Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ADHS und werden oft zuerst bemerkt:

  • Unaufmerksamkeit (Häufigkeit > 70 %): Kinder mit ADHS zeigen Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben oder beim Spielen zu konzentrieren. Dies äußert sich wie folgt:
    • Sorgfaltsfehler bei den Schulaufgaben/sonstigen Aufgaben
    • Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit bei den Aufgaben/beim Spielen über längere Zeit aufrechtzuerhalten
    • Hören nicht zu, was ihnen gesagt wird
    • Haben Schwierigkeiten, ihre Schulpflichten zu erfüllen
    • Können Aufgaben nicht organisieren
    • Vermeiden Aufgaben, die Durchhaltevermögen fordern
    • Sind vergesslich im Verlauf alltäglichen Aktivitäten
  • Hyperaktivität (motorische Unruhe) (Häufigkeit > 60 %):
    • Können nicht ruhig auf ihrem Stuhl sitzen
    • Stehen plötzlich auf und verlassen ihren Platz
    • Laufen herum oder klettern
    • Sind beim Spielen oft sehr laut
  • Impulsivität (Häufigkeit > 50 %): Impulsives Verhalten zeigt sich wie folgt:
    • Fallen anderen ins Wort
    • Können nicht warten, bis sie an der Reihe sind
    • Unterbrechen andere
    • Reden exzessiv 

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Emotionale Instabilität: Kinder mit ADHS können emotional labil sein, was sich in plötzlichen Stimmungsschwankungen, Wutausbrüchen oder übermäßiger Frustration äußern kann (Häufigkeit 30-40 %).
  • Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen: Kinder mit ADHS können Probleme haben, sich in soziale Gruppen einzufügen, was zu Konflikten mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen führt (Häufigkeit 30-40 %).
  • Schwierigkeiten beim Abschließen von Aufgaben: Aufgaben werden oft angefangen, aber nicht zu Ende geführt, was zu unvollständigen Arbeiten führt (Häufigkeit 40-50 %).

Die oben genannten Symptome müssen mindestens sechs Monate bestehen und sie sollen in mehr als einer Situation erfüllt sein (also beispielsweise zu Hause und in der Schule), um die Diagnose ADHS stellen zu können.

Beachte: Gemäß der S3-Leitlinie soll die Diagnose einer ADHS vor dem Alter von drei Jahren nicht gestellt werden. Selbst bei Kindern im Alter von 3 bis 4 Jahren kann die Diagnose in der Regel nicht hinreichend sichergestellt werden.

Weitere Hinweise

  • Bei Mädchen und Frauen wird eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung auch als "hidden disorder" bezeichnet [4]. 
    Nachfolgend Besonderheiten bei Mädchen mit ADHS:
    • als Zeichen der Hyperaktivität: erhöhter Redefluss (Logorrhoe) und affektive Labilität/Dysregulation; motorische Unruhe ist eher seltener
    • kaschieren ihre Defizite bzw. kompensieren diese, um normal zu erscheinen 
  • Symptome und Beschwerden von Erwachsenen, siehe unter Klassifikation: Für ADHS-Patienten im Erwachsenenalter wurden speziell die Utah-Kriterien entwickelt.

Literatur

  1. Quinn PO: Treating adolescent girls and women with ADHD: gender specific issues. J Clin Psychol. 2005 May;61(5):579-87.