Vulvovaginale Atrophie/Genitales Menopausensyndrom – Prävention

Zur Prävention der Vulvovaginalen Atrophie/des Urogenitalen Menopausensyndroms muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

Urethra/Blase

  • Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme
    • Geringe Trinkmengen fördern eine Konzentration des Urins, was die Blasenschleimhaut reizt und das Risiko für Infektionen erhöht.
  • Benutzung von Scheidendiaphragmen und Spermiziden
    • Mechanische Verhütungsmittel und spermizide Substanzen können die Vaginalflora stören und das Wachstum pathogener Keime wie Escherichia coli fördern.
  • Sexuelle Aktivität
    • Koitus (Geschlechtsverkehr) – Kann das Risiko für Blasenentzündungen erhöhen, insbesondere bei unzureichender postkoitaler Miktion.
    • Häufige sexuelle Aktivität („Honeymoon-Zystitis“) – Fördert die Migration von Bakterien in die Blase, was Dysurie und Pollakisurie verursachen kann.
  • Hygiene
    • Unzureichende Hygiene – Begünstigt die Ansiedlung pathogener Keime.
    • Übertriebene Hygiene – Entfernt die natürliche Schutzschicht der Vaginalflora und erhöht das Infektionsrisiko.
  • Exposition gegenüber Feuchtigkeit und Kälte
    • Feuchte Badebekleidung – Fördert lokale Irritationen und Infektionen durch Mazeration der Haut.
    • Zugluft und Kälteexposition – Beeinträchtigen die lokale Durchblutung und die Immunabwehr.

Vulva/Vagina

  • Geschlechtsverkehr
    • Wechsel zwischen vaginalem, analem und oralem Verkehr – Erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Keimverschleppung und Infektion.
    • Orogenitale Kontakte – Begünstigen spezifische virale Infektionen, wie z. B. durch Herpesviren.
  • Übertriebene Intimhygiene
    • Verwendung von Vaginalduschen, Intimsprays oder aggressiven Waschlotionen – Schädigt die Vaginalflora und erhöht das Risiko für Infektionen und Irritationen.
  • Intrauterinspirale (IUP, Spirale)
    • Kann lokale Entzündungen oder Irritationen fördern, besonders bei unsachgemäßer Hygiene.
  • Promiskuität
    • Häufig wechselnde Sexualpartner erhöhen die Exposition gegenüber sexuell übertragbaren Infektionen (STIs).

Weitere Umweltfaktoren

  • Chemische Irritationen
    • Reizende Stoffe in Waschmitteln, parfümierten Intimhygieneprodukten oder Slipeinlagen können die Vaginalschleimhaut schädigen.
  • Nicht atmungsaktive Kleidung
    • Synthetische Stoffe fördern Wärme- und Feuchtigkeitsansammlungen, die lokale Irritationen und Infektionen begünstigen.
  • Hormonelle Faktoren
    • Der Rückgang von Östrogen während und nach der Menopause fördert die Atrophie der Vaginal- und Blasenschleimhaut.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – Mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser täglich fördern die "Spülung" der Harnwege und reduzieren das Risiko von Blaseninfektionen.
    • Ausgewogene Ernährung – Eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost stärkt die Haut- und Schleimhautbarrieren.
  • Hygiene und Pflege
    • Angemessene Intimhygiene – Verwendung von pH-neutralen, parfümfreien Reinigungsprodukten zur Erhaltung der natürlichen Vaginalflora.
    • Vermeidung übertriebener Hygiene – Keine Vaginalduschen oder aggressive Reinigungsmittel, um die Schutzbarriere nicht zu schädigen.
  • Kleidung
    • Atmungsaktive Materialien – Verwendung von Baumwollunterwäsche und Vermeidung synthetischer Stoffe, um Wärme- und Feuchtigkeitsansammlungen zu verhindern.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Symptome frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen die Progression zu verhindern.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen – Kontrolle der Vaginalschleimhaut und Hormonsituation, insbesondere während und nach der Menopause.
    • Beurteilung der Vaginalflora – Screening auf Dysbiosen und Infektionen, um frühzeitig intervenieren zu können.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Lokale Östrogentherapie mit Östriol – Regelmäßige Anwendung zur Verbesserung der Schleimhautfunktion und Linderung von Beschwerden.
    • Probiotische Präparate – Einsatz von Lactobacillus-haltigen Produkten zur Stabilisierung der Vaginalflora.
  • Individuelle Beratung
    • Intimhygieneaufklärung – Empfehlungen zur Vermeidung von Intimprodukten, die die Schleimhaut reizen könnten.
    • Postkoitale Maßnahmen – Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr zur Verringerung der Infektionsgefahr.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die Behandlung bestehender Beschwerden und die Vermeidung von Komplikationen.

  • Langzeittherapie
    • Hormonelle Langzeittherapie – Dauerhafte Anwendung lokaler Hormonpräparate (Östriol) zur Unterstützung der Schleimhautfunktion.
    • Antimikrobielle Behandlung – Einsatz spezifischer Antibiotika oder Antimykotika (Antipilzmittel) bei Infektionen.
  • Lebensstilinterventionen
    • Stressmanagement – Anwendung von Techniken wie Yoga oder Achtsamkeit zur Reduktion stressbedingter Beschwerden.
    • Regelmäßige Bewegung – Förderung der Durchblutung im Beckenbereich durch moderate körperliche Aktivität.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Beratung und Selbsthilfegruppen – Unterstützung bei der Bewältigung psychosozialer Belastungen durch die Erkrankung.
    • Langfristige ärztliche Betreuung – Regelmäßige Nachsorge zur Kontrolle der Symptomatik und zur Anpassung der Therapie.

Mit diesen Präventionsmaßnahmen können die Symptome der Vulvovaginalen Atrophie und des urogenitalen Menopausensyndroms gemindert und die Lebensqualität betroffener Frauen erheblich verbessert werden.

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring