % der Fälle.
Literatur
- Von Klitzing, Kai et al. Depressive comorbidity in preschool anxiety disorder. Journal of Child Psychology and Psychiatry 2014; online : 14. März 2014, DOI: 10.1111/jcpp.12222