Abnorme Reflexe – Körperliche Untersuchung

Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:

  • Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpergewicht, Körpergröße; des Weiteren:
    • Inspektion (Betrachtung) der Haut und der Schleimhäute
    • Auskultation (Abhören) des Herzens 
    • Auskultation der Lunge 
    • Palpation (Abtasten) des Abdomens (Bauch) etc.
  • Neurologische Untersuchung – inklusive Untersuchung der Motorik, der Sensibilität, der Koordination und der Hirnnervenfunktionen

Pathologische Reflexe, Durchführung und Interpretation

Bezeichnung des Reflexes
Durchführung
Interpretation
Babinski-Zeichen
(Synonyme: Großzehenreflex, Zehenreflex, Babinksi-Reflex)
Bestreichen der lateralen (seitlichen) Fußsohle führt zur Spreizung der Zehen 2-5 und zur Dorsalflexion der Großzehe  Pyramidenbahnzeichen; bei Kleinkindern bis zu etwa einem Jahr noch physiologisch ("natürlich" bzw. altersgerecht)
Chaddock-Zeichen
(Synonym: Chaddock-Reflex)
Bestreichen des lateralen Fußrückens führt zur Spreizung der Zehen 2-5 und zur Dorsalflexion der Großzehe (Beugung zum Fußrücken)  Pyramidenbahnzeichen
Gordon-Zeichen
(Synonyme: Zehenzeichen, Gordon-Scharfer-Reflex, Wadenreflex)
Kneten der Wade führt zur Spreizung der Zehen 2-5 und zur Dorsalflexion der Großzehe  unsicheres Pyramidenbahnzeichen; stellt eine Modifikation des Babinski-Reflexes dar
Léri-Vorderarmzeichen Passive Finger-/Handbeugung führt zur Beugesynergie im Ellenbogengelenk Pyramidenbahnzeichen; Mitbewegung des Ellenbogens ist physiologisch; einseitige Abschwächung ist pathologisch (krankhaft)
Marie-Foix-/Gonda-Zeichen
(Synonym: Marie-Foix-Zeichen)
Passive Beugung der Zehen führt zur Beugesynergie im Knie- und Hüftgelenk Pyramidenbahnzeichen
Mayer-Fingergrundgelenkreflex Komplette passive Flexion (Beugung) der Finger 4 und 5 führt zur tonischen Adduktion (seitliches Heranführen an die Körper- bzw. Gliedmaßenachse) des Daumens; hierbei ist die Seitendifferenz entscheidend Der Ausfall des Reflexes deutet auf Schädigungen der Handnerven bzw. Schäden der Pyramidenbahn hin
Mendel-Bechterew-Zeichen (Synonym: Mendel-Reflex)
Beklopfen des lateralen Fußrückens führt zur Spreizung der Zehen 2-5 und zur Dorsalflexion der Großzehe Pyramidenbahnzeichen
Monakow-Zeichen Bestreichen des lateralen Fußrandes führt zur Hebung des lateralen Fußrandes Pyramidenbahnzeichen
Oppenheim-Zeichen (Synonym: Oppenheim-Reflex) Bestreichen der Tibia-Vorderkante nach distal mit den Fingerknöcheln führt zur Spreizung der Zehen 2-5 und zur Dorsalflexion der Großzehe Pyramidenbahnzeichen; ist eine Modifikation des Babinski-Reflexes
Strümpell-Zeichen bzw. Clauß-Zeichen Aktive Kniebeugung des Patienten gegen den Zug des Untersuchers führt zur Dorsalflexion der Großzehe und zur Supination des Fußes (Hebung des inneren Fußrandes bei gleichzeitiger Senkung des äußeren)
Pyramidenbahnzeichen, das auf eine Schädigung zentraler Motoneurone (Nervenzelle des zentralen Nervensystems, die mit ihrem Axon eine direkte oder indirekte Kontrolle über einen Muskel ausübt.) hindeutet
Wartenberg-Daumenzeichen Zug an den Fingerendgliedern 2-5 führt zur tonischen Daumenbeugung und Daumenadduktion  Pyramidenbahnzeichen

Als Pyramidenbahnzeichen werden neurologische Symptome/Reflexe bezeichnet, die bei Erwachsenen pathologisch (krankhaft) sind und gehäuft bei einer Läsion (Schädigung) der Pyramidenbahn auftreten. Bei Säuglingen sind die Phänomene physiologisch, da die Pyramidenbahnen noch nicht ausgereift sind.