Alkoholabhängigkeit – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Alkoholabhängigkeit dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie gehäuft Alkoholabhängigkeit oder andere Suchterkrankungen?
- Leiden Angehörige an psychischen Erkrankungen (z. B. Depressionen, Angststörungen)?
- Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
Soziale Anamnese
- Gibt es psychosoziale Belastungen oder familiäre Konflikte (z. B. Streitigkeiten, Trennung, Scheidung)?
- Gibt es finanzielle Schwierigkeiten oder Verschuldung?
- Hat sich Ihre berufliche Situation verändert?
- Nachlassen der Leistungsfähigkeit?
- Unentschuldigtes Fehlen oder Abmahnungen?
- Arbeitsplatzverlust?
- Gab es Unfälle oder Verletzungen unter Alkoholeinfluss?
- Sind Sie von Wohnungslosigkeit betroffen oder gefährdet?
- Wurde Ihre Fahrerlaubnis aufgrund von Alkohol entzogen?
- Wie gestalten sich Ihre sozialen Kontakte? Haben Sie sich von Freunden oder Familie zurückgezogen?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wie häufig trinken Sie Alkohol?
- Wie viel Alkohol trinken Sie täglich oder wöchentlich (z. B. Bier, Wein, Spirituosen)?
- Wie oft trinken Sie sechs oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit?
- Wann trinken Sie das erste Mal am Tag Alkohol?
- Seit wann konsumieren Sie regelmäßig Alkohol?
- Haben Sie jemals morgens Alkohol getrunken, um den Tag zu beginnen?
- Bemerken Sie einen starken Drang (Craving), Alkohol zu konsumieren?
- Gibt es aktuelle Anlässe oder Auslöser für Ihren Alkoholkonsum (z. B. Rückfälle, Stress)?
- Haben Sie versucht, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder zu stoppen? Falls ja, mit welchem Erfolg?
- Haben Sie körperliche Einschränkungen bemerkt (z. B. Zittern, Schwitzen, Übelkeit)?
- Leiden Sie unter Verdauungsbeschwerden (z. B. Durchfall, Verstopfung, Leberbeschwerden)?
- Bemerken Sie häufige Infekte oder eine eingeschränkte Immunabwehr?
- Haben Sie Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Schwindel?
- Gibt es Probleme mit der Haut (z. B. Hautrötungen, Juckreiz, Gelbfärbung)?
- Haben Sie Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Blutdruckschwankungen oder Herzrasen?
- Fühlen Sie sich häufig niedergeschlagen, ängstlich oder gereizt?
- Haben Sie Schlafstörungen oder Alpträume?
- Bemerken Sie Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsprobleme?
- Haben Sie Suizidgedanken oder bereits einen Versuch unternommen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Hat sich Ihr Appetit verändert?
- Haben Sie ungewollt Gewicht verloren oder zugenommen?
- Gibt es Veränderungen in der Verdauung oder der Urinausscheidung?
- Trinken Sie ausreichend Wasser oder andere alkoholfreie Getränke?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Nehmen Sie zusätzlich andere Drogen (z. B. Cannabis, Amphetamine, Kokain)? Falls ja, wie häufig?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Haben Sie bereits eine Entzugs- oder Entwöhnungsbehandlung durchgeführt?
- Gab es in der Vergangenheit Entzugserscheinungen wie Zittern, Delirium oder epileptische Anfälle?
- Leiden Sie an chronischen Erkrankungen (z. B. Leberzirrhose (Leberschrumpfung), Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Diabetes mellitus, Bluthochdruck)?
- Sind psychiatrische Erkrankungen bekannt (z. B. Depression, Angststörung, Psychose)?
- Wurden bei Ihnen neurologische Erkrankungen wie periphere Neuropathien diagnostiziert?
- Hatten Sie Operationen oder Unfälle, die Einfluss auf Ihre Gesundheit haben?
- Medikamentenanamnese:
- Nehmen Sie Medikamente zur Beruhigung oder gegen Schlafstörungen (z. B. Benzodiazepine, Z-Substanzen)?
- Haben Sie entzündungshemmende Schmerzmittel oder andere Medikamente, die Leber und Nieren belasten könnten, eingenommen?
- Nehmen Sie Psychopharmaka (z. B. Antidepressiva, Neuroleptika)?
Weitere Hinweise
- Zum Screening von riskantem Alkoholkonsum oder Alkoholabhängigkeit sind Fragebögen wie der Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT, 10 Fragen) oder seine Kurzform AUDIT-C (3 Fragen) geeignet.
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.