Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) dar.
Familienanamnese
- Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
- Gibt es in Ihrer Familie neurologische oder psychiatrische Erkrankungen, die häufig vorkommen?
Soziale Anamnese
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen auf Grund Ihrer familiären Situation?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Liegt Unaufmerksamkeit vor? Wie äußert sie sich?
- Liegt motorische Unruhe vor? Wie äußert sie sich?
- Liegt Impulsivität vor? Wie äußert sie sich?
- Wie ist das Verhalten in Schule/Kindergarten?
- Wie ist das Verhalten zu Hause?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Zeigt Ihr Kind ein regelrechtes Wachstum und eine regelrechte Entwicklung?
- Haben Sie in der Schwangerschaft Lakritze gegessen (Lakritzkonsum)?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (neurologische Erkrankungen, Erkrankungen während der Schwangerschaft)
- Operationen
- Allergien
Medikamentenanamnese
- Benzodiazepine während der Schwangerschaft
- Valproat während der Schwangerschaft [2]
- Paracetamol (Acetaminophen) – Korrelation von mütterlichem, pränatalem Paracetamol-Gebrauch mit einem erhöhten ADHS-Risiko der Kinder [1]
- Pränatale Gabe von Glucocorticoiden (etablierte Therapie bei drohender Frühgeburt zur Prävention eines Atemnotsyndroms)
Zur Anamneseerhebung liegen mehrere Testverfahren vor, unter anderem neuropsychologische Tests und andere Fragebogenverfahren.
Literatur
- Chen MH et al.: Prenatal Exposure to Acetaminophen and the Risk of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A Nationwide Study in Taiwan. J Clin Psychiatry 2019;80(5):18m12612.doi: 10.4088/jcp.18m12612
- Wiggs KK et al.: Anti-seizure medication use during pregnancy and risk of ASD and ADHD in children. Neurlogy October 28, 2020, doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000010993