Klimakterium/Wechseljahre (Menopause) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Mit dem Beginn des Klimakteriums kommt es zu einer sukzessiven Abnahme der Synthese der weiblichen Sexualhormone. Dieser Hormonabfall verläuft in charakteristischen Stufen:

  • Progesteronabfall: Der erste signifikante Rückgang betrifft das Progesteron, das durch den ausbleibenden Eisprung (Ovulation) verringert wird. Dies führt zu unregelmäßigen Menstruationszyklen und anovulatorischen Zyklen, da Progesteron eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut) und der Zyklusregulation spielt. Ein Mangel an Progesteron verursacht häufig verlängerte Zyklen oder Dysfunktionen der Gebärmutterschleimhaut, die zu abnormen Blutungen führen können.
  • Östrogenabfall: Nach dem Absinken des Progesterons kommt es zu einem allmählichen Abfall der Östrogenspiegel, insbesondere des 17-β-Östradiols. Die ovarielle Produktion von Östrogen nimmt stetig ab, bis sie in der Menopause fast vollständig erlischt. Östrogene sind entscheidend für die Regulierung des Menstruationszyklus, die Reproduktionsfähigkeit sowie für zahlreiche systemische Wirkungen, darunter die Aufrechterhaltung der Knochendichte und der Gefäßintegrität. Nach der Menopause wird Estron (Östron), ein weniger potentes Östrogen, im Fettgewebe durch die Aromatase aus Androgenen (z. B. Androstendion) synthetisiert. Übergewichtige Frauen können daher weiterhin höhere Östrogenspiegel aufweisen, die zwar nicht das biologisch aktivere Estradiol ersetzen, aber dennoch zur Östrogenwirkung beitragen.
  • Androgenabfall: Die Synthese von Androgenen, wie Testosteron und Androstendion, nimmt während des Klimakteriums ebenfalls ab, jedoch verläuft dieser Rückgang langsamer als bei Progesteron und Östrogen. Androgene werden sowohl in den Ovarien als auch in den Nebennieren produziert. In der Postmenopause reduziert sich die ovarielle Produktion von Androgenen, wobei die Nebennieren weiterhin als eine Quelle bestehen bleiben. Der relative Androgenüberschuss, der durch den stärkeren Rückgang von Östrogen entsteht, kann zu typischen postmenopausalen Erscheinungen wie Hirsutismus oder Veränderungen des Hautbildes führen.

Konsequenzen des Hormonabfalls

Der Östrogenmangel führt zu den typischen klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Scheidentrockenheit. Langfristig erhöht sich das Risiko für Osteoporose (Knochenschwund) und Atherosklerose (Arteriosklerose; Arterienverkalkung), da der Schutz für Knochen und Gefäße wegfällt. Zudem beeinflussen die Hormonveränderungen die Hautelastizität und das Immunsystem, was zu sichtbaren Alterungsprozessen und einer Schwächung der Abwehrkräfte führt.

Zusammenfassend führt der schrittweise Hormonverlust im Klimakterium zu den typischen Wechseljahresbeschwerden und erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Osteoporose in der Postmenopause.

Ätiologie (Ursachen) des Klimakterium praecox (vorzeitige Wechseljahre)

Biographische Ursachen

  • Genetische Ursachen – familiäre Häufung
    • Es konnten inzwischen 290 Genvarianten nachgewiesen werden, die den Zeitpunkt der Menopause beeinflussen; diese erklären aber nur ca. 10 % der Unterschiede [3].
    • Genetische Erkrankungen
      • Turner-Syndrom (Synonyme: Ullrich-Turner-Syndrom, UTS) – genetische Erkrankung, die meist sporadisch auftritt; Mädchen/Frauen mit dieser Besonderheit haben lediglich ein funktionsfähiges X-Chromosom statt der üblichen zwei (Monosomie X); u. a. mit Anlagestörung der Aortenklappe (33 % dieser Patienten haben ein Aneurysma/krankhafte Aussackung einer Arterie); sie ist die einzige lebensfähige Monosomie beim Menschen und kommt ungefähr einmal bei 2.500 weiblichen Neugeborenen vor.

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Vegetarische Ernährung – Ein erhöhter Verzehr pflanzlicher Proteine kann mit einem reduzierten Risiko assoziiert sein, die Datenbasis ist jedoch begrenzt.
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Das Risiko für eine frühzeitige Menopause (vor dem 45. Lebensjahr) steigt bei Raucherinnen dosisabhängig [2].

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Autoimmunerkrankungen – diese führen zur "autoaggressiven Verdauung" der Eierstöcke
  • Diabetes mellitus
  • Virusinfektionen – zum Beispiel Mumps in der Kindheit

Medikamente

  • Zytostatika (Substanzen, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen)

Röntgenstrahlen

  • Radiatio (Strahlentherapie)

Operationen 

  • Operative Eingriffe, die die Blutversorgung der Eierstöcke stören, wie beispielsweise eine Sterilisation durch Koagulation, das heißt "Verkochung" der Eileiter, Uterusexstirpation (Gebärmutterentfernung)

Weitere Ursachen

  • Konsumierende Allgemeinerkrankungen, Tumorkachexie

Die Häufigkeit klimakterischer Beschwerden wird mit 50 bis 85 Prozent aller Frauen im Klimakterium angegeben. In 25 Prozent sind die Beschwerden sehr heftig, in 40 Prozent mittelstark. In fünf Prozent der Fälle ist die Befindlichkeitsstörung so stark, dass eine Arbeitsunfähigkeit eintritt.

Ätiologie (Ursachen) späterer Menopause

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – erhöhter BMI ist mit einer späteren Menopause assoziiert [1]

Ätiologie (Ursachen) verstärkter klimakterische Beschwerden

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Niedrige Östrogen-Serumspiegel mit gleichzeitig starken Schwankungen im Tagesablauf

Weitere Ursachen

  • Gesteigerte individuelle Empfindsamkeit des vegetativen Nervensystems
  • Körperbau und Konstitution – schlechte Gesamtverfassung des Organismus
  • Mangelhafte seelische Verarbeitung der klimakterischen Symptome
  • Negative psychische Einstellung zum Klimakterium und zur Sexualität allgemein

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Tao X, Jiang A, Yin L, Li Y, Tao F, Hu H: Body mass index and age at natural menopause: a meta-analysis. Menopause. 2015 Apr;22(4):469-74. doi: 10.1097/GME.0000000000000324
  2. Whitcomb BW et al.: Cigarette smoking and risk of early natural menopause. Am J Epidemiol 2018;187:696-704 https://doi.org/10.1093/aje/kwx292
  3. Ruth KS et al.: Genetic insights into biological mechanisms governing human ovarian ageing. Nature 2021;596:393-397 https://doi.org/10.1038/s41586-021-03779-7