Alkoholabhängigkeit – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Alkoholabhängigkeit kann in eine primäre und eine sekundäre Form unterteilt werden.
Bei der primären Form spielen vor allem psychosoziale Faktoren, Stress und  die Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen eine wichtige Rolle.
Bei der sekundären Form kommt es durch eine bereits bestehende psychiatrische Erkrankung zur Alkoholabhängigkeit.

Man geht davon aus, dass die Alkoholabhängigkeit im Zusammenhang mit einem Mangel an Dopaminrezeptoren im Gehirn steht.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern mit hoher Alkoholtoleranz
    • Genetisches Risiko abhängig von Genpolymorphismen:
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gene: OPRM1
        • SNP: rs1799971 im Gen OPRM1
          • Allel-Konstellation: AG (stärkeres Alkoholverlangen)
          • Allel-Konstellation: GG (stärkeres Alkoholverlangen)
  • Nahrungsmittelpräferenz in der Kindheit: hoher Konsum von zucker- und fettreichen Nahrungsmittel [3]
  • Berufe 
    • Mitarbeiter im Gastronomiegewerbe
    • Mitarbeiter in Handwerksberufen (z. B.  Bau- und Fertigungs­be­rufe)
    • Mitarbeiter des Seefahrtgewerbes und Hafenpersonal
    • Mitarbeiter im Dienstleistungsgewerbe
    • Politiker
  • Impulsivität in der Familie
  • Gewalterfahrung in der Familie
  • Ehescheidung [2]:
    • Männer: 6-fach erhöhtes Risiko
    • Frauen: 7,3-fach erhöhtes Risiko
  • Todesfall des Partners [2]:
    • Männer: 3,9-fach erhöhtes Risiko
    • Frauen: 4,1-fach erhöhtes Risiko

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Drogenkonsum
    • Cannabis (Haschisch und Marihuana) – Cannabis-Konsumenten hatten gemäß einer Studie ein 5,43-fach erhöhtes Risiko, ein Alkohol­problem zu entwickeln [1]
  • Psycho-soziale Situation
    • Aktuelle Konflikte
    • Arbeitslosigkeit
    • Lockdown wg. Corona-Pandemie
    • Soziale Isolation
    • Stress

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Antisoziale Persönlichkeitsstörung
  • Psychische Störungen wie Schizophrenie oder Manie
  • Schwere nicht-therapierbare Erkrankungen (z. B. progressive Tumorerkrankung)

Literatur

  1. Weinberger AH et al.: Is cannabis use associated with an increased risk of onset and persistence of alcohol use disorders? A three-year prospective study among adults in the United States. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.drugalcdep.2016.01.014
  2. Kendler KS et al.: Divorce and the Onset of Alcohol Use Disorder: A Swedish Population-Based Longitudinal Cohort and Co-Relative Study.AJP 2017, epub 20.1.17, doi: 10.1176/appi.ajp.2016.16050589.
  3. Mehlig K, Bogl LH, Hunsberger M, Ahrens W, De Henauw S, Iguacel I et al.: Children’s propensity to consume sugar and fat predicts regular alcohol consumption in adolescence. Public Health Nutr. 2018 Aug 24:1-8. doi: 10.1017/S1368980018001829.