Akute Lähmung (akute Parese) – Einleitung
Eine akute Parese – umgangssprachlich akute Lähmung genannt – ist ein neurologisches Ausfallsymptom, das in den meisten Fällen durch eine zerebrale Ischämie (Minderdurchblutung: ca. 80 % der Fälle) oder eine intrakranielle Blutung (Blutung innerhalb des Schädels) verursacht wird. Intrakranielle Blutungen umfassen parenchymatöse, subarachnoidale, sub- und epidurale sowie supra- und infratentorielle Blutungen. Eine akute Parese kann auch durch eine intrazerebrale Blutung (ICB; Hirnblutung) verursacht werden.
Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM R29.8: Sonstige und nicht näher bezeichnete Symptome, die das Nervensystem und das Muskel-Skelett-System betreffen.
Ursachen
- Zerebrale Ischämie: Plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns, die häufigste Ursache akuter Parese.
- Intrakranielle Blutung: Blutung innerhalb des Schädels, kann parenchymatös (im Gehirngewebe), subarachnoidal (unter der Arachnoidea), sub- und epidural (unter oder über der harten Hirnhaut) sowie supra- und infratentoriell (über oder unter dem Kleinhirnzelt) auftreten.
- Transitorische ischämische Attacke (TIA): Plötzlich auftretende, kurzzeitige Durchblutungsstörung des Gehirns, die neurologische Störungen verursacht, die sich innerhalb von 24 Stunden zurückbilden.
- Apoplex: Schlaganfall, verursacht durch ischämischen (durch Minderdurchblutung) oder hämorrhagischen Infarkt (durch Blutung), führt zu bleibenden neurologischen Störungen.
Die möglichen Fehldiagnosen umfassen sämtliche Differentialdiagnosen zu transitorischer ischämischer Attacke und Apoplex:
- Migräne mit Aura
- Hypoglykämie (Unterzuckerung)
- Epileptischer Anfall
- Hirntumor
- Infektionen des zentralen Nervensystems (z. B. Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung))
- Multiple Sklerose (MS)
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS): akut oder subakut auftretendes neurologisches Krankheitsbild, bei dem es zu entzündlichen Veränderungen des peripheren Nervensystems kommt.
Epidemiologie
Häufigkeitsgipfel bei TIA: Vorwiegend im höheren Alter (> 60 Jahre).
Häufigkeitsgipfel bei Apoplex: Tritt vorwiegend ab dem mittleren Lebensalter auf; ab dem 55. Lebensjahr verdoppelt sich das Schlaganfallrisiko alle 10 Jahre.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Eine akute Parese gilt als Notfall und bedarf einer umgehenden stationären Abklärung in einem Krankenhaus mit einer "Stroke Unit" (spezielle Organisationseinheit innerhalb eines Krankenhauses zur Erstbehandlung von Schlaganfallpatienten).
- Der Verlauf einer akuten Parese ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Bei einer TIA verschwinden die Symptome in der Regel innerhalb von 24 Stunden, wohingegen ein Apoplex zu persistierenden neurologischen Defiziten führen kann.
- Eine schnelle Intervention, einschließlich thrombolytischer Therapie (Blutpfropfauflösung) bei ischämischem Schlaganfall oder chirurgischer Intervention bei bestimmten Arten von Hirnblutungen, kann den Verlauf und die Prognose signifikant verbessern.
Prognose
- TIA: Gute Prognose bei schneller Behandlung, jedoch hohes Risiko für nachfolgende Schlaganfälle. Etwa 10-20 % der Patienten erleiden innerhalb eines Jahres nach einer TIA einen Schlaganfall.
- Apoplex: Die Prognose variiert stark und hängt von der Größe und Lokalisation des Infarkts sowie der Geschwindigkeit und Qualität der medizinischen Versorgung ab.
- Mortalität: Die Sterblichkeitsrate bei Schlaganfällen liegt bei etwa 15 % innerhalb des ersten Monats.
- Morbidität: Etwa 25 % der Überlebenden sind dauerhaft schwerbehindert, weitere 50 % haben moderate bis leichte Beeinträchtigungen, und etwa 25 % erholen sich vollständig oder nahezu vollständig.
- Langzeitprognose: Patienten mit einer akuten Parese aufgrund eines Apoplex haben ein erhöhtes Risiko für wiederkehrende Schlaganfälle, kardiovaskuläre Ereignisse und eine verringerte Lebenserwartung. Eine konsequente sekundäre Prävention, einschließlich Blutdruckkontrolle, Cholesterinsenkung, antithrombotischer Therapie und Lebensstiländerungen, ist entscheidend für die Verbesserung der Langzeitprognose.